22
-Z Meggendorfer-Blätter, München
— „Das sind Lamas, Kinder, wenn ihr die ärgert, spucken sie."
— „Aber Fräulein, es stehl ja überall im Garten: Spucken verboten!"
ll üugcnclrcit! — l/cm siscmen sniink
Nit mir äss wücju üebensrnk
2u iüeb unc! üust uncl I^etcten!
Hun siub' intis nnclllcsi in clnr Isigcüt
Unä sisd' es mütisncn sieimgnbi'nctit
Uncl günnn stust uns bntclnn.
llss micti cturcti tsuscnct 5tücmc tcug,
üctit tcuttct's tciccllicti vuc clcm t'kiug
Uncl ctunk! mic tüc clic ticippc;
Ucc sicincl, mit clcm icti Usnccn bcscti,
6cbt mit mic pisuclci'nü tiintcnnncti
Isitt Ztunclcngins uncl tüppc.
Uc cütimt mic lünctcn, siclcl uncl tlsus
Uncl cuptt gcmscti clic Liütticin uus
t!n mcincm ücbcnLbsumc.
tjcli wictici'Nll stsmptt ciss uitc sskcrcl:
llci' t'tlugstci'/ wircl rum blsnkcn Zctiu/cct-
!m Icsumc, scti! Im Icsumcl
Das Buch
Das Buch wurde von einem Seesoldaten geschrieben.
Der hatte es erlebt. Mit kochendem Blut erlebt im großen
Völkerringen. And geschrieben war es schlicht und mit
verhaltner Glut: Ich bin nichts, das Vaterland ist alles.
Aber bevor das Buch im Druck erschien, wurde sein
Verfasser von einem Iournalisten unterwegs erwischt und
über seine Leldenfahrten ausgefragt. Bis auf die Knochen
und aufs weiße Blut. Der Zournalist war fixer. Vierzehn
Tage vor dem andern kam sein Buch heraus. Bomben-
erfolg bis da hinaus. Dann, als des Äelden Büchlein
selbst erschien —
„Mein Gott, das haben wir ja alles schon gelesen, nein,
geben Sie mir was anderes, Lerr Buchhänd-
ler." Im Schausenster verstaubte das Büchlein.
Dann schrieb einer ein Büchlein über das
berühmte Buch des Iournalisten und riß ihn her-
unter. Bombenerfolg bis da hinaus.
Dann schrieb einer ein Büchlein über den
Kritiker und riß ihn herunter. Bombenerfolg
bis da hinaus.
Dann schrieb einer eine zusammenfassende
Broschüre über das Buch des Iournalisten,
das des Kritikers und das des Kritikers des
Kritikers. Bombenerfolg bis da hinaus.
Dann kamen lange Friedensjahre. Alles
ging seinen alten Gang. Map sprach nicht mehr
vom Krieg. Auch keine Bücher schrieb man
mehr von ihm. So daß eines Tages ein Lite-
raturprofeffor auf den Gedanken kam:
„Sie sollten einmal was besonderes als
Doktordissertation bearbeiten, junger Freund,
ich erinnere mich da einer höchst interessanten
Kontroverse über ein Seekriegsbuch, das müßte
Ihnen liegen, sind doch von der See zu Lause?"
„Ia, mein Vater war auch mit im See-
krisg, Lerr Professor." 2ssen
Fertig war die Dissertation. Erschöpfend,
tüchtig, geistvoll. Der Student hat glänzend
doktoriert. Nach Lause kommt er, wird beglückwünscht.
Sein Vater, der alte Seebär, klopft ihm auf die Schulter:
„Lest mi din Doktorsrist gor nich togahn laten, min Zung?"
„Ach, Vater, ich dachte, du wärest — wärest literarisch
nicht interessiert."
„Seeg dat nich, min Iung, din Vater hat dat Düwels-
tüg ok mal en beten versäukt."
Dann las er sie und las und hörte gar nicht auf zu
schmunzeln.
„Za, min Iung, wer het dat glöwt, daß du din Vader
nochmal to din Doktorsrift verhackstücken würdst."
And er ging langsam an einen alten Schrank und
holte sein verstaubtes und vergilbtes Buch hervor.
Fritz Müller
— „Sie bringen mich durch Zhr Auftreten
um meinen ganzen Kredit! Wovon glauben
Sie denn nachher, daß ich Sie bezahlen soll?"
Copyright ISI6 by I. F. Schreiber
-Z Meggendorfer-Blätter, München
— „Das sind Lamas, Kinder, wenn ihr die ärgert, spucken sie."
— „Aber Fräulein, es stehl ja überall im Garten: Spucken verboten!"
ll üugcnclrcit! — l/cm siscmen sniink
Nit mir äss wücju üebensrnk
2u iüeb unc! üust uncl I^etcten!
Hun siub' intis nnclllcsi in clnr Isigcüt
Unä sisd' es mütisncn sieimgnbi'nctit
Uncl günnn stust uns bntclnn.
llss micti cturcti tsuscnct 5tücmc tcug,
üctit tcuttct's tciccllicti vuc clcm t'kiug
Uncl ctunk! mic tüc clic ticippc;
Ucc sicincl, mit clcm icti Usnccn bcscti,
6cbt mit mic pisuclci'nü tiintcnnncti
Isitt Ztunclcngins uncl tüppc.
Uc cütimt mic lünctcn, siclcl uncl tlsus
Uncl cuptt gcmscti clic Liütticin uus
t!n mcincm ücbcnLbsumc.
tjcli wictici'Nll stsmptt ciss uitc sskcrcl:
llci' t'tlugstci'/ wircl rum blsnkcn Zctiu/cct-
!m Icsumc, scti! Im Icsumcl
Das Buch
Das Buch wurde von einem Seesoldaten geschrieben.
Der hatte es erlebt. Mit kochendem Blut erlebt im großen
Völkerringen. And geschrieben war es schlicht und mit
verhaltner Glut: Ich bin nichts, das Vaterland ist alles.
Aber bevor das Buch im Druck erschien, wurde sein
Verfasser von einem Iournalisten unterwegs erwischt und
über seine Leldenfahrten ausgefragt. Bis auf die Knochen
und aufs weiße Blut. Der Zournalist war fixer. Vierzehn
Tage vor dem andern kam sein Buch heraus. Bomben-
erfolg bis da hinaus. Dann, als des Äelden Büchlein
selbst erschien —
„Mein Gott, das haben wir ja alles schon gelesen, nein,
geben Sie mir was anderes, Lerr Buchhänd-
ler." Im Schausenster verstaubte das Büchlein.
Dann schrieb einer ein Büchlein über das
berühmte Buch des Iournalisten und riß ihn her-
unter. Bombenerfolg bis da hinaus.
Dann schrieb einer ein Büchlein über den
Kritiker und riß ihn herunter. Bombenerfolg
bis da hinaus.
Dann schrieb einer eine zusammenfassende
Broschüre über das Buch des Iournalisten,
das des Kritikers und das des Kritikers des
Kritikers. Bombenerfolg bis da hinaus.
Dann kamen lange Friedensjahre. Alles
ging seinen alten Gang. Map sprach nicht mehr
vom Krieg. Auch keine Bücher schrieb man
mehr von ihm. So daß eines Tages ein Lite-
raturprofeffor auf den Gedanken kam:
„Sie sollten einmal was besonderes als
Doktordissertation bearbeiten, junger Freund,
ich erinnere mich da einer höchst interessanten
Kontroverse über ein Seekriegsbuch, das müßte
Ihnen liegen, sind doch von der See zu Lause?"
„Ia, mein Vater war auch mit im See-
krisg, Lerr Professor." 2ssen
Fertig war die Dissertation. Erschöpfend,
tüchtig, geistvoll. Der Student hat glänzend
doktoriert. Nach Lause kommt er, wird beglückwünscht.
Sein Vater, der alte Seebär, klopft ihm auf die Schulter:
„Lest mi din Doktorsrist gor nich togahn laten, min Zung?"
„Ach, Vater, ich dachte, du wärest — wärest literarisch
nicht interessiert."
„Seeg dat nich, min Iung, din Vater hat dat Düwels-
tüg ok mal en beten versäukt."
Dann las er sie und las und hörte gar nicht auf zu
schmunzeln.
„Za, min Iung, wer het dat glöwt, daß du din Vader
nochmal to din Doktorsrift verhackstücken würdst."
And er ging langsam an einen alten Schrank und
holte sein verstaubtes und vergilbtes Buch hervor.
Fritz Müller
— „Sie bringen mich durch Zhr Auftreten
um meinen ganzen Kredit! Wovon glauben
Sie denn nachher, daß ich Sie bezahlen soll?"
Copyright ISI6 by I. F. Schreiber