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Zeitschrift für Humor und Kunst

Wie Bob seinen Freund ehelichte

Schlingen nach allen unverheirateten Männern aus-
warf, seit dieser Stunde, da — o sdnws — das stolze
Liugäow, von der Pestilenz des gsrinanism, des
niilitarisw, des iinpsrinlisw, des Iraissrisiii angesteckt,
diese äniiiusä Zwangsrekrutierung eingeführt hatte —:
seit dieser Stunde waren die überzeugtesten Äage-
stolze davon durchdrungen, daß ein Leben im Ehejoch
noch besser sei, als der Leldentod flirs Vaterland.

Der Iunggesellenklub „Lsvsr nwrrisä" stand an
jenem düsteren Dezemberabend leer, da die Zeitungen
in Niesenlettern die neue Wehrpflicht-Bill veröffent-
lichten. Es war, als ob die Lerren fürchteten, ein
Nekrutierungsbureau könnte in kühnem Landstreich
die schönen, behaglichen Näume ihres Klubheims mit
Beschlag belegen, um sofort an dieser ergiebigen
Quelle mit seiner Tätigkeit zu beginnen. Nur im
Rauchzimmer saßen, in tiefes Sinnen versunken, zwei
junge Leute, über 18 aber unter 41 Iabren, und
wünschten, sie wären Munitionslieferanten, Schrap-
nellerzeuger oder irgendwie, irgendwarum unabkömm-
lich; aber das waren sie, als ganz harmlose, ganz
kriegsunbeteiligte reiche Rentnerssöhne nun leider
durchaus nicht.

„Du, Bob," sagte der Iüngere, „ob wir nicht
auch zu Parkins gehen?"

„Nur nicht den Mut verlieren, Charley, wer
wird denn gleich ans Aeußerste denken!"

„Ach Bob, ich glaube, unsere Bequemlichkeit und
Anabhängigkeit verblutet entweder auf dem Altar der
Ehe oder auf dem des Vaterlandes. Ich sehe keine
Möglichkeit, dem Nekrutierungsbureau auszuweichen,
ohne einem Leiratsbureau in die Lände zu sallen." Monolog

„Kopf hoch, wx dox!" And tröstend streichelte
er Charleys zarte Wangen. „Für den Krieg bist du
zu gut, und für die Ehe — du und heiraten! Mein
Gott, die englischen Frauen stnd ja viel zu männlich
für dich, viel zu männlich, Charley. Wenn ich dich so an-
sehe und denke, du lollst —"

„Auf den blutgetränkten Feldern Flanderns mein junges
Leben verlieren — o, es ist zu traurig —"

— „Arbeit is jut, aber der sie erfunden
hat, hätte sie sich patentieren lassen sollen,
damil ste ihm keener nich nehmen kann."

Fingerhakeln

— „So, Alter, jetzt kannst es einmal
sehen, wie 's demen Patienten zu Mut
ist, wennst ihnen einen Zahn ziehst."

„Nein, nicht das — ich meinte, wie furchtbar es wäre,
wenn du dich so Lals über Kopf in eine Ehe stürzen mühtest.
So ein hübscher, kleiner Kerl wie du ist viel zu schade sür
die Ehe." And plötzlich fragte er ganz unvermittelt und
nachdenklich: „Sag' mal, Charley, du brauchft
dich wohl gar nicht rasiercn zu laffen?"

„Nein, du weißt doch, Bob, daß ich keinen
Bartwuchs habe."

„Bobs Augen wurden sichtlich groß und
immer größer und quollen ordentlich über in-
folge der Anstrengung des Denkens, Er biß
stch auf die Lippen, schnitt Grimassen und mas-
sierte seineKopfbaut, als wollte er einen großen,
zäh verankerten Gedanken an das Tageslicht
fördern. Mit ausgestreckten Länden wehrte
er die erstaunten Fragen seines Freundes ab.
In unablässigem Murmeln bewegten sich seine
Kieier, als ob sie seine Pläne und Ideen zer-
malmen und kleinkriegen sollten.

Mit einem Ruck stellte er sich vor seinen
Freund Charley, sah ihn mit weit aufgerissenen
Augen an und stieß atemlos hervor: „Charley,
du mußt mich heiraten! Du und keine andere!
Das ist unsere einzige Rettung! Du sagst doch
nicht nein? Charlcy, du nimmst mich doch?"

Charley zog es vor, rasch hinter einen
großen Klubfauteuil zu retirieren, um stch hinter
diesem Wall gegen einen Anfall seines Freundes
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