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Meggendorfer-Blätter, München

Nr. 1323

Der Kiise

cholerisches Temperament ansah. Der Mann ist verdrossen,
sagte ich mir; ich werde ihn wieder heiter machen. Ich trat
ihm also in den Weg und hielk meine Rede. Er sah mich
wild an. „Ia, was fällt Ihnen denn ein, zum Teufel!
Wenn Sie mich hier anöden wollen-"

In diesem Augenblick tippte mir von hinten jemand
auf die Schulter. Es war ein Schutzmann. „Sie, was
soll das hier mit Ihrem Käse! Die ganze Zeit passe ich
schon auf Sie auf. Leute an Käse riechen lassen, das gibts
hier nicht. Das ist grober Anfug, wissen Sie." — Ich muß
gestehn, mir wurde unbehaglich zu Mute. Vermutlich würde
jetzt der cholerische Mann den Schutzmann bestimmen, gegen
mich einzuschreiten; er würde erklären, von mir belästigt
worden zu sein. Aber nun geschah etwas sehr Merkwürdiges.
Es gibt Leute, die einen Schutzmann kaum sehen, viel weniger
noch reden oder gar befehlen hören können Zu diesen mußte
der magere Mann gehören. Er fuhr gleich auf den Schutz-
mann los. „Was geht das Sie an? Was mengen Sie
sich hier herein? Wo steht die Verordnung, daß es das
nicht gibt, Leute auf der Straße an Käse riechen zu lassen?
Wenn ich riechen will, dann rieche ich!" And er nahm
mir meinen Teller aus der Land und roch.

„Na hören Sie mal-" fing der Schutzmann un-

willig an.

„Sehen Sie: ich rieche! Ich rieche, und Sie haben
Ihre Nase gar nicht hineinzustecken!"

Der Schutzmann wurde ärgerlich. „Sie wollen wohl
wegen Beamtenbeleidigung 'rankommen?"

Der hagere Mann wurde immer wilder. „Der Lerr
da ist im Recht, und ich bin auch im Recht. Kein Gesetz
verbietet, daß ein Staatsbürger einen andern auf der
Straße an einem Käse riechen läßt. Aber natürlich, so
ein Lerr Schuhmann bildet sich ein, Leute schikanieren
zu können."

„Sie, jetzt kommen Sie mal mit!" sagte der Polizist
und ergriff den hageren Mann. Da gab es ein klatschendes
Geräusch; um den Schutzmann abzuwehren, hatte der
Choleriker mit dem Teller umhergefuchtelt, und der Käse
hatte sich abgelöst und war dem Schutzmann ins Gesicht
geflogen. Inzwischen hatte sich eine neugierige Menge
angesammelt. Dies ermöglichte es mir, der völlig von
dem Schutzmann vergeffen worden war, unauffällig um die
Ecke zu verschwinden. Das letzte, was ich von dem hageren
Manne hörte, war die wild herausgeschrieene, einige Mals
wiederholte Frage: „Ist es in Deutschland verboten, daß
Leute auf der Straße an einem Käse riechen? Ia, und
nun quält mich die Frage: wie wird es dem unglücklichen,
durch seinen gerechten Zorn hingerissenen Manne ergehn?"

„Es wird schon nicht so schlimm werden,"1röstete ich Adam.

Adam nickte. „Und schließlich hat der Mann ja auch
meinen Teller behalten. Deffen Verlust bedauere ich eigent-
lich Wenn ich einmal heiraten werde, wird mein Schwieger-
vater nun doch nichts an der Aussteuer sparen."


KarlKottlobbelillZlkrM.


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Guter ttartoffelsalat ohne Gel.

Ein Kaffeelöffel Kartoffelmehl wird mit etwas Fleischbrühe glatt gerührt, dazu kommt
ein Eßlöffel Hengstenbergs Weinessig und eine Mesferspitze Salz. Diese Mifchung wird
unter stetem Rühren einmal aufgekocht, über die abgekochten Kartoffeln gegosfen und gut
gemifcht. Zwiebel nach Geschmack, und wer sich's leisten will — ein rohes Ei.

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