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88 Meggendorfer-Blätter, München

— „Ietzt darfst du nicht nur ans spielen benken, Fritz;
du mußt helfen, weil die Männer im Krieg sind."

— „Aber deshalb will ich ja gerade Krieg fpielen."

Der Friedensstifter

„Ia, meine Lerren," begann Lerr
NashuberseineStammtischunterhaltung,
„so wie's jetzt ist, kann's nimmer länger
weiter gehn. Alles wird teurer, sogar
neuerdings 's Bier, und was nicht teurer
werden kann, geht zu Grund. And wozu
die ganze Gaudi? Niemand weiß,
warum."

„Das ist nicht zu ändern," ward ihm
erwidert, „und wir müffen durchhalten
bis zur Entscheidung."

„Wäre nicht übel," ereiferte sich
Lerr Nashuber, „wenn ich heute zu den
verschiedenen Lerren Engländern, Fran-
zosen, Russen und den andern Schla-
waken geh' und red' vernünftig damit,
ich möcht' doch sehen, ob ich's nicht fertig
brächt', daß endlich Ruh wäre. 's muß
halt ein jeder ein wenig nachgeben und
den andern neben feiner schnaufen lassen.
Platz sst für alle auf der Welt und es
müßt rein zum Deixel sein, wenn man
ihnen das nicht mit guten Worten bei-
bringen könnt."

„Wohl möglich," wandte die Oppo-
sition ein, „aber was wäre dann, wenn
die Gegner unsre Nachgiebigkeit be-
nützten, um erneut über uns herzufallen,
vielleicht zu einer Zeit, wo wir nicht
darauf vorbereitet wären oder uns in
ihrer Bereitwilligkeit zum Frieden ge
täuscht hätten?

„Wasnachherwär?"schrieLerrNas-
huber grimmig. „Beuteln tät ich s', daß
ihnen die Luft ausging." C. A. Lg.

Einwurf

Richter: „Sie haben Ihre Frau bös-
willig verlassen?"

Angeklagter: „Nein, gutwillig."

Was gibft ma? Bon Frih Müller

Als ich klein war, wußte ich nicht, was Gewissen war.
Jch war also gewissenlos. Oder wie soll man es sonst heißen?
Ich weiß wohl, es gibt auch große Leute, die sind gewissenlos.
Also wären ste wie die Kinder? Äber es ist doch ein Unter-
schied, ein großer Anterschied. De»n die großen Gewissen-
losen haben das Gewiffen gehabt, und die kleinen Gewissen-
losen kriegen's erst.

Ich habe es durch den Peter Munzinger bekomrnen.
Er hat es mir durch „Was gibst Ma?" beigebracht. And
ich habe es auch wieder durch „Was gibst ma?" angebracht.
Das Gewissen muß eine homöopathische Krankheit sein,
weil man sie durch sich selber wieder austreibt.

Der Peter Munzinger und >ch sind auf der griinen
Wiese bei den Leuschrecken gelegen und hatten auf der
Lerrgottswelt nichts zu tun. Es sei denn, daß sich der
Peter Munzinger mit einem Mashalm aus Langeweile
selber in der Nase kitzelte, hoch hinauf, und niesen mußte.
Und mit dem „Lazil" ist ihm eine Frage herausgefahren:
„Was gibft ma, wenn ich's deiner Mutter net sag?"

„Was sag?" erwiderte ich erstaunt.

„Das wirst nacha schon sehn, wenn ich's ihr gesagt hab',"
drohte er.

Ich war mir freilich keiner Schuld bewußt und hätte
ruhig sagen können: „Sags, sags immerzu." Aber in jenem
Alter begann ein Wald von vielerlei Verordnungen und
Verboten um uns aufzuwachsen. Möglich war es immerhin,
daß irgendetwas vorlag, deffen Schwere ich mir selber
nicht bewußt war. And ehe dieser Peter Munzinger meine
Mutter betrübte —

„Da hasta neue Feder," sagteich und hatte das Gefühl, als
räkelten sich meine Schultern aus den Maschen eines Netzes.

Einen Tag lang blieben diese Maschen locker. Dann
zogen ste sich wieder enger:

„Was gibst ma, wenn ich's deiner Mutter net fag?"

„Ich hab dir doch erst gestern eine neue Feder geb'n,"
sagte ich empört.

„Die ist schon verschrieb'n. Also was gibst ma,
wenn ich's deiner Mutter net sag?" Innerlich schrie's in
mir: „Eine Watsch'n, daß d'n Limmel für a Baßgeig'n an-
schaust!" Aber nebenher lief die Erwägung: And nach der
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