Kriegschronik der Meggeudorfer-Blätter, München
3
Fleischermeister E. ist zum Landsturm eingezogen, während
seine Gehilfen seit Anfang der Mobilmachung im Felde
stehen. Da seine Frau das Geschäft allein nicht weiter
treiben kann, macht sie ein Reklamationsgesuch, das aber
abgelehnt wird. Es wird ihr nun angeraten, es doch mit
einein Kriegsgefangenen zu versuchen. Die Frau unter-
nimmt die nötigen Schritte, und nach einigen Wochen öffnet
sich die Türe, es erscheint ein stämmiger Franzose und
hinterdrein, zur Bewachung, ihr so sehr vermißter Ehe-
mann — Landsturmmann E.
Protest
— „Bier gibt's noch keins, L>err Wamperl; mögen S' viel-
leicht einstweilen eine Limonade?"
— „A Limonad' werd' ich trinken! Wo die Zitronen
doch aus Jtalien stammen."
Schüttelreim
Die Küchenfee sah gerne
Den Schatz aus der Kaserne. P-in
S! iN
In der Kurfürstenstraße, der Lauptverkehrsader, ist «in
Laden mit einem mächtigen Schäufenster. Linter dem Schau-
fenster aber steht ein feldgrauer Soldat in voller Unisorm
und putzt es. Draußen wiederum steht ein etwaS cholerischer
Lerr, der diesen Vorgang mit tieser Entrüstung beobachtet.
„Es ist wirklich kaum zu glauben und geradezu unerhört,
wozu man unsre Feldgrauen alles hernimmt/ schimpft er.
„Statt sie als Lelden zu ehren, wie sie es verdienen, und
ihnen die Tage ihres kärglichen Llrlaubs nach Kräften zu
verschönen, degradiert man sie zu Magddiensten und ist
schamlos genug, dies auch noch in breitester Oeffentlichkeit
zu tun."
Llnd der Mann hat sich so in die Litze geredet, daß
er stapfenden Fußes in den Laden tritt, um den Inhaber des-
selben über sein ärgerniserregendes Benehmen zur Rechen-
schaft zu ziehen. „Sie," schreit er ein Fräulein an, das ihm
zunächst steht, „wo ist denn hier der Ladeninhaber?"
„Der Ladeninhaber?" ruft eine Stimme von irgend-
woher, und aus dem Fenster hervor springt der Feldgraue
mit dem Putzlappen, „der Ladeninhaber bin ich!"
(m.) C.A.Lg.
— „Limmel,was muß das Bild Fleischkarten gekostet haben."
Die schöne Seife
Auf dem Tische meines Friseurs, auf dem er alle seine
Spezialitäten zur Parade stellt, stand ganz im Vorder-
grund eine Anzahl feiner Glyzerinseifen in gläsernen Schalen
mit Goldrändern und sonstiger Luxusausstattung.
„Da haben Sie ja was ganz feines, wohl aparte
Neuheiten," fragte ich.
„O nein," erwiderte er dienstsertig, „das ist noch feine
französische Ware, erste Qualität. Wird sonst kaum mehr
wo zu kriegen sein."
„Was kostet da wohl das Stück?"
„Vier Mark fünfzig."
Schnell setzte ich mich in meinen Rasierstuhl und legte
den Kopf auf die Stütze.
„Ein wenig hoch," sagte ich und meinte die Stütze.
„O, weil Sie es sind, lasse ich Ihnen das Stllck um
zwei Mark zwanzig," erwiderte der Friseur und meinte
die Seife.
Logik für Ehemänner
— „Ich kann das alte Kostüm keinen Tag länger tragen.
Was sollen die Leute dazu sagen!"
— „Sie werden sagen, daß du eine patriotische Frau bist,
die sich nach Kräften bemüht, an der Einschränkung des
heimischen Stoffverbrauchs mitzuarbeiten."
— „Die Feldpost soll überlastet sein. Na ja, ein bißchen Miß-
brauch wird schon damit getrieben."
— „Kolossal sogar, — habe gestern eine Rechnung bekommen."
Oex /^ngÄellte
tiörn 5' ir' äös vsiir? krsgt clie frsu fiiss,
Osk Idns 6us scdo sng'stsllt w'?
Osr klosne k?scicsr gstit js gsr.
>Vis mslner, srst InL nsunts 6sbr!
kis js, ssgt ckrsut k^rsu ttomolks,
In ci' 5ctiul geti'n musü sr kreil! ss,
Oo ci' sncirs 2sit von brusti bi8 kisctit
Is' er vsrrorgt uncl unterbrsctit:
llm 8sck>8s in clsr k^rusb, äs 8cb ck
Ib 'n tlsn8! 8cbo in cl' Lrottsbrik
tlnci kiscbmittsg. 6s bleibt er gisi'
5scb8 5tun6 ks8t in 6sr 5elcberei.
6s. bsI6 ib '8 ksnn un6 6' 5scbsn rsbl,
k)s blsibt er sng'8telit übersil.
„llr" 8tellt 8i' sn un6 ksutt sll'8 r'^smm,
V/sil ms 8UN8t nix rsn krs88sn bsm.
L. äsrreb-vLi
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Fleischermeister E. ist zum Landsturm eingezogen, während
seine Gehilfen seit Anfang der Mobilmachung im Felde
stehen. Da seine Frau das Geschäft allein nicht weiter
treiben kann, macht sie ein Reklamationsgesuch, das aber
abgelehnt wird. Es wird ihr nun angeraten, es doch mit
einein Kriegsgefangenen zu versuchen. Die Frau unter-
nimmt die nötigen Schritte, und nach einigen Wochen öffnet
sich die Türe, es erscheint ein stämmiger Franzose und
hinterdrein, zur Bewachung, ihr so sehr vermißter Ehe-
mann — Landsturmmann E.
Protest
— „Bier gibt's noch keins, L>err Wamperl; mögen S' viel-
leicht einstweilen eine Limonade?"
— „A Limonad' werd' ich trinken! Wo die Zitronen
doch aus Jtalien stammen."
Schüttelreim
Die Küchenfee sah gerne
Den Schatz aus der Kaserne. P-in
S! iN
In der Kurfürstenstraße, der Lauptverkehrsader, ist «in
Laden mit einem mächtigen Schäufenster. Linter dem Schau-
fenster aber steht ein feldgrauer Soldat in voller Unisorm
und putzt es. Draußen wiederum steht ein etwaS cholerischer
Lerr, der diesen Vorgang mit tieser Entrüstung beobachtet.
„Es ist wirklich kaum zu glauben und geradezu unerhört,
wozu man unsre Feldgrauen alles hernimmt/ schimpft er.
„Statt sie als Lelden zu ehren, wie sie es verdienen, und
ihnen die Tage ihres kärglichen Llrlaubs nach Kräften zu
verschönen, degradiert man sie zu Magddiensten und ist
schamlos genug, dies auch noch in breitester Oeffentlichkeit
zu tun."
Llnd der Mann hat sich so in die Litze geredet, daß
er stapfenden Fußes in den Laden tritt, um den Inhaber des-
selben über sein ärgerniserregendes Benehmen zur Rechen-
schaft zu ziehen. „Sie," schreit er ein Fräulein an, das ihm
zunächst steht, „wo ist denn hier der Ladeninhaber?"
„Der Ladeninhaber?" ruft eine Stimme von irgend-
woher, und aus dem Fenster hervor springt der Feldgraue
mit dem Putzlappen, „der Ladeninhaber bin ich!"
(m.) C.A.Lg.
— „Limmel,was muß das Bild Fleischkarten gekostet haben."
Die schöne Seife
Auf dem Tische meines Friseurs, auf dem er alle seine
Spezialitäten zur Parade stellt, stand ganz im Vorder-
grund eine Anzahl feiner Glyzerinseifen in gläsernen Schalen
mit Goldrändern und sonstiger Luxusausstattung.
„Da haben Sie ja was ganz feines, wohl aparte
Neuheiten," fragte ich.
„O nein," erwiderte er dienstsertig, „das ist noch feine
französische Ware, erste Qualität. Wird sonst kaum mehr
wo zu kriegen sein."
„Was kostet da wohl das Stück?"
„Vier Mark fünfzig."
Schnell setzte ich mich in meinen Rasierstuhl und legte
den Kopf auf die Stütze.
„Ein wenig hoch," sagte ich und meinte die Stütze.
„O, weil Sie es sind, lasse ich Ihnen das Stllck um
zwei Mark zwanzig," erwiderte der Friseur und meinte
die Seife.
Logik für Ehemänner
— „Ich kann das alte Kostüm keinen Tag länger tragen.
Was sollen die Leute dazu sagen!"
— „Sie werden sagen, daß du eine patriotische Frau bist,
die sich nach Kräften bemüht, an der Einschränkung des
heimischen Stoffverbrauchs mitzuarbeiten."
— „Die Feldpost soll überlastet sein. Na ja, ein bißchen Miß-
brauch wird schon damit getrieben."
— „Kolossal sogar, — habe gestern eine Rechnung bekommen."
Oex /^ngÄellte
tiörn 5' ir' äös vsiir? krsgt clie frsu fiiss,
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Osr klosne k?scicsr gstit js gsr.
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L. äsrreb-vLi