Meggendorfer-Blätter, München
tat das Walfischküken aber nich.
Na, weil das Iunge so ab
ständig war, wollt Klaas bei das
wilde Meer bloß auf die Dicke los.
Das Boot geht also runter
und arbeit' sich durch die Wellen
auf das Beest zu, das noch nichts
nich ahnt. Ich saß als Nuders-
mann mit in das Boot, denn
ich wollt so was auch mal mit-
machen.
Klaas van Borreltje steht
vorn mit seine Larpune. Wir
hatten mächtig zu riemen, aber
allens ging gut, und wir waren
nu so dicht an dem Fische, daß
Klaas schon den Arm hob. Ein
mal ließ er ihn noch sacken, denn
nu konnte er das Beest erst richtig
überholen, was nich viel weniger
Registertonnen halten konnte als
ein Schnelldampfer von Lloyd,
worüber sich unser Alter schier
verfierte.
Aber jetzt machte er doch
Ernst. Die Larpune sauste-
-hier hast noch'n Stück
Zucker, Iung-Tschä,
du meinst nu wohl: Was hat
das mit die Oel — Statschonen
zu tun, abersten paß man auf,
denn was nu kommt, das hättst
du allmeintag nich gedacht.
Noch hat die Larpune nicht
geseffen, da gibt dich das einen
Krach, als wenn die dicke Berta
eben ein Ei gelegt hat. Das
Niesenbeest von Walfisch, das
geht dir in die Mitte glatt aus-
einander, und in die Luft da fliegt
das in rum von Speck und ge-
smolzenen Tran, daß wir nich vor uns gucken konnten.
Das Meer, das vorher haushohe Bülgen schmiß. lag nu
von all das Fett so still wie der Dümmer Kolk in' Loch-
sommer. Wie wir uns so 'n klein büschen von unsern Schreck
erholen, war das erste, daß wir beigingen und mit unsere
Oesfaffens den Speck und Tran aus unser Boot schaufeln,
denn das war an' untergehen. An den Tag war das erste
Mal seit 50 Iahren, das mich meine Pfeife ausging, aber
konnt ich ihr denn weiterrauchen, wo da ein dickes Stück
Leber reingesaust war?
„Tschä, nun guckst du dämlich, Iung. Merkst noch nichts?
Na, denn will ich dir das sagen: der kleine Fisch das war
ein II°Voot, und das ist die Sache: sobald ein Tauchboot sein
Oel knapp wird, geht es hin und torpediert sich 'n Walfisch."
Der Ianmaat machte zuerst ein verblüfftes, dann ein
wütendes Gesicht und griff schließlich in die Tasche, um den
Betrag seiner Zeche auf den Tisch zu legen, den der grinsende
Ian Näspickel in Empfang nahm.
Wortlos leerte er mit einem unnatürlich großen Zuge
sein Grogglas. Doch kaum hatte er den Trank unten, ver-
zerrten sich seine Mienen und nahmen einen Ausdruck des
Entsetzens an.
„Was hast denn, Jung?" fragte Kord besorgt. „Sollte
Viktualienmarkt
Die Walfischjagd
So, leg ihr hier man auf den Tisch-"
„-also was Klaas war, ein büschen viel priemt
er sowieso-, der hatte jeden Abend das Deck in
seine Libbeligkeit so mit Tabaksoße übergoffen, daß das
aussah wie frisch geteert.
Endlich, so an' dreizehntsn Tag, da meldet der Ausguck
„Fische". Mit dies Wort hörte der Käp'n auf zu latschen,
und Klaas van Borreltje spie seinen eben abgebissenen Ende
Priem im Meere.
Als wenn alle Mann jeder auf 'ne dicke Segelnadel
gesessen hätt', so sausten die Maatens nu auf das Schiff
rum, weil auf den Tran Anteil auf is.
Zwei Fische waren das, beide genau überein, nur daß
der eine ein beestiges Ende war und der andere man dünn
und minne. Das dicke Beest, das spuckte dir Waffer, daß
das 'ne Lust war und, obschonst die See mächtig hoch ging,
aalte er sich da in rum wie 'n Lamburger Straßenjung in
die Pütte von die Fleetwiete. Den andern Fisch konnte
man wohl für den dicken sein Ferkel und für tot estimieren,
weil daß er nich spucken tat. Aber mit ihn sein Tod war
das wohl doch nichts, denn er saß die Altsche immer in
ein paar hundert Meter Entfernung dicht auf: viel paddeln
tat das Walfischküken aber nich.
Na, weil das Iunge so ab
ständig war, wollt Klaas bei das
wilde Meer bloß auf die Dicke los.
Das Boot geht also runter
und arbeit' sich durch die Wellen
auf das Beest zu, das noch nichts
nich ahnt. Ich saß als Nuders-
mann mit in das Boot, denn
ich wollt so was auch mal mit-
machen.
Klaas van Borreltje steht
vorn mit seine Larpune. Wir
hatten mächtig zu riemen, aber
allens ging gut, und wir waren
nu so dicht an dem Fische, daß
Klaas schon den Arm hob. Ein
mal ließ er ihn noch sacken, denn
nu konnte er das Beest erst richtig
überholen, was nich viel weniger
Registertonnen halten konnte als
ein Schnelldampfer von Lloyd,
worüber sich unser Alter schier
verfierte.
Aber jetzt machte er doch
Ernst. Die Larpune sauste-
-hier hast noch'n Stück
Zucker, Iung-Tschä,
du meinst nu wohl: Was hat
das mit die Oel — Statschonen
zu tun, abersten paß man auf,
denn was nu kommt, das hättst
du allmeintag nich gedacht.
Noch hat die Larpune nicht
geseffen, da gibt dich das einen
Krach, als wenn die dicke Berta
eben ein Ei gelegt hat. Das
Niesenbeest von Walfisch, das
geht dir in die Mitte glatt aus-
einander, und in die Luft da fliegt
das in rum von Speck und ge-
smolzenen Tran, daß wir nich vor uns gucken konnten.
Das Meer, das vorher haushohe Bülgen schmiß. lag nu
von all das Fett so still wie der Dümmer Kolk in' Loch-
sommer. Wie wir uns so 'n klein büschen von unsern Schreck
erholen, war das erste, daß wir beigingen und mit unsere
Oesfaffens den Speck und Tran aus unser Boot schaufeln,
denn das war an' untergehen. An den Tag war das erste
Mal seit 50 Iahren, das mich meine Pfeife ausging, aber
konnt ich ihr denn weiterrauchen, wo da ein dickes Stück
Leber reingesaust war?
„Tschä, nun guckst du dämlich, Iung. Merkst noch nichts?
Na, denn will ich dir das sagen: der kleine Fisch das war
ein II°Voot, und das ist die Sache: sobald ein Tauchboot sein
Oel knapp wird, geht es hin und torpediert sich 'n Walfisch."
Der Ianmaat machte zuerst ein verblüfftes, dann ein
wütendes Gesicht und griff schließlich in die Tasche, um den
Betrag seiner Zeche auf den Tisch zu legen, den der grinsende
Ian Näspickel in Empfang nahm.
Wortlos leerte er mit einem unnatürlich großen Zuge
sein Grogglas. Doch kaum hatte er den Trank unten, ver-
zerrten sich seine Mienen und nahmen einen Ausdruck des
Entsetzens an.
„Was hast denn, Jung?" fragte Kord besorgt. „Sollte
Viktualienmarkt
Die Walfischjagd
So, leg ihr hier man auf den Tisch-"
„-also was Klaas war, ein büschen viel priemt
er sowieso-, der hatte jeden Abend das Deck in
seine Libbeligkeit so mit Tabaksoße übergoffen, daß das
aussah wie frisch geteert.
Endlich, so an' dreizehntsn Tag, da meldet der Ausguck
„Fische". Mit dies Wort hörte der Käp'n auf zu latschen,
und Klaas van Borreltje spie seinen eben abgebissenen Ende
Priem im Meere.
Als wenn alle Mann jeder auf 'ne dicke Segelnadel
gesessen hätt', so sausten die Maatens nu auf das Schiff
rum, weil auf den Tran Anteil auf is.
Zwei Fische waren das, beide genau überein, nur daß
der eine ein beestiges Ende war und der andere man dünn
und minne. Das dicke Beest, das spuckte dir Waffer, daß
das 'ne Lust war und, obschonst die See mächtig hoch ging,
aalte er sich da in rum wie 'n Lamburger Straßenjung in
die Pütte von die Fleetwiete. Den andern Fisch konnte
man wohl für den dicken sein Ferkel und für tot estimieren,
weil daß er nich spucken tat. Aber mit ihn sein Tod war
das wohl doch nichts, denn er saß die Altsche immer in
ein paar hundert Meter Entfernung dicht auf: viel paddeln