Zeitschrift für Humor und Kunst 59
Befcheid Kolporteur: „Bitte, ,Frau in der Karikatur' gefällig?"
— „Danke, hab' schon eine."
Der berühmte Knegswitz
Der Lebzelter: „Na, laßt's mi'
aa no' mitkemma! A so an' guat'n Witz
muaß ma' g'höri' einwoacha. Aber jetz'
derft er scho' bald kemma, der Witz,
jetz' waar 's nimmer z' srüah ..."
Der Expeditor: „Ja, wenn mich
die Lerren fortwährend unterbrechen
tun... Lalt, ich muß auch g'schwind
austrink'n, damit ich nachher nicht allein
bin. Also, mein Vetter, der Lerr Bahn-
verwalter Gras und meine Wenigkeit,
der sogenannte Lerr aus der Provinz,
nehmen gleich Platz, die Zenzl bringt
jedem eine Maß Lelles und fragt, ob
sie jedem eine Kalbshaxe reservieren
lassen soll bei der Fräulein Lina am
Büfett..."
Der Nagelschmied: „Ia, Lerr-
schaft, jetz' hab' i scho' g'moant, es kimmt
der Witz, derweil bringt er no' a Kalbs-
hax'n daher..."
Der Exp ed itor: „Bitte sehr, das
ist Stammtischsache. And das wird am
Passauertisch im Mathäserfestsaal streng
durchgeführt, daß jedem Stammgast sein
Essen reserviert wird. Besonders mein
Vetter, der Lerr Bahnverwalter Graf,
sieht scharf darauf, daß jeder Gast zu
seinem Quantum kommt. Da gäb' 's
den größten Krach ..."
Der Lederer: „And der W>tz?"
Der Expeditor: „Kommt sofort,
meine Lerren. Also, die Kalbshax'n sind
reserviert, eine für meinen Vetter, den
Lerrn Bahnverwalter Graf, und eine
für den Lerrn aus der Provinz, was
soviel ist wie meine Wenigkeit. Das Bier haben wir auch;
mein Vetter, der Lerr Bahnverwalter Graf, kauft sich noch
geschwind eine Virginier von dem Lausierer, der wo alle-
weil im Saal auf- und abgeht, und dann erzählt die Zenzl
den berühmten Witz ... Ia, meine Lerren, ich wollt', ich
könnte den Witz so erzählen wie die Zenzl. Wisien S',
meine Lerren, das Witzerzählen ist eine Kunst, und das
hat die Zenzl los. And jetzt kommt der Witz! Die Zenzl
sagt: die Lerren wissen doch schon daß der Grey Gefreiter
wurde?"
Die andern: „Der Grey?" — „Gefreiter?" — „Ia,
soll dös a Witz sei'?"
Der Expeditor: „Nein, das ist noch kein Wih.
Wissen S', der Witz liegt in der Antwort. Also: Der Grey
ist Gefreiter geworden, weil, weil...?"
Der Nagelichmied: „Was is denn dös für a Kampl,
der Grey? Von dem hab' i mein Lebtaa no' nix g'hört..."
Der Expeditor: „Der Grey? Das ist doch der eng-
lische Präsident, Grey schreibt man!"
Der Nagelschmied: „Aso! Der is's! Ia,den kenn'
i scho'! And der Lammel is G'freiter wor'n? Mei'Lieber,
auf mi', wenn 's ankaam', den taat' i degradiern, statt daß
i eahm d' Schnapserknöpf' gaab'..."
Der Expeditor: „Bitte, keine Anterbrechung mehr,
meine Lerrn! Sie verderben sich sonft die ganze Wirkung
des Witzes. Also: Warum ist der Grey Gefreiter gewor-
den? Weil, weil... ? Natürlich errät es keiner von den
Lerren. Der Grey ist Gefreiter geworden, weil er nicht
mehr — Gemeiner sein konnte. Das ist der Witz: Der
Grey ist Gefreiter geworden, weil er nicht mehr Ge-
meiner sein konnte. Ia, meine Lerren, ein ganz aus-
gezeichneter Witz. Ein Schlager! Ich glaub', die Lerren
verstehen den Witz noch gar nicht, weil keiner lacht. Das
ist bei allen guten Witzen so, daß man sie nicht gleich
kapiert. Aber mein Vetter, der Lerr Bahnverwalter Graf,
hat sich den Witz gleich aufgesckrieben; er sagt, das ist der
beste Witz des Iahrhunderts. And mein Vetter, der Lerr
Bahnverwalter Graf, weiß, was ein guter und ein schlechter
Witz ist. Wir haben auch gelackt, daß ..."
Der Lederer: „Schlecht is der Witz grad net."
Der Bäcker: „Wirkli', a guata Wtz!"
Der Nagelschmied: „Den muaß i meiner Alt'n er-
zähl'n, wenn i hoamkimm' heut'."
Der Lebzelter: „Wahr is 's, solchene Witz' hört
ma' net alli Täg'. Was is 's denn nacha mit der ,Blume',
Manna?"
Der Nagelschmied: „Iesses ja, d' Lauptsach' hätt'
ma' jetz' bald vergess'n. Also, der Witz soll leb'n!"
Der Bäcker: „And der Expeditor daneb'n!"
Der Expeditor: „Ehrt mich sehr! Aber ich glaube
im Namen der ganzen Korona sprechen zu dürfen, indem
ich mein Glas erhebe: Mein Vetter, durch den ick zu diesem
Witz kam, der Lerr Bahnverwalter im Tarifamt, Lugo
Graf, wo er gewiffermaßen die rechte Land ist, lebe hoch,
und abermals hoch, und zum drittenmal hoch!"
Alle trinken und wischen sich die Bärte.
Der Nagelschmied: „Schreib' eahm fei', daß er
wicder kimmt ins Forell'nfisch'n, weil's gar a so a zünftig's
Bröckl is."
Der Lederer: „Ia, dös is wahr, a Luader is er, der
Lerr Verwalter. Aber vor de' Fahrplän' graust mir
heut' no'."
Der Lebzelter: „Ia, schreib' eahm, er soll nur kemma,
daß wieder amal a ,Schafkops' z'samm'geht. And 's Schas-
kopfa, dös kann er!"
Der Expeditor: „Ja, ja, es gibt nur einen Bahn-
verwalter Graf. And er ist nicht umsonst mein Vetter, und
am Tarifamt gewissermaßen die rechte Land...!" (m.)
Befcheid Kolporteur: „Bitte, ,Frau in der Karikatur' gefällig?"
— „Danke, hab' schon eine."
Der berühmte Knegswitz
Der Lebzelter: „Na, laßt's mi'
aa no' mitkemma! A so an' guat'n Witz
muaß ma' g'höri' einwoacha. Aber jetz'
derft er scho' bald kemma, der Witz,
jetz' waar 's nimmer z' srüah ..."
Der Expeditor: „Ja, wenn mich
die Lerren fortwährend unterbrechen
tun... Lalt, ich muß auch g'schwind
austrink'n, damit ich nachher nicht allein
bin. Also, mein Vetter, der Lerr Bahn-
verwalter Gras und meine Wenigkeit,
der sogenannte Lerr aus der Provinz,
nehmen gleich Platz, die Zenzl bringt
jedem eine Maß Lelles und fragt, ob
sie jedem eine Kalbshaxe reservieren
lassen soll bei der Fräulein Lina am
Büfett..."
Der Nagelschmied: „Ia, Lerr-
schaft, jetz' hab' i scho' g'moant, es kimmt
der Witz, derweil bringt er no' a Kalbs-
hax'n daher..."
Der Exp ed itor: „Bitte sehr, das
ist Stammtischsache. And das wird am
Passauertisch im Mathäserfestsaal streng
durchgeführt, daß jedem Stammgast sein
Essen reserviert wird. Besonders mein
Vetter, der Lerr Bahnverwalter Graf,
sieht scharf darauf, daß jeder Gast zu
seinem Quantum kommt. Da gäb' 's
den größten Krach ..."
Der Lederer: „And der W>tz?"
Der Expeditor: „Kommt sofort,
meine Lerren. Also, die Kalbshax'n sind
reserviert, eine für meinen Vetter, den
Lerrn Bahnverwalter Graf, und eine
für den Lerrn aus der Provinz, was
soviel ist wie meine Wenigkeit. Das Bier haben wir auch;
mein Vetter, der Lerr Bahnverwalter Graf, kauft sich noch
geschwind eine Virginier von dem Lausierer, der wo alle-
weil im Saal auf- und abgeht, und dann erzählt die Zenzl
den berühmten Witz ... Ia, meine Lerren, ich wollt', ich
könnte den Witz so erzählen wie die Zenzl. Wisien S',
meine Lerren, das Witzerzählen ist eine Kunst, und das
hat die Zenzl los. And jetzt kommt der Witz! Die Zenzl
sagt: die Lerren wissen doch schon daß der Grey Gefreiter
wurde?"
Die andern: „Der Grey?" — „Gefreiter?" — „Ia,
soll dös a Witz sei'?"
Der Expeditor: „Nein, das ist noch kein Wih.
Wissen S', der Witz liegt in der Antwort. Also: Der Grey
ist Gefreiter geworden, weil, weil...?"
Der Nagelichmied: „Was is denn dös für a Kampl,
der Grey? Von dem hab' i mein Lebtaa no' nix g'hört..."
Der Expeditor: „Der Grey? Das ist doch der eng-
lische Präsident, Grey schreibt man!"
Der Nagelschmied: „Aso! Der is's! Ia,den kenn'
i scho'! And der Lammel is G'freiter wor'n? Mei'Lieber,
auf mi', wenn 's ankaam', den taat' i degradiern, statt daß
i eahm d' Schnapserknöpf' gaab'..."
Der Expeditor: „Bitte, keine Anterbrechung mehr,
meine Lerrn! Sie verderben sich sonft die ganze Wirkung
des Witzes. Also: Warum ist der Grey Gefreiter gewor-
den? Weil, weil... ? Natürlich errät es keiner von den
Lerren. Der Grey ist Gefreiter geworden, weil er nicht
mehr — Gemeiner sein konnte. Das ist der Witz: Der
Grey ist Gefreiter geworden, weil er nicht mehr Ge-
meiner sein konnte. Ia, meine Lerren, ein ganz aus-
gezeichneter Witz. Ein Schlager! Ich glaub', die Lerren
verstehen den Witz noch gar nicht, weil keiner lacht. Das
ist bei allen guten Witzen so, daß man sie nicht gleich
kapiert. Aber mein Vetter, der Lerr Bahnverwalter Graf,
hat sich den Witz gleich aufgesckrieben; er sagt, das ist der
beste Witz des Iahrhunderts. And mein Vetter, der Lerr
Bahnverwalter Graf, weiß, was ein guter und ein schlechter
Witz ist. Wir haben auch gelackt, daß ..."
Der Lederer: „Schlecht is der Witz grad net."
Der Bäcker: „Wirkli', a guata Wtz!"
Der Nagelschmied: „Den muaß i meiner Alt'n er-
zähl'n, wenn i hoamkimm' heut'."
Der Lebzelter: „Wahr is 's, solchene Witz' hört
ma' net alli Täg'. Was is 's denn nacha mit der ,Blume',
Manna?"
Der Nagelschmied: „Iesses ja, d' Lauptsach' hätt'
ma' jetz' bald vergess'n. Also, der Witz soll leb'n!"
Der Bäcker: „And der Expeditor daneb'n!"
Der Expeditor: „Ehrt mich sehr! Aber ich glaube
im Namen der ganzen Korona sprechen zu dürfen, indem
ich mein Glas erhebe: Mein Vetter, durch den ick zu diesem
Witz kam, der Lerr Bahnverwalter im Tarifamt, Lugo
Graf, wo er gewiffermaßen die rechte Land ist, lebe hoch,
und abermals hoch, und zum drittenmal hoch!"
Alle trinken und wischen sich die Bärte.
Der Nagelschmied: „Schreib' eahm fei', daß er
wicder kimmt ins Forell'nfisch'n, weil's gar a so a zünftig's
Bröckl is."
Der Lederer: „Ia, dös is wahr, a Luader is er, der
Lerr Verwalter. Aber vor de' Fahrplän' graust mir
heut' no'."
Der Lebzelter: „Ia, schreib' eahm, er soll nur kemma,
daß wieder amal a ,Schafkops' z'samm'geht. And 's Schas-
kopfa, dös kann er!"
Der Expeditor: „Ja, ja, es gibt nur einen Bahn-
verwalter Graf. And er ist nicht umsonst mein Vetter, und
am Tarifamt gewissermaßen die rechte Land...!" (m.)