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Zeitschrift für Humor und Kunst

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Me§ Lieä

Mein I)«re ltanck im Solcke
kei einer blonäen
Sie raklte nit mit kolcke,

Sie nahm es nit genau,

Nrch Äanckem rog ein Mnlein.
6s mt am Lor voidei,

Sie vvinlnen unck lie lachten,
Hch, wer ckoit wär' ckabei!

„üiellchönes Lieb von allen,
Lah mich sus meiner Schulck.

In risnckem grübt mich mein üailer
Unck lchenkt mir lcine bulck!

In Nanckern wirck manch öravem
Sein liübles ketl gemacht,
lllokl unter ckem grllnen öalen,
lllokl ru cker Isngen Nacht. . . '

krieärick» Nstterotti

Der gefragte Artikel

Die Leinrichs - Apotheke
überlegte. Sie hatte zwanzig
Flaschen von dem Zeug da
und eigentlich weniq damit
gerechnet, sie in nächster Zeit
los zu werden. Gewöhn-
liches Malzextrakt und solches
mit Eisen wurde mehr begehrt;
die Meiersche Komposition war
eigentlich nur auf Veranlassung
des Lerrn Sanitätsrat Or.

Stempel angeschafft worden,
der gern neue Mittel pro-
bierte. Aber jetzt stand er
einem Feldlazarett vor, und
wenn er wieder zurückkommen
würde, dann würde er es sich
vielleicht angewöhnt haben,
mit einer ganz beschränkten
Anzahl von Medikamenten
auszukommen. Die Leinrichs-
Apotheke war also ganz froh, fertig

datz so unvermutet nach Meiers
Malzextrakt mit Lacto-Phos-

Phat und Mangan gefragt wurde, und ries ins Telephon;
„Sind Sie noch da? — Ia, wir haben noch doppelt so viel
von dem Kram. Zwei Mark die Flasche. Aber, hören
Sie mal, elwas muß natürlich aufgeschlagen werden; es ist
ja Krieg. Sagen wir also zwei zwanzig."

„Iawohl, ich könnte Ihnen zehn Flaschen liefern," sagte
der Pfauen-Apotheker zu Lerrn Philipp Leyermann, der
gern gewartet und mit großem Interesse die mannigfachen
Patentmedizinen im Glasschrank sich angesehen hakte.
„Zwei Mark zwanzig Pfennige die Flasche. Der Preis
dürfte aber in kurzem beträchtlich steigen. weil eben so gut
wie gar kein Malzextrakt mehr hergestellt werden kann."

„Vielen Dank," erklärte Lerr Leyermann. „Ich werde noch
erst einmal mit meinem Arzt darüber sprechen. Ich komme
dann wieder heran." Damit ging er und dachte: „Zwanzig
Pfennige Aufschlag gegen den früberen Preis ist ja schließ-
lich nicht viel, aber bei zehn Flaschen macht das immerhin
zwei Mark, und die kann ich am Ende doch sparen. Viel-

bin brauche ich

das Badezimmer!"

leicht bekomme ich in einer andern Apotheke die Flasche
noch zu zwei Mark. Ich werde mich am Nachmitiag ein-
mal umsehen."

Das tat er auch, und zwar ging er in die Storchen-
Apotheke. Der Storchen-Apotheker war verwundert, daß
jemand nach Meiers Malzextrakt mit Lacto-Phosphat und
Mangan fragte; er empfahl Lerrn Leyermann etwas minde-
stens ebenso Gutes, eher noch bedeutend Befferes, aber wesent-
lich Billigeres, das seinem eigenen Storchenlaboratorium
entstammte. PhiliPP Leyermann aber bestand darauf, den
gegenwärtigen Preis des Meierschen Präparates zu er-
fahren, und so mußte der Storchen-Apotheker ans Tele-
phon gehn und die Leinrichs-Apotheke anrufen.

„Jianu, was ist denn los?" dachte die Leinrichs-Apo-
theke. „Da fragt heute schon der zweite nach Meiers
Malzextrakt mit Lacto-Phosvhat und Mangan." Dies
mußte, angesichts des beschränkten Vorrates und des Krieges,
natürlich den Preis beeinfluffen. „Zwei Mark vierzig,"
 
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