Kriegschronik der Meggendorfer-Blätter, München
89
Das Wahrzeichen Münchens — „Lmrra, die zwee
Fleischerburschen! Da jibts also noch Laxen zu erwarten."
1>08t im /^ange!
t<rieg ksnn nictrt v/ie ssrie6en seiri.
OsK e!r> secier clies begreike,
Ltellt 8icb rrisricber I^srigel ein;
Knspper vircl iruri sucir clie 5eike.
büiriÄg Orsmm im ^lorrst nur,
Osrkt ciu sus <äen V/ssclrtiLclr krisgsn,
Lürger, um seüvecls 5pur
/leukern 5clrmutre5 ru besiegen.
Künkig Orsmm un6 ss nicbt mebr
Osrk msn monstlicb benutren;
^Is6er büte nun sicb sebr,
/lllru stsrlc sicb ru bescbmutren.
blln/Äg Orsmm sincl rv/sr nicbt viel,
/lbsr clsrf uns <iie8e5 krönlcen,
V/enn vir suf cles Ksmpfes 2iel
bloffnungsvolls Llicke lenksn?
Ist clie 5eife sucb nur scbmsl,
Ver v/irci rvss üsrsn vermissen?
/llies snclre ist egsl, —
kein bei uns ist clss Oevissen! eiro
Rudi vom Artillerie-Meßtrupp ist ein kreuzbraver Kerl,
nur er hat einen Fehler: er kann nicht recht etwas für sich
behalten — er plaudert halt gern ein bißchen viel aus.
Drum, eh' er auf Erholungsurlaub nach Bad Reichenhall
suhr, nahm ihn sich der Laupkmann vor:
„Also, Rudi — ich verlange von Ihnen absolute Ver-
schwiegenheit in allen militärischen Dingen! Sie wissen, es
laufen noch Spione genug herum — also diskret bis zur
Vewußtlosigkeit!"
Rudi kam zurtick und hatte endlos zu berichten über die
feschen Frauen in Bad Reichenhall.
„Na, Nudi," forschte der Lauptmann — „haben Sie
meine Warnung befolgt?"
„Zu Befehl, Lerr Lauptmann!"
„'s ist Ihnen aber sehr schwer geworden — gell?"
„Durchaus nicht, Lerr Lauptmann: in Neichenhall will
kein Mensch was vom Krieg hören I" Kanonier Engel
Warum? und Weil . . .
(geltsPlitter)
Weil die Lebensmittel immer teurer wurden, wurden
sie auch um so viel — schlechter.
Weil dein Einkommen sich in den schweren Zeiten ver-
inindert hat, verlangt man von dir — größereTrinkgelder.
Weil dein Körper durch größere Anstrengung mehr
heruntergekommen ist, erhältst du auch — keinen llrlaub.
Weil die Stoffvorräte so knapp werden, tragen die
Damen — weite Faltenröcke.
Weil das Papier immer weniger wird, werden der
Dichter immer mehr.
Weil die Zeit um eine Stunde vorgerückt ist, steht
unsere Kathi um zwei Stunden später auf.
Weil die Menschen endlich einmal das Fliegen erfun-
den haben, schmeißt einer den andern aus der Lust herunter.
Weil die Männer im Kriege sind, ist in vielen Ehen
erst der Friede eingekehrt.
Weil so wenige Männer daheim sind, hat unsere Lisi
zwei Liebhaber. A. S.
Lebenskunst
Ein kleiner Lerr setzte sich an den Ecktisch und bat di«
Kellnerin Marie sehr höflich, daß sie ihm ein Glas Tee
bringen möchte.
„Mit Milch, Rum ...?" meinte die vollbusige Marie.
„Mit Zitrone natürlich!" antwortete der kleine Lerr
und schaute, als wenn er sagen hätte wollen: Was fragen
Sie denn so einfältig! Mit was anderem kann man doch
den Tee jetzt überhaupt nicht trinken!
„Mit Zitrone?" fragte Marie sehr ungläubig und fuhr
nach einer kleinen Pause der Aeberlegung mit warnender
Stimme weiter: „Man bekommt aber fein bloß ein einziges
Stück Zucker dazu!"
„Eben deshalb!" erklärte der Kleine und zog die Mund-
winkel nach abwärts zum Zeichen, daß er nun nicht mehr
gefragt werden wollte.
Bald darauf stand aus dem Ecktisch eine Platte mit
einem großen Glas Tee, einem ganz kleinen Skück Zucker
und einer sehr behäbigen Schnitte Zitrone. Die Schale
derselben war noch ganz grün und alle Leute, die zufällig
einen Blick darauf warfen, schnitten unwillkürlich eine saure
Grimasse. Der Kleine selber wurde unruhig und bekam
allmählich ein sehr bitteres Gesicht. Dann atmete er einige-
mal tief auf, packte den Zitronenschnitz und warf ihn mit
Todesverachtung in seinen Mund. Lerzhaft biß er zu und
schluckte schließlich mit einem Ruck alles hinunter.
Als er mit dem Bissen fertig war, heiterte sich sein
Antlih wieder auf und er meinte zu der verwundert blicken-
den Marie: „wenn ich jetzt den Tee drauf trinke, dann
kommt er mir mit einem Stück Zucker so süß vor wie srüher
mit vier. Ich begreife wahrhastig nicht, warum die Leute
immer so jammern, daß man nur ein Stück Zucker be-
kommt. Lans Sollinaer
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Das Wahrzeichen Münchens — „Lmrra, die zwee
Fleischerburschen! Da jibts also noch Laxen zu erwarten."
1>08t im /^ange!
t<rieg ksnn nictrt v/ie ssrie6en seiri.
OsK e!r> secier clies begreike,
Ltellt 8icb rrisricber I^srigel ein;
Knspper vircl iruri sucir clie 5eike.
büiriÄg Orsmm im ^lorrst nur,
Osrkt ciu sus <äen V/ssclrtiLclr krisgsn,
Lürger, um seüvecls 5pur
/leukern 5clrmutre5 ru besiegen.
Künkig Orsmm un6 ss nicbt mebr
Osrk msn monstlicb benutren;
^Is6er büte nun sicb sebr,
/lllru stsrlc sicb ru bescbmutren.
blln/Äg Orsmm sincl rv/sr nicbt viel,
/lbsr clsrf uns <iie8e5 krönlcen,
V/enn vir suf cles Ksmpfes 2iel
bloffnungsvolls Llicke lenksn?
Ist clie 5eife sucb nur scbmsl,
Ver v/irci rvss üsrsn vermissen?
/llies snclre ist egsl, —
kein bei uns ist clss Oevissen! eiro
Rudi vom Artillerie-Meßtrupp ist ein kreuzbraver Kerl,
nur er hat einen Fehler: er kann nicht recht etwas für sich
behalten — er plaudert halt gern ein bißchen viel aus.
Drum, eh' er auf Erholungsurlaub nach Bad Reichenhall
suhr, nahm ihn sich der Laupkmann vor:
„Also, Rudi — ich verlange von Ihnen absolute Ver-
schwiegenheit in allen militärischen Dingen! Sie wissen, es
laufen noch Spione genug herum — also diskret bis zur
Vewußtlosigkeit!"
Rudi kam zurtick und hatte endlos zu berichten über die
feschen Frauen in Bad Reichenhall.
„Na, Nudi," forschte der Lauptmann — „haben Sie
meine Warnung befolgt?"
„Zu Befehl, Lerr Lauptmann!"
„'s ist Ihnen aber sehr schwer geworden — gell?"
„Durchaus nicht, Lerr Lauptmann: in Neichenhall will
kein Mensch was vom Krieg hören I" Kanonier Engel
Warum? und Weil . . .
(geltsPlitter)
Weil die Lebensmittel immer teurer wurden, wurden
sie auch um so viel — schlechter.
Weil dein Einkommen sich in den schweren Zeiten ver-
inindert hat, verlangt man von dir — größereTrinkgelder.
Weil dein Körper durch größere Anstrengung mehr
heruntergekommen ist, erhältst du auch — keinen llrlaub.
Weil die Stoffvorräte so knapp werden, tragen die
Damen — weite Faltenröcke.
Weil das Papier immer weniger wird, werden der
Dichter immer mehr.
Weil die Zeit um eine Stunde vorgerückt ist, steht
unsere Kathi um zwei Stunden später auf.
Weil die Menschen endlich einmal das Fliegen erfun-
den haben, schmeißt einer den andern aus der Lust herunter.
Weil die Männer im Kriege sind, ist in vielen Ehen
erst der Friede eingekehrt.
Weil so wenige Männer daheim sind, hat unsere Lisi
zwei Liebhaber. A. S.
Lebenskunst
Ein kleiner Lerr setzte sich an den Ecktisch und bat di«
Kellnerin Marie sehr höflich, daß sie ihm ein Glas Tee
bringen möchte.
„Mit Milch, Rum ...?" meinte die vollbusige Marie.
„Mit Zitrone natürlich!" antwortete der kleine Lerr
und schaute, als wenn er sagen hätte wollen: Was fragen
Sie denn so einfältig! Mit was anderem kann man doch
den Tee jetzt überhaupt nicht trinken!
„Mit Zitrone?" fragte Marie sehr ungläubig und fuhr
nach einer kleinen Pause der Aeberlegung mit warnender
Stimme weiter: „Man bekommt aber fein bloß ein einziges
Stück Zucker dazu!"
„Eben deshalb!" erklärte der Kleine und zog die Mund-
winkel nach abwärts zum Zeichen, daß er nun nicht mehr
gefragt werden wollte.
Bald darauf stand aus dem Ecktisch eine Platte mit
einem großen Glas Tee, einem ganz kleinen Skück Zucker
und einer sehr behäbigen Schnitte Zitrone. Die Schale
derselben war noch ganz grün und alle Leute, die zufällig
einen Blick darauf warfen, schnitten unwillkürlich eine saure
Grimasse. Der Kleine selber wurde unruhig und bekam
allmählich ein sehr bitteres Gesicht. Dann atmete er einige-
mal tief auf, packte den Zitronenschnitz und warf ihn mit
Todesverachtung in seinen Mund. Lerzhaft biß er zu und
schluckte schließlich mit einem Ruck alles hinunter.
Als er mit dem Bissen fertig war, heiterte sich sein
Antlih wieder auf und er meinte zu der verwundert blicken-
den Marie: „wenn ich jetzt den Tee drauf trinke, dann
kommt er mir mit einem Stück Zucker so süß vor wie srüher
mit vier. Ich begreife wahrhastig nicht, warum die Leute
immer so jammern, daß man nur ein Stück Zucker be-
kommt. Lans Sollinaer