106 Meggendorfer-Blätter, München
— „Der Zug wird sehr besetzt sein. Wenn wir nicht'gleich Platz finde». setzen wir uns erst
mal in den Speisewaqen."
— „In den Lpeisewagen? Aber dann werdet ihr ja nachher noch weniger Platz haben!"
Die Kostprobe
einsach. denn wir waren, wo wir hinkamen, nichl die ersten.
Wir litten wohl gewiß keinen Lunger, aber die wohlge-
mästeten Tage aus den Vogesen, wo wir herkamen, mit
ihren Liihnern und den wundervollen Trauben waren vor-
über. Die Gegend war schon zg sehr abgegrast.
Darum gab ich mir auch nickt erst Mühe, mich den
Leuten anzuschließen, die in den Läusern nachsuchten, ob sie
nicht koch etwas erlpähten, was ihren zahlreichen Vorder-
männern entgangen sei. Ich schlenderte durch das Dorf
und machte den schwachen Versuch, mir die Zeik mit Ge-
danken über die flandrsiche Landschaft zu vertreiben — da
rief mich plötzlich um
eine Lausecke herum der
Eichinger-Taver heran.
„Einjähriger, gehst
her." Ich hieß bei der
Kompagnie der Einjäh-
rige, obwohl es ja reich-
lich lang her war, daß
ich die Schnüre getra-
gen hatte.
Ich ging schnell hin.
Denn der Eickinger-Zla-
ver mochte mich leiden.
Schon deswegen, weil
ich ihm immer meinen
Tintenstift herlieh, wenn
er einen sciner treuher-
zigen Briefe nach Lause
schrieb. Er verbrauchte
eine Menge Stift zu
seinen krausen Buch-
staben. Darum r. ußte
ich ihm auch die Adrcsse
immer schreiben, denn
der Feldpost mochte er
seine Landschrift nicht
zumuten. A'so wenn
er mich rief, wußte ich,
es geschah aus Freund-
schaft. Darum ging ich
schnell hin.
Er schob mich, ohne
ein Wort zu sagen, in
eine Kellertür, ich sah,
daß es ein paar Stufen
hinunterging, da wurde
es plötzlich finster, denn
der Taver hatte hinter
uns die Tür zugezogen.
Anten hörte man schon
ein paar Kameraden.
And als ich mich dann
endlich die Stufen hin-
untergetastet hatte, der
Faver ging voran, und
in den Kellerraum trat,
da sah ich plötzlich die
Lerrlichkeit. Da lagen
Käse, die großen roten
Kugeln, Eier in Stapeln
— Gott, wenn ich jetzt
an die Eier denke —
und an der einen Wand
schön ausgerichtct eine Neihe kleinerer Weinfässer. Da-
zwischen etwa secks oder acht unserer Leute, die eben daran
gehen wollten, die Lerrlichkeiten der deutschen Armee zu-
gute kommen zu lassen.
Aber da war plötzlich noch ein Kamerad da, keiner
von uns, sondern von einem sächsischen Regiment, das schon
vor uns in dem Dorfe lag und ebenfalls Rast machte. Der
Eichinger-Äaver hattedoch die Türesorglich zugemacht, aber der
Sachse war Plötzlich da. And erhob auch schon seine Stimme.
„Von dem Wein drinken mir nischt. And von dem
Gäse essen mir och nischt. Das Zeig liegt gar ze sehr us'm
Bräsendierdeller. Wer weeß, ob das nich vergift is."
— „Der Zug wird sehr besetzt sein. Wenn wir nicht'gleich Platz finde». setzen wir uns erst
mal in den Speisewaqen."
— „In den Lpeisewagen? Aber dann werdet ihr ja nachher noch weniger Platz haben!"
Die Kostprobe
einsach. denn wir waren, wo wir hinkamen, nichl die ersten.
Wir litten wohl gewiß keinen Lunger, aber die wohlge-
mästeten Tage aus den Vogesen, wo wir herkamen, mit
ihren Liihnern und den wundervollen Trauben waren vor-
über. Die Gegend war schon zg sehr abgegrast.
Darum gab ich mir auch nickt erst Mühe, mich den
Leuten anzuschließen, die in den Läusern nachsuchten, ob sie
nicht koch etwas erlpähten, was ihren zahlreichen Vorder-
männern entgangen sei. Ich schlenderte durch das Dorf
und machte den schwachen Versuch, mir die Zeik mit Ge-
danken über die flandrsiche Landschaft zu vertreiben — da
rief mich plötzlich um
eine Lausecke herum der
Eichinger-Taver heran.
„Einjähriger, gehst
her." Ich hieß bei der
Kompagnie der Einjäh-
rige, obwohl es ja reich-
lich lang her war, daß
ich die Schnüre getra-
gen hatte.
Ich ging schnell hin.
Denn der Eickinger-Zla-
ver mochte mich leiden.
Schon deswegen, weil
ich ihm immer meinen
Tintenstift herlieh, wenn
er einen sciner treuher-
zigen Briefe nach Lause
schrieb. Er verbrauchte
eine Menge Stift zu
seinen krausen Buch-
staben. Darum r. ußte
ich ihm auch die Adrcsse
immer schreiben, denn
der Feldpost mochte er
seine Landschrift nicht
zumuten. A'so wenn
er mich rief, wußte ich,
es geschah aus Freund-
schaft. Darum ging ich
schnell hin.
Er schob mich, ohne
ein Wort zu sagen, in
eine Kellertür, ich sah,
daß es ein paar Stufen
hinunterging, da wurde
es plötzlich finster, denn
der Taver hatte hinter
uns die Tür zugezogen.
Anten hörte man schon
ein paar Kameraden.
And als ich mich dann
endlich die Stufen hin-
untergetastet hatte, der
Faver ging voran, und
in den Kellerraum trat,
da sah ich plötzlich die
Lerrlichkeit. Da lagen
Käse, die großen roten
Kugeln, Eier in Stapeln
— Gott, wenn ich jetzt
an die Eier denke —
und an der einen Wand
schön ausgerichtct eine Neihe kleinerer Weinfässer. Da-
zwischen etwa secks oder acht unserer Leute, die eben daran
gehen wollten, die Lerrlichkeiten der deutschen Armee zu-
gute kommen zu lassen.
Aber da war plötzlich noch ein Kamerad da, keiner
von uns, sondern von einem sächsischen Regiment, das schon
vor uns in dem Dorfe lag und ebenfalls Rast machte. Der
Eichinger-Äaver hattedoch die Türesorglich zugemacht, aber der
Sachse war Plötzlich da. And erhob auch schon seine Stimme.
„Von dem Wein drinken mir nischt. And von dem
Gäse essen mir och nischt. Das Zeig liegt gar ze sehr us'm
Bräsendierdeller. Wer weeß, ob das nich vergift is."