Zeitschrift für Humor und Kunst
125
Nr. 1339
Der neue Anzug
Die alte Litterin folgte ihm.
Ein Gent kehrte an den Tisch zurück. Etwas eng war
ihm mein neuer Anzug, aber er stand ihm doch vortrefflich.
Nun sah ich erst, wie fesch er war.
„Ich schätze Sie/ sagte Nischi zu mir. „Wollen wir
Du zueinander sagen?"
Sehr stolz rief ich: „Prost, Bruder Nischi!"
„Prosit, Studentenbaby. Pump mir nun noch zehn
Mark, altes Kamel!"
Es ist manchmal nicht gut, wenn man beim Ober Kredit
hat. Ich hatte leider welchen.
Nischi verschwand. Jch faltete das Papier zusammen,
das meinen schönen neuen Anzug geborgen hatte, und steckte
es als Erbschaft in die Tasche.
Die Tage gingen ins Land. And ich selber schwänzte
wacker alle Vorlesungen. Im CafL mußte ich sitzen, mochte
es mich nun freuen oder nicht, warten mußte ich auf Nischi
und auf meinen Anzug, den ich selber noch nicht einmal
am Leibe gespiirt hatte. Aber Nischi kam nicht mehr an
den Tisch. Iungfer freute sich über meine Wut. Es war
stets sein größtes Vergnügen, wenn einem anderen der-
gleichen Dinge zufiießen. Er erzählte: Nischi sei gestern im
Lofgarten gesehen worden — mit zwei Damen — Dunner-
kiel! !lnd — fesch habe er ausgeschaut — in seinem neuen
Anzuge! Zn — seinem!
Ich werde den Banditen verklagen. Wollte er mir
die Sachen nicht umgehend zurllcksenden?
„Benimm dich nicht so würdelos, du — du Kleingeist
du! Soll Nischi elwa nackend herumlaufen?"
Das war eine Entgegnung. Aber mußte es gerade
mein neuer Anzug sein? Meyerlein ttöstete mich: „Sobald
er von den Kitsch-Modellen Porträtvorschuß gekriegt haben
wird, läßt er sich eine feine Kluft machen. !lnd dann trägt
er dein Zeug erst gar nicht mehr."
Ich hoffte auf diesen Vorschuß. !lnd hoffte umso in-
brünstiger, als Muttel sich schon eifrig nach dem neuen
Anzuge erkundigt hatte. Llnd: Sie werde schon Ende Iuni
»ach München kommen. Verstört verbrachte ich meine Tage.
Ich schrieb an den Kunstmaler George Nischi eingeschriebene
Briefe, ich ließ sogar durch Freund Anteck, der Iura stu-
dierte, schreiben — es nützte ntchts. Nischi zeigte die Briefe
unseren gemeinsamen Bekannten, und mich empfing eine
Flut uneindämmbarer Leiterkeit, als ich mich an dem Cafö-
tische wieder einmal sehen ließ. Nischi, der meinen Anzug
noch immer trug — er hatte sich von der rumänischen Prin-
ßltt. 1339. 24. ^llsi. !9!6. lussrtionLgsbübrsu ägsspLlt. ItonpLrottlersi'Is 1 LlLrle. Allsinlgs InssrLlsn.Lnnadrno dsi ÜUlloIs 1^0886, ällklvliesil-lriltllilivll.
ro-tds-vg »k. s.vö, nntsr XreurbLnä Ad. g.W. In o-sterrsicd-lingLrn d z.so/uo-tberng li S.8S, unter Nrsu-dLnä li 4. ! . irur äie Lnttsre!" ll"us°^l!ss^VsNp<>»t!
versills vnter Xrenrballä Nk. 4.3V — !«>. 5.5V. — Lekonäers iu 8e!illtrp»pps v«rp»elits 4ill8ßs»I-6: k^ostbsriux Alt. 3.55» untsr Xrsu^banä SIIi. 4.25; in Ossterrsieb-
Onxarn unter Xrsu^danä L 4.65. b'ür äis anäern Qänäsr äss ^VsItpostvsrsins unter Xrsurdanä -Ik. 5.3V — k'r«. 6.75. — Llnrslns b'nmmvr 8V l'fx. oäer 36 b.
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ortsile
gvoffr
durch Selbstlinfertigung der Gnrderobe undWWe
M um>8breKilideriinr> durch erprobteKochrezepte,
weun Sie die „Moden-Zeitimg fiirs Dentsche Haus" bestclle».
ausgezeichnet
auf der Weltausstcllung
in Leipzig 1914.
ist eine' -
rauen- und M andarbeits
-^eitung.
Preis Pfg.
wöchentlich frei ins Hans
oder Mk. 1.80 vierteljährlich
nebst 15 Pfg. Bestellgebühr
frei ins Haus.
Sie dringt außer Modcn-, Wäsche- und Handarbeitsmodellen auch
gediegeue Romane und dic illustrierte Gratis-Beilage:
Im ZLLcken cle^ TirieyLt).
nehmen alleBuchhandliingenam Orte entgegen. Wo Jhnen keineBuchhandlung
bekannl ist, bestellen Sie am Schaltcr des nächsten Postamtes. Bei der Be-
stellung bitte stets den vollenTirel anzugeben: „Modcii-Zeitung fürs Dcutsche
Haus", Verlag von IV. Vodüvti L Oo., beiprig. Preis 15 Pfg. wöchentlich
oder Mk. 1.80 vicrteljährlich und 15 Pfg. Bestellgebühr frei ins Hans.
InserütsnLimalnLe: ÜUlivIls I^V586, ^nnoneoü-I^x^ocHtioli.
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Nr. 1339
Der neue Anzug
Die alte Litterin folgte ihm.
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„Ich schätze Sie/ sagte Nischi zu mir. „Wollen wir
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