Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 1339

Zeitschrift sür Humor urrd Kunst

127

Der neue Anzug

aber war empört. „Wasschrie ich. „Schleppen soll ich
mich auch noch mit meinen Sachen? Bringen Sie mir den
Anzug gefälligst in meine Wohnung. Amalienstraße 18
wohne ichl So war es ausgemacht!" Ich sprang auf und
griff nach meinem Lute.

„Ihr habt es gehört: Jch wollte ihm seinen Anzug
wiederzugeben ansangen, und er wollte nicht," rief Nischi und
legte die Weste auf sein Stuhlbrett, damit es weicher sei.

Sie nahmen ein Protokoll auf und stellten den Tak-
bestand fest. Ich hatte mich in der Tat geweigert. Meinen
Trotz setzte ich auf: Der Schlawiner soll mir mein Eigen-
tum zurückbringen, in mein Laus, franko und frei.

Ich trug noch immer meinen Winterrock. Ich trug
ihn auch in den Iuni hinein. Nischi sah ich bisweilen im
Lofgarten. Er streckte die Beine von sich und grinste
mich an. Tadellos war die Bügelfalte meiner von ihm
graziös getragenen Lose. Bei mir wiirde der Anzug sicher-
lich nicht mehr so elegant aussehen. Alle meine Bekannten
beruhigten mich durch die Feststellüng dieser Tatsache.

Eines Tages bekam ich einen Brief mit der Firma
des Cafss. Der gute Ober, der mich seit einiger Zeit ver-
geblich erwartet hatte, mahnte wegen der bewußten zeh»
Mark. Es war am 29. Iuni. Da versetzte ich denn
meine Ahr und befriedigte meinen Gläubiger. Mit dem
Reste des Erlöses ging ich hin und kaufte mir eine Rechts-
belehrung. Der Advokat durchblätterte das St. G. B.
nebst sämtlichen Kommentaren und schüttelte den Kopf.
And dann empfahl er mir den Zivilprozeß und überlegte
die Löhe des Vorschusses. Ich verzichtete.

Nachmittags brachte man mir einen Leimatsbrief. Die
gute Muttel schrieb: „. . . und ich habe mich entschlossen,
schon in acht Tagen zu reisen. Ich freue mich schon sehr
auf dich und bin besonders neugierig, wie du dich in

deinem neuen Anzug machst. Es ist ja das erste Mal, daß
du dir ohne meine Lilfe Garderobe gekaust hast."

Ich erbleichte. !lnd dann wurde ich rot. Mein jungcr
guter Ruf stand auf dem Spiele. Ich gab meinem Selbst-
gefühl einen gehörigen Stoß, daß es die Treppe hinunter ..
nein hinauffiel. Vier Treppen hoch. Bis vor die Atelier-
tür mit der Visitenkarte „Geo Nischi, Kunstmaler".

„Verreist" stand darunter, mit Zeichentusche geschrieben.

Mochten seine anderen Gläubiger auf diesen Trick hin-
einfallenl

Ich nahm meine Stockkrllcke und klopfte. Donnerte.
And lauschte dann. Schlafschuhe schlürften verräterisch.
Da nahm ich mein Schlüsselbund und scheuerte mit dem
dicksten Lausknochen an der Zugangspforte.

„Wer da?" fragte jemand vorstchtig von drinnen.

„Jch," sagte ich wahrheitsgetreu.

„Nu sag's doch gleich," knurrte Nischi und öffnete.
And dann war er sehr erstaunt, daß ich es wirklich war.

„Ich kann dich jeht nicht einlassen," sagte er pathetisch.
„Es ist indiskret, eine» Lerrn zu solcher Stunde heimzu-
suchen."

„And wenn es auch wirklich erst Viertel EinS ist, Nischi,
ich beschwöre dich: Gib mir meinen Anzug zurück. Ich
brauche ihn dringend."

„Denkst du, ich brauche ih» nicht?"

„Nischi, gib mir meinen Anzug, ich nehm ihn gleich
mit. Gib ihn, ich beschwöre dich, sonst setzt's ein Anglück!"

Ich machte einen Anlauf und wollle ins Atelier.

„Lalt!" schrie Nischi. „Du niedrige Krämerseele sollst
haben, was dein ist. Daß du ihn selbst mitnimmst, dulde
ich indessen nicht, du sollst nicht sagen, George Nischi wisse
nicht, was sich gehört. Nachmittag wird das Gewand in
deiner Bude sein. And nun . . ."

Er war nicht mißzuverstehen. Aber ich meinte doch:

so

tebensiab«- nscb 6s-

^sUenIoses Lesiokl

SLkneller. OkLris (v6utsed68ki.6ieti8pLt6Qt, k. k. öst6rr. u. sekw^i^.
Pat6nt) b686ltixt naekiveisliek: Kunrkln, Iränsnbeutsl, lloppsl-
kinn, unseliöns klsskn- unä lVlunökorm, ksbt äis bkrabsinkenäen
Losjebtsmgssen, «oäuroii sobaris, wellis 2ügs unä IVIuslrsln, un
soböns Lesiobtsfol'M vsrbesssrt vveräsn. lOOOtäeb bevväkrt.^ VVer

li'rau A. Zobwenkler, kerlin VV 57 ll., potsäamer Ltrasse 36^8

Istlkr »err in Oränung?

^er für sieb oäsr ^.NL6böri§6 lioilunx suebt, wer sein b-sbeu verläu^srn will, lese
äas Q6U6 VV6rk von Lporialarst Or. msä. b'r. Lösser. Lutistellunx, Verbütuux uuä

Oauei-kei!un§ dev Her^ctiwäclie

auä äsr vou !br abllunxixsn olironiselisn I^viäsu (Xsnrul^is, ü.aseäow, Xvu-
rastbsuis, ^rtsrivnvsrkrilkuux, Oielit, Niieksrliirrnlibeit).
Ktzmsiuvsrstanälielis Ilarstellunx siuss utziisn HvUszstkins unä eiuvr nsiieu
Oiüt. Le2U" xs^. LinssuäunL v. A. 2.— franko (^aobuabins ^I. 2 30)

äureb Vsrlax „Ivörpsrsebut/.^, ttbt. 1, DIiurlvLtsnburz,' 1-AI-I. Seblisüfaek 9.

^rosrrsLb ilber in.t6r63SLN.t6 Lilobsr Lostenlos._

für b'orto äas nsus,
rsiebillustr. Verlaxs-
vsrreioknis von
ä. b'. Zebreibsr, Verla^,
LssIinLen u. ^lünobsn.

mit ibren rsirenäen b-inien entstebt xanr von selbst mit äer xssetrl. xssel,
OntsrIai;6„lVIoä6form".Nur15k8okwsru vonäsrunxslldtestsnilauäanweiiäbai.
1'rois Üll.3,50 u. I'orto, äa^u xral is msin nsuesb.6brbuek/.um Lslbstfrisisren I^r.46.

V Ilggs-8psri3lli3ii8WÖWkkI,I!illinl!k6n46,fgsdssgsgd8n2?. >

^inkunZen einer Hau8kur:

Oie auösroräelltlioli «-iedtiKS llllck kolgsllscbvvsrs dfierollardsit vvirll
srleisiitsrt ullä allg-ersAt, äis ?FIilläer, vvelvüs äis kiisrelllcaniiledsu
vsrstopksn, vveräen dsrausgesxült, äer LivvsiLgedalt äss Narlls verlisrt
sicd, Lslclsmmullgell uuä ^tsmnot lledmsll ab, äis übsrsodüssim!
kkurnsäurs, vvelobe äis Ilrsaobs llllell rbeumütisobell Ullä gicktigen
bisiäell ist, vvirä abgetriebell. Ories Ullä kiiersllsteills gsbell oblls
besolläers 8cl>merxei> ub, äas Orücbsu uuä Lrsllneu beim llrillisren
källt vveg, dlierell unä Lluse weräsn gsrsiuigt uuä äer Nrin wirä blur.
Ds tritt eill Woblbsüuäeu sill, vvelvbss krüber lliebt vorblllläsu vvar.
V»« äe» ArÄ. — <7a. Sä — SS /''/use/uui sme,- Lr»sLur.

/» un</ 0rog-r,->» ver/vnx- mv» eiFellell /V»,re„ a,,§ürüot/,c/i „u,

//ci„/,k,c//e ,,„,/ we,LS /eüee vnüece >tnAeöo/ enerAiLeü ^llrllcL,' ll,o nicül ec/ill»/,c/i
/le/em ,/,,'e// (Zue//e.
 
Annotationen