Kriegschronik der Meggendorfer-Blätter, Münchea
l3I
Schüttelreim
Was man auch immer fragen mag,
Es dreht sich um die Magenfrag'.
Mahnworte für Europareisende
Die Dciitsch-iUrkiiche Vereinigung hat für die Benüher dcs
Valkanzuges »Mahnworte sür Orientreisende" zufammengestellt,
darin ste den nach der Türkei reiscnt en Deutschen Mahnungen auf
den Weg gibt, wie sie ihr Benehmen im fremdcn Lande einrichten
sollen. Diesem Veispiel solgend hat die „Türkisch-deutsche Ver-
cinigung" entsprechende Mahnworle zusammengestellt fürOsmanen,
die den Balkanzug in ost.westlicher Richkung benuhen. Wir sind
in der Lage, im folgenden einen Auszug daraus erstmalig zu ver-
öffenllichen.
Bekanntlich entbehren im Okzident die Frauen des
Schutzes, den ihnen unser Larem gewährt. Sie sind ge-
wöhnt, ihr Gesicht schleierlos jedem Laffen zu zeigen, und
viele nehmen die Last männlicher Berufe auf sich, um
Geld zu verdienen. Sieh' deshalb die europäischen Frauen
nicht von vornherein als beklagenswert an und denke nicht,
daß es sich nicht lohne, ihre Gesellschaft aufzusuchen. Mit-
unter wirst du doch diese oder jene finden, die sich einen
Lauch von Poesie nuch unter europäischen Lebensverhält-
nissen bewahrt haben. Sprich aber nicht zu ihnen in den
zärtlichen Bildern, zu denen wir unsere Rede steigern, wenn
wir zu unseren Frauen sprechen. Das wäre zuviel Poesie
für die armen prosaischen Geschöpfe, und sie würden dich
verständnislos auslachen. (m.) Mnrr
Die orientalische Erziehung
gebietet, nie so laut zu sprechen.
daß man andere stören könnte.
Das wäre im Okzident vollkom-
men verfehlt. Sprich viel und
laut! Der Okzidentale ist so an
lautes Sprechen gewöhnt, daß
«r besondere Sprechmaschinen
«rfunden hat, die ihm ins Ohr
brüllen müssen, wenn zufällig die
Menschen einmalschweigensollten.
Nimm niemals zuviel Rück-
sicht auf deine Mitmenschen, sonst
kommst du sofort unter die Räder.
Namentlich in den letzten Iahr-
zehnten ist es, unter dem Einfluß
Amerikas, Sitte geworden, eine
großzügige Nücksichtslosigkeit zur
Schau zu tragen, welche als das
echte Zeichen des weitgereisten
Mannes gilt. Vergiß im Eisen-
bahnwagen nie, deine Beine auf
die gegenüberliegende Bank aus-
zustrecken, und wenn da zufällig cin
Mensch sitzt, so leg sie ihm auf dcn
Schoß: sei überzeugt, daß er sonst
seine Beine dir auf den Schoß legt.
llmi, sls wär es Dieäensreit,
llachligalten schlagen.
7ern ein Zroschkonrert — weil, weil
vurch äie llachl getrsgen.
lrgenäwo ein llöter bellt,
lvagenrääer rattern.
va — äurch llscht unä 5tiIIe gellt
kiner Zslve llnaltern.
vennoch lauert rings äer öoä,
ksüben so wie ärüben.
vennoch Isarm unä sierrensnot,
vrüben so wie hüben.
0, äie enälo; lange llacht
llnä äss bange Lchweigcn! —
siorch, äie Lerchen sinä envscht,
Sieb, äie llebet sleigen. —
siuschen schvvebenä kin unä ker
lllie vvenn einer kame,
vsh ich manchmal äa; llewekr
Tester an mich nekme.
knälich rciht äer vämmerllor,
llosig prangt'; im Osten
llnä äie Sonne strak» kervor —
2iekt lür mich suk posten.
Mfreä Kiesler im keläe
Gehst du nach Europa, so wisse, daß du in das Land
des Fortschrittes und des Erfolges kommst. Laß deshalb
die sprichwörtliche Ruhe und Würde des Orientalen weit
hinter dir. Sei vielmehr stets tätig und geschäftig, und
wenn du gerade nichts zu tun hast, so stell dich doch so,
als wenn du keinen Augenblick aufhörtest an deine Ge-
schäfte zu denken. Sonst wird der gerade anwesende Euro-
päer, der seinen Nebenmenschen stets als Konkurrcnten be
trachtet, dich für eine orientalische Schlafmühe halten und
sich verpflichtet fühlen, dich übers Ohr zu hauen.
Vergiß die vollkommene Beherrschung der Gefühle und
Leidenschaften, wie unsere Lehrer sie dich gelehrt habcn.
Der Europäer würde sie für Temperamentlosigkeit halten.
Sei stets temperamentvoll und energisch. Vor allem lerne
beizeiten jene Art des Auftretens, welches der Europäer
nennt „Krach schlagen". Der Eu-
ropäer schlägt immer Krach, wenn
er sich selbst beweisen will, wie
energisch er ist, wenn er sich bei
seinen Antergebenen in Respekk
sehen will.
Naffiniert
— „Aha, da gibt's wieder 'n frisches Ei; eine Lenne gackert!"
— „Nee, nee, wir haben bloß unsern Lahn so dressiert;
der muß jetzt beim Krähen stottern, um die Sommerfrischler
anzulocken."
Mißtrauisch
— „Wißt Ihr, Kameraden, ich war froh, als mein ilrlaub
aus warl Ich fühle mich im Schützengraben sicherer als
zu Lause!"
— „Oho! Wieso?"
— „Vater hat sich ganz plötzlich aufs Pilzsammeln ge-
worfen, und Mutter muß täglich zweimal Pilze auf den
Tisch bringen!"
Schwierige Vcrständigung
— „Laben Sie auch Kinder daheim?"
— „Gnua!"
— „Gnua? Wie viel sind denn das?"
sius isorchpolten
lllie äie llaken auk äem ?ang
llcugen, korchen, Isuern,
versrt muh ich stunäenlsng
ln äem kräloch kauern.
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Schüttelreim
Was man auch immer fragen mag,
Es dreht sich um die Magenfrag'.
Mahnworte für Europareisende
Die Dciitsch-iUrkiiche Vereinigung hat für die Benüher dcs
Valkanzuges »Mahnworte sür Orientreisende" zufammengestellt,
darin ste den nach der Türkei reiscnt en Deutschen Mahnungen auf
den Weg gibt, wie sie ihr Benehmen im fremdcn Lande einrichten
sollen. Diesem Veispiel solgend hat die „Türkisch-deutsche Ver-
cinigung" entsprechende Mahnworle zusammengestellt fürOsmanen,
die den Balkanzug in ost.westlicher Richkung benuhen. Wir sind
in der Lage, im folgenden einen Auszug daraus erstmalig zu ver-
öffenllichen.
Bekanntlich entbehren im Okzident die Frauen des
Schutzes, den ihnen unser Larem gewährt. Sie sind ge-
wöhnt, ihr Gesicht schleierlos jedem Laffen zu zeigen, und
viele nehmen die Last männlicher Berufe auf sich, um
Geld zu verdienen. Sieh' deshalb die europäischen Frauen
nicht von vornherein als beklagenswert an und denke nicht,
daß es sich nicht lohne, ihre Gesellschaft aufzusuchen. Mit-
unter wirst du doch diese oder jene finden, die sich einen
Lauch von Poesie nuch unter europäischen Lebensverhält-
nissen bewahrt haben. Sprich aber nicht zu ihnen in den
zärtlichen Bildern, zu denen wir unsere Rede steigern, wenn
wir zu unseren Frauen sprechen. Das wäre zuviel Poesie
für die armen prosaischen Geschöpfe, und sie würden dich
verständnislos auslachen. (m.) Mnrr
Die orientalische Erziehung
gebietet, nie so laut zu sprechen.
daß man andere stören könnte.
Das wäre im Okzident vollkom-
men verfehlt. Sprich viel und
laut! Der Okzidentale ist so an
lautes Sprechen gewöhnt, daß
«r besondere Sprechmaschinen
«rfunden hat, die ihm ins Ohr
brüllen müssen, wenn zufällig die
Menschen einmalschweigensollten.
Nimm niemals zuviel Rück-
sicht auf deine Mitmenschen, sonst
kommst du sofort unter die Räder.
Namentlich in den letzten Iahr-
zehnten ist es, unter dem Einfluß
Amerikas, Sitte geworden, eine
großzügige Nücksichtslosigkeit zur
Schau zu tragen, welche als das
echte Zeichen des weitgereisten
Mannes gilt. Vergiß im Eisen-
bahnwagen nie, deine Beine auf
die gegenüberliegende Bank aus-
zustrecken, und wenn da zufällig cin
Mensch sitzt, so leg sie ihm auf dcn
Schoß: sei überzeugt, daß er sonst
seine Beine dir auf den Schoß legt.
llmi, sls wär es Dieäensreit,
llachligalten schlagen.
7ern ein Zroschkonrert — weil, weil
vurch äie llachl getrsgen.
lrgenäwo ein llöter bellt,
lvagenrääer rattern.
va — äurch llscht unä 5tiIIe gellt
kiner Zslve llnaltern.
vennoch lauert rings äer öoä,
ksüben so wie ärüben.
vennoch Isarm unä sierrensnot,
vrüben so wie hüben.
0, äie enälo; lange llacht
llnä äss bange Lchweigcn! —
siorch, äie Lerchen sinä envscht,
Sieb, äie llebet sleigen. —
siuschen schvvebenä kin unä ker
lllie vvenn einer kame,
vsh ich manchmal äa; llewekr
Tester an mich nekme.
knälich rciht äer vämmerllor,
llosig prangt'; im Osten
llnä äie Sonne strak» kervor —
2iekt lür mich suk posten.
Mfreä Kiesler im keläe
Gehst du nach Europa, so wisse, daß du in das Land
des Fortschrittes und des Erfolges kommst. Laß deshalb
die sprichwörtliche Ruhe und Würde des Orientalen weit
hinter dir. Sei vielmehr stets tätig und geschäftig, und
wenn du gerade nichts zu tun hast, so stell dich doch so,
als wenn du keinen Augenblick aufhörtest an deine Ge-
schäfte zu denken. Sonst wird der gerade anwesende Euro-
päer, der seinen Nebenmenschen stets als Konkurrcnten be
trachtet, dich für eine orientalische Schlafmühe halten und
sich verpflichtet fühlen, dich übers Ohr zu hauen.
Vergiß die vollkommene Beherrschung der Gefühle und
Leidenschaften, wie unsere Lehrer sie dich gelehrt habcn.
Der Europäer würde sie für Temperamentlosigkeit halten.
Sei stets temperamentvoll und energisch. Vor allem lerne
beizeiten jene Art des Auftretens, welches der Europäer
nennt „Krach schlagen". Der Eu-
ropäer schlägt immer Krach, wenn
er sich selbst beweisen will, wie
energisch er ist, wenn er sich bei
seinen Antergebenen in Respekk
sehen will.
Naffiniert
— „Aha, da gibt's wieder 'n frisches Ei; eine Lenne gackert!"
— „Nee, nee, wir haben bloß unsern Lahn so dressiert;
der muß jetzt beim Krähen stottern, um die Sommerfrischler
anzulocken."
Mißtrauisch
— „Wißt Ihr, Kameraden, ich war froh, als mein ilrlaub
aus warl Ich fühle mich im Schützengraben sicherer als
zu Lause!"
— „Oho! Wieso?"
— „Vater hat sich ganz plötzlich aufs Pilzsammeln ge-
worfen, und Mutter muß täglich zweimal Pilze auf den
Tisch bringen!"
Schwierige Vcrständigung
— „Laben Sie auch Kinder daheim?"
— „Gnua!"
— „Gnua? Wie viel sind denn das?"
sius isorchpolten
lllie äie llaken auk äem ?ang
llcugen, korchen, Isuern,
versrt muh ich stunäenlsng
ln äem kräloch kauern.