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Zeitschrift für Humor und Kunst

Enttäufcht — „Der Forstgehilfe kommt nicht. Ich glaub', es hat nur an der Schonzeit
gelegen, und er war gar nicht so verliebt. Ietzt ist ihm der Lirsch lieber."

Der Schlllffeltiger
anderen Schlüssel auch."

Meine Frau wurde rot
und erwiderte eifrig:

„Siehst du, Männchen,
die Dienstboten sind so
neugierig. Sie stöbern
und schnüffeln überall
herum. Ietzt können ste
nirgends beikommen."

„Ich aber auch nicht,"
sagte ich verdrießlich.

„Gott, sei doch nicht so
komisch! Wenn du et-
was haben willst, dann
sagst du mir's!" „Und
wenn du gerade nicht
da bist?" „Dann wird's
wohl auch Zeit haben,
bis ich wieder komme!"

„Nein," begehrte ich
auf, „das gibt's nicht,
meine Liebe! Ich muß
jeden Augrnblicküberall
beikommen können. Ie
der Schlüssel ist doppelt
vorhanden. Du gibst
mir gesälligst von je-
dem Möbel den zweiten
Schlüssel'" „Ia, ja,
du oller Brummbär, du
sollst die Schlüssel schon
haben!" Am nächsten
Mo> gen beim Frühstück
erinnerte ich: „Denk
auch an meine Schlüs-
sel!" Sie sprang vom
Stuhl auf. „Lerrgott
ja. Ich will sie gleich
holen, sonst habe ich doch
keine Ruhe!" Sie hatte
sich gerade Kaffee ein-
gegoffen. Ich zog sieauf
ihren Sitz zurück. „Es
hatjaZeit!" BeimMit-
tageffen erinnerte ich
wieder. „Aber Männ-
chen, verdirb mir doch
bloß nicht den Appetit
mit deinem ewigen Quä-
len!" Gut. Ich übte Ge-
duld. Einige Tage lang
dachte ich nicht mehr an
die Schlüssel. Als ich
aber in Abwesenheit meiner Frau einmal etwas aus einem
Schranke holen wollte und ihn verschlossen fand, wurde
ich wütend. Als meine Frau nach Lause kam, fuhr ich sie
an: „Wo hast du die verdammten Schlüssel? Gib ste nun
endlich raus! Fch habe das ewige Beiteln darum satt!"
Sie wurde schneeweiß. Das Paketchen in ihrer Land fiel
zu Boden. Ohne ein Mort zu erwidern, drehte sie sich um
und stürmte hinaus. Die Tür flog hinter ihr unsanft zu.
Ich hörte sie die Treppe hinaufstürmen und sich oben ein-
schließen. Im Fremdenzimmer."

„Aha!"

„Armer Marbach!"

„Mit einem Male war mein Zorn verrauckt. Ich machte
mir Vorwüife über meine Leftigkeit. Ich schlich hinauf und
verlegte mich aufs Parlamentieren durch die Tür. Sie gab
keine Antwort. Ich verbrachte einsam eine schlaflose Nacht.
Dann kneipte ich in der Stadt herum. Am späten Nach-
mittag ging ich nach Lause. Das Mädchen empfing mich mit
der Mitteilung, die gnädige Frau sei sehr krank geworden;
ste habe einen Arzt holen müssen. Der Doktor kam gerade
die Treppe herunter. Er machte ein ernstes Gesicht und zog
mich in die Stube. Da hielt er mir eine Strafpredigt, daß
 
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