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!r. 1341

Zeitschrift für Humor und Kunst

159

Der Schlüffeltiger

nichts. Der Zettel hängt noch heute in dem Schränkchen."

Der Erzähler machte eine Pause und trank sein Glas leer.

„Lahahahal Also das kleine Schlüsselchen war auch fort!"

„Schlüsseltigerl Famose Bezeichnung, hahaha!"

„Der Gasschlüssel fehlt noch!"

LerrMarbach ließ sich erst noch ein frisches Glas Bier geben.

„Iawohl. Die Geschichte vom Gasschlüssel sollen Sie
auch noch hören." Er nahm noch einen kräftigen Schluck
und fuhr sodann sort:

„Der kleinen Kinder wegen mußte für Wasch- und
Badewasser,Milchbereitung und anderes immerzu das Feuer
im Lerde erhalten werden. Das war langweilig und gab
viel Aerger, weil die Mädchen alle Augenblicke das Feuer
ausgehen ließen. Wir legten uns daher einen Petroleum-
kocher zu. Aber das Biest stank wie die Pest. Ich entschloß
mich also eines Tages kurzerhand, einen Gasherd setzen zu
lassen. Der Mann, der die Gasleitung legte, erklärte meiner
Frau, Gas sei gar nicht so teuer, man müsse nur obacht
geben, daß die Mädchen nicht unnötigerweise Gas ver-
schwendeten. Am besten wäre es schon, man mache gleich
vor der Abzweigung zum Lerde eine Absperrvorrichtung,
von der meine Frau immer den Schlüssel abnehmen könne.
Wie meine Frau etwas von ,Schlüssel' hört, wird sie
ganz hüpfig vor Freude. „O ja, o ja," rief sie begeistert,
„das machen Sie bitke so!" Also gut, es wird gemacht.
Meine Frau zieht auch fleißig den Gasschlüssel ab. Aber
eines Tages war er spurlos verschwunden. Nun war Lolland
in Not. Ich ging mit der Beißzange in die Küche, um

den Lahn aufzudrehen. Es war nicht nölig; er war offen!
Was habe ich gelacht! Meine Frau hatte immer eifrig
den Schlüffel abgenommen, ohne erst umzudrehen. Ein
Gasschlüssel war demnach überflüsstg. Meine Frau bestand
aber daraus, einen neuen zu bekommen. Sie bekam einen
und noch einen; dann bekümmerte ich mich nicht mehr darum."

„And alle die Gasschlüssel hat Ihre Frau auch ver-
schlungen?"

„Ein bißchen groß und schwer sind die Dinger!"

„Was das betrifft," erwiderte Marbach mit schalkhaftem
Schmunzeln, „kann ich noch mit gröberem Geschlltz aufwarten.
— Meine Frau wünschte sich später sehnlichst eine antike
Truhe für den Vorplatz. Ich erwarb für sie eine große
reichgeschnitzte Nenaissancetruhe. Die hatte ein starkes, schön-
gearbeitetes Schloß. Dazu gehörte ein mächtiger Lohl-
schlüssel. Etwa 20 Zentimeter lang und über ein Pfund
schwer. Ein Ding wie eine Näuberpistole. Meine Frau
hatte eine unbändige Freude. Ich glaube, — über den
Schlüssel. Ich aber auch. „Den wirst du sicher nicht bezwin-
gen," dachte ich mit boshafter Genugtuung. Der Schlllssel
blieb stecken. EinesTages war er aberabgezogen. „Manstieß
sich immer daran," sagte meine Frau und sie hatte recht. Ich
hatte mir auch schon daran weh getan. Der Schlüssel kam
aber nie wieder zum Vorschein. Er ist spurlos verschwunden."

„Nun hören sie aber auf!" rief der Apotheker lachend.
„Sonst lassen Sie am Ende Ihre Frau auch noch die Kirchen-
schlüffel vertilgcn."

„Lm. Ich möchte jedenfalls dem Küster nicht anraten,
ihr einmal seine Schlüssel anzuvertrauen." (m.)

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