Meggendorfer-Blätter, München
Splitter Wer nicht weiß, was er will,
weiß auch nicht, was er kann.
Die Frühstückssemmeln
Die Frau. die uns die Semmeln
bringt, hat die Gewohnheit, das Säck-
chen mit diesen einfach an die Türkiinke
zu hängen und dann wieder davon-
zugehen, denn sie hat gar viele Kunden
zu bedienen und kann sich deshalb bei
dem einzelnen nicht zu lange aufhalten.
Wir nehmen dann gelegentlich das
Säckchen herein und sind darin einig,
daß diese Art geschäftlichen Verkehrs
eine Einrichtung von wunderbarer Ein-
fachheit ist. Eines Tages aber waren
die Semmeln mit samt dem Säckchen,
als wir es hereinnehmen wollten, ver-
schwunden. Sie waren gestohlen worden.
Wir hatten nun dergleichen öfters
in der Zeitung gelesen und herzlich
darüber gelacht, als uns das Mißgeschick
aber selbst betraf, waren wir sehr ärger-
lich, denn wir hatten ja nicht nur den
Verlust der Semmeln, sondern auch
den einer Anzahl unersetzlicher Brot-
marken zu beklagen.
„Das darf stch natürlich
nicht wiederholen," sagte
ich energisch.
„Nein, gewiß nicht,"
stimmte meine Frau ebenso
energisch zu.
„Sage der Frau, daß
sie wenigstens läuten soll.
wenn sie das Brot bringt,"
fuhr ich fort.
„Ia, das werde ich,"
fuhr auch sie fort. Am
andern Tage saßen wir
gerade beim Mittagessen,
da wurde heftig die Glocke
gezogen.
W!r erschraken sehr.
„Wer kann das sein?"
lispelte meine Frau.
Fußball
Auch etwas — „Wohin, Lerr Mayer?"
— „Auf die Bank; Geld holen."
— „Fa, haben Sie denn gar ein Bankguthaben?"
— „Ich nicht. Aber ein Freund von mir. !lnd da gehe ich mit."
Sommerfrischler: „Rehmen Sie mir's nicht übel, Ihrer
roten Nase nach müssen Sie sicher wiffen, wo hier im Orte
's beste Bier ist?"
Bauer: „!lm Bier kiimmere ich mich net — dös is a
Enzian-Nasenl"
Necht schmeichelhaft
Richter: „Na, Angeklagter, wenn der Zeuge Sie auch
,Affe' genannt hat, deshalb brauchten Sie ihm aber doch
nicht gleich das Bierglas an den Kopf zu werfen!"
— „Lerr Richter, sehe ich vielleicht aus wie 'n Aff'?
Das hätten Sie sogar getan!"
„Ich weiß nicht."
„Gerade um diese Zeit!"
„Vielleicht der Depeschenbote."
„Oder vielleicht ein Bettler."
„Richtig, die kommen meist zu dieser Stunde. Sieh
doch einmal nach."
Meine Frau sah nach.
„Du guter Gott," ries sie lachend, „die Semmeln sind's!"
„And das erschreckt uns so!" rief auch ich lachend.
Am Tage darauf läutete es natürlick wieder. Wir
waren nahe daran, abermals zu erschrecken, da besann ich
mich noch zur rechtcn Zeit und sagte gelassen: „Es sind ja
nur die Semmeln. Laffen wir uns deswegen nicht im
Essen stören."
!lnd wir ließen uns auch nicht stören. Nach dem Essen
wollte meine Frau dann die Semmeln hereinholen. Aber
sie waren wiederum verschwunden.
Ia, es ist eine böse Zeit! C. A. Lennlg
Copyright 1916 by I. F. Schreiber
Splitter Wer nicht weiß, was er will,
weiß auch nicht, was er kann.
Die Frühstückssemmeln
Die Frau. die uns die Semmeln
bringt, hat die Gewohnheit, das Säck-
chen mit diesen einfach an die Türkiinke
zu hängen und dann wieder davon-
zugehen, denn sie hat gar viele Kunden
zu bedienen und kann sich deshalb bei
dem einzelnen nicht zu lange aufhalten.
Wir nehmen dann gelegentlich das
Säckchen herein und sind darin einig,
daß diese Art geschäftlichen Verkehrs
eine Einrichtung von wunderbarer Ein-
fachheit ist. Eines Tages aber waren
die Semmeln mit samt dem Säckchen,
als wir es hereinnehmen wollten, ver-
schwunden. Sie waren gestohlen worden.
Wir hatten nun dergleichen öfters
in der Zeitung gelesen und herzlich
darüber gelacht, als uns das Mißgeschick
aber selbst betraf, waren wir sehr ärger-
lich, denn wir hatten ja nicht nur den
Verlust der Semmeln, sondern auch
den einer Anzahl unersetzlicher Brot-
marken zu beklagen.
„Das darf stch natürlich
nicht wiederholen," sagte
ich energisch.
„Nein, gewiß nicht,"
stimmte meine Frau ebenso
energisch zu.
„Sage der Frau, daß
sie wenigstens läuten soll.
wenn sie das Brot bringt,"
fuhr ich fort.
„Ia, das werde ich,"
fuhr auch sie fort. Am
andern Tage saßen wir
gerade beim Mittagessen,
da wurde heftig die Glocke
gezogen.
W!r erschraken sehr.
„Wer kann das sein?"
lispelte meine Frau.
Fußball
Auch etwas — „Wohin, Lerr Mayer?"
— „Auf die Bank; Geld holen."
— „Fa, haben Sie denn gar ein Bankguthaben?"
— „Ich nicht. Aber ein Freund von mir. !lnd da gehe ich mit."
Sommerfrischler: „Rehmen Sie mir's nicht übel, Ihrer
roten Nase nach müssen Sie sicher wiffen, wo hier im Orte
's beste Bier ist?"
Bauer: „!lm Bier kiimmere ich mich net — dös is a
Enzian-Nasenl"
Necht schmeichelhaft
Richter: „Na, Angeklagter, wenn der Zeuge Sie auch
,Affe' genannt hat, deshalb brauchten Sie ihm aber doch
nicht gleich das Bierglas an den Kopf zu werfen!"
— „Lerr Richter, sehe ich vielleicht aus wie 'n Aff'?
Das hätten Sie sogar getan!"
„Ich weiß nicht."
„Gerade um diese Zeit!"
„Vielleicht der Depeschenbote."
„Oder vielleicht ein Bettler."
„Richtig, die kommen meist zu dieser Stunde. Sieh
doch einmal nach."
Meine Frau sah nach.
„Du guter Gott," ries sie lachend, „die Semmeln sind's!"
„And das erschreckt uns so!" rief auch ich lachend.
Am Tage darauf läutete es natürlick wieder. Wir
waren nahe daran, abermals zu erschrecken, da besann ich
mich noch zur rechtcn Zeit und sagte gelassen: „Es sind ja
nur die Semmeln. Laffen wir uns deswegen nicht im
Essen stören."
!lnd wir ließen uns auch nicht stören. Nach dem Essen
wollte meine Frau dann die Semmeln hereinholen. Aber
sie waren wiederum verschwunden.
Ia, es ist eine böse Zeit! C. A. Lennlg
Copyright 1916 by I. F. Schreiber