Zm Nestaurant Mutter: „Warum weint denn der Max so?"
Else: „Der wollte eine Tafel Schokolade ziehen und hat den Groschen in den Mustkautomaten geworfen!"
— „Na, du dummer Bub', da halt doch 's Maul, daß du für deinen Groschen von der Mustk wenigstens den Genuß hast!"
Elne Folge des Klno
nicht ganz ungezwungen, etwa so, als schauten alle Leute
im Garten zu, und als wollte er es deshalb recht fein
machen. Dann fuhr er mit den Äänden wieder nach dcm
Gürtel hinunter, schicn einen Augenblick zu überlegen, ob
er ste wieder sicher festmachcn sollte, unterließ cs aber und
holte lieber eine Zigarre hervor, die cr, vor Behagen die
Augen halb zukneifend, anzündete, worauf er sofort so
dicke Rauchwolken zu blasen begann, wie das nur die Kino
schauspieler während ihrer beruflichen Tätigkeit tun, —
weil sich nämlich der Rauch aus den Filmbildern sehr
wirkungsvoll ausnimmt.
Tabak ist zum Schweigen ebenso gut wie zum Reden.
Der sremde Mann schien zu letztem Lust zu haben. „Sehr
schönes Wetter heute," sagte er zu mir.
„Prächtiges Wetter," bestätigte ich.
„Dieser köstlich blaue Äimmel!" fuhr er fort. „Ist cs
nicht, als wollte er uns einladen-"
Mitten in seiner Rede aber unterbrach stch der sremde
Mann und führte sich höchst sonderbar auf. §r hatte be-
geistert zu der von ihm so gelobten Limmelsbläue aufge-
blickt und beide Arme in heftiger Schwenkung dabei einen
Lalbkreis beschreiben lassen, wie zur Jllustrierung der
Wölbung des Firmaments. Dann aber trat ein jähes Er-
schrecken in sein Antlitz, als hätte er etwas begangen, wo-
rauf mindestens fünfzig Mark Polizeistrafe ständen. Dem
Erschrecken folgte jäh aufwallender Aerger. Er riß die
Zigarre aus seinen Zähnen, warf sie zur Erde und zer-
trampelte sie, was eine mir völlig unerklärliche Landlung
war, denn die Zigarre hatte nicht schlecht gerochen und
war noch nicht einmal bis zum ersten Drittel aufgeraucht
gewesen, das doch bekanntlich den meisten Genuß gewährt.
Dann zwängte er seine Lände wieder durch die an seinem
Anzug dilettantisch angebrachten Fesscln, ließ die Arme
wieder wie Topfyenkel von feinem Körper abstehn, seufzte
tief und schaute mich traurig an. „Es ist zu schrecklich!"
sagte er.
„War die Zigarre schlecht?" fragte ich. „Oder hat
Ihnen vielleicht der Arzt das Rauchen verboten, und hattc»
Sie dies bedauerliche und mir übrigens, ohne daß ich den
Fall kcnne, von vornhcrein ganz ungerechtfertigt erschei-
nende Verbot für eine» Augenblick vergessen?"
„Wenn es nur das wäre!" rief er klagend. „Ich bin
zwar leidenschaftlicher Naucher, aber sreudig würde ich eine
Zeitlang auf den Tabakgenuß verzichten. wenn ich mir
damit Befreiung von dem scheußlichen Leiden unserer Zeit
erkaufen könnte, als dessen Opfer ich vor nunmehr einem
Vierteljahr mit Schrecken mich erkannt habe. Diese ganzen
drei Monate schon habe ich dagegen angekämpft, unerbittlich
gegen mich selbst, wie Sie ja schon daraus entnehmen können,
daß ich mir soeben zur Strafe die Zigarre entzogen habe.
Freilich hätte ich sie nur schlecht weiterrauchen können, da
ich eine Zigarre nicht immer zwischen den Zähnen halten
mag, — ich zerbeiße sie dann zu sehr. Anablässig bin ich
auf der Wacht gegen das ekelhaste Aebel, und es ist kein
Zweifel, daß ich in gewissem Maße schon seiner Lerr ge-
worden bin. Aber hin und wieder gewinnt es doch wieder
die Oberhand, wie Sie ja soeben haben bemerken können."
Ich hatte keine Ahnung, was der sonderbare Mann
eigentlich meinte. Er mochte mir diese Ahnungslosigkeit
Else: „Der wollte eine Tafel Schokolade ziehen und hat den Groschen in den Mustkautomaten geworfen!"
— „Na, du dummer Bub', da halt doch 's Maul, daß du für deinen Groschen von der Mustk wenigstens den Genuß hast!"
Elne Folge des Klno
nicht ganz ungezwungen, etwa so, als schauten alle Leute
im Garten zu, und als wollte er es deshalb recht fein
machen. Dann fuhr er mit den Äänden wieder nach dcm
Gürtel hinunter, schicn einen Augenblick zu überlegen, ob
er ste wieder sicher festmachcn sollte, unterließ cs aber und
holte lieber eine Zigarre hervor, die cr, vor Behagen die
Augen halb zukneifend, anzündete, worauf er sofort so
dicke Rauchwolken zu blasen begann, wie das nur die Kino
schauspieler während ihrer beruflichen Tätigkeit tun, —
weil sich nämlich der Rauch aus den Filmbildern sehr
wirkungsvoll ausnimmt.
Tabak ist zum Schweigen ebenso gut wie zum Reden.
Der sremde Mann schien zu letztem Lust zu haben. „Sehr
schönes Wetter heute," sagte er zu mir.
„Prächtiges Wetter," bestätigte ich.
„Dieser köstlich blaue Äimmel!" fuhr er fort. „Ist cs
nicht, als wollte er uns einladen-"
Mitten in seiner Rede aber unterbrach stch der sremde
Mann und führte sich höchst sonderbar auf. §r hatte be-
geistert zu der von ihm so gelobten Limmelsbläue aufge-
blickt und beide Arme in heftiger Schwenkung dabei einen
Lalbkreis beschreiben lassen, wie zur Jllustrierung der
Wölbung des Firmaments. Dann aber trat ein jähes Er-
schrecken in sein Antlitz, als hätte er etwas begangen, wo-
rauf mindestens fünfzig Mark Polizeistrafe ständen. Dem
Erschrecken folgte jäh aufwallender Aerger. Er riß die
Zigarre aus seinen Zähnen, warf sie zur Erde und zer-
trampelte sie, was eine mir völlig unerklärliche Landlung
war, denn die Zigarre hatte nicht schlecht gerochen und
war noch nicht einmal bis zum ersten Drittel aufgeraucht
gewesen, das doch bekanntlich den meisten Genuß gewährt.
Dann zwängte er seine Lände wieder durch die an seinem
Anzug dilettantisch angebrachten Fesscln, ließ die Arme
wieder wie Topfyenkel von feinem Körper abstehn, seufzte
tief und schaute mich traurig an. „Es ist zu schrecklich!"
sagte er.
„War die Zigarre schlecht?" fragte ich. „Oder hat
Ihnen vielleicht der Arzt das Rauchen verboten, und hattc»
Sie dies bedauerliche und mir übrigens, ohne daß ich den
Fall kcnne, von vornhcrein ganz ungerechtfertigt erschei-
nende Verbot für eine» Augenblick vergessen?"
„Wenn es nur das wäre!" rief er klagend. „Ich bin
zwar leidenschaftlicher Naucher, aber sreudig würde ich eine
Zeitlang auf den Tabakgenuß verzichten. wenn ich mir
damit Befreiung von dem scheußlichen Leiden unserer Zeit
erkaufen könnte, als dessen Opfer ich vor nunmehr einem
Vierteljahr mit Schrecken mich erkannt habe. Diese ganzen
drei Monate schon habe ich dagegen angekämpft, unerbittlich
gegen mich selbst, wie Sie ja schon daraus entnehmen können,
daß ich mir soeben zur Strafe die Zigarre entzogen habe.
Freilich hätte ich sie nur schlecht weiterrauchen können, da
ich eine Zigarre nicht immer zwischen den Zähnen halten
mag, — ich zerbeiße sie dann zu sehr. Anablässig bin ich
auf der Wacht gegen das ekelhaste Aebel, und es ist kein
Zweifel, daß ich in gewissem Maße schon seiner Lerr ge-
worden bin. Aber hin und wieder gewinnt es doch wieder
die Oberhand, wie Sie ja soeben haben bemerken können."
Ich hatte keine Ahnung, was der sonderbare Mann
eigentlich meinte. Er mochte mir diese Ahnungslosigkeit