Nr. 1342
Zeitschrift für Humor und Kunst
>75
Eine Folge des Klno
Oberkörper in einer beredten Geste geschwenkt. Ist das
nicht eine ganz ekelhafte Entwickelung, die die moderne
Menschheit da gemacht hat? Was aber ist schuld daran?
Das Kino, mein Lerr, einzig und allein das Kinol
Mit Wohlgefallen haben wir wohl alle die ersten Pro-
duktionen dieser erstaunlichen Erfindung begrüßt, die uns
nicht nur vielen Spaß und einen angenehmen anschaulichen
Nachrichtendienst, sondern auch mannigfache Belehrung
versprach. Wir sahen, was in der Welt vorging: wie
Staatsoberhäupter einander besuchten, wie Rennen in fer-
nen Städten abgehalten wurden, wie neue Tänze getanzt
wurden, wie Eisenbahnzüge verunglückt waren, wie Explo-
fionen und Feuersbrünste schreckliche Verwüstungen ange-
richtet hatten, — und ähnliche vortreffliche Dinge. Wir
wurden über die Neize ferner Gegenden unterrichtet und
lernten die Sitten und Gewohnheiten fremder, meist wilder
Völker kennen. Wir wurden ferner in die Geheimnisse
der Natur eingeführt und konnten Tiere, von deren Da-
sein die meisten von uns nicht einmal eine Ahnung gehabt
hatten, bei den mannigfachsten Aeußerungen ihrer Existenz
beobachten.
Dann aber genügte der Filmkamera dieses Tätigkeits-
feld nicht mehr, und es kamen die erfundenen Dramen und
Lustspiele, die dem Kinogeschäft erst den großartigen Auf-
schwung gaben. Liermit jedoch setzte das Aebel ein, das
zu bekämpfen mein heißerstrebtes Ziel ist, und dazu habe
ich meinen Patentgürtel erfunden, den ich den Antikino-
Gürtel nennen werde oder besser noch, denn das ist richtiger,
den Anti-Kinofolgen-Gürtel, wofür ich vielleicht noch einen
kompakteren Ausdruck finde. Alles, was die Räder des
menschlichen Lebens bewegt und hemmt, in schöne Bahnen
lenkt oder zur Entgleisung bringt, zeigte uns der Film:
Treue und Ruchlosigkeit, Liebe und Laß, Edelmut und Ge-
meinheit, finstere Intrigue und menschenfreundliches Lan-
deln, Schenken und Stehlen, Lebensrettungen, Mord und
Totschlag. Was nur Menschen unternehmen und was
ihnen geschehen kann, sahen wir auf der Leinwand in der
Darstellung mehr oder minder tüchtiger Schauspieler. Wie
aber zeigten sie es? Durch Miene und Gebärde; das Wort
war ja ausgeschaltet. And weil doch das Kino mit der
großen Masse rechnen mußte, darum mußte dies stumme
Spiel so vergröbert werden, wie es nur irgend ging, —
jede Grimasse, jede Geste mußte ganz und gar erschöpfend
sein. Der Kinoschauspieler braucht kein schönes Organ, er
kann sogar stumm sein, aber tüchtig spielende Geflchtsmuskeln
muß er haben und vor allem bewegliche Arme. Was mei-
nen Sie wohl, mein Lerr, wieviel Armbewegungen der Zu-
schauer in einer zwei Stunden währenden Kinovorstellung
zu sehen bekommt? Ach, das ist ja überhaupt nicht zu
zählen I
Seit einer Neihe von Iahren nun laufen wir alle ins
Kino. Die verderbliche Wirkung konnte nicht ausbleiben.
Ganz unbewußt haben auch wir Zuschauer die Gebärde als
unterstreichendes Ausdrucksmittel in einem Maße angenom-
men, daß man, wenn man sich das weiter entwickelt denkt,
an der Zukunft der Menschheit verzagen möchte. Labe
ich Ihnen nicht eben an einigen Beispielen in diesem Garten
nachgewiesen, welche Rolle die Geste jeht schon spielt? Wir
benehmen uns fast alle schon wie halbe Kinoschauspieler.
Das wird so weiter gehn, bis wir schließlich kaum noch eine
längere zusammenhängende Nede zu sprechen vermögen.
Wir werden nur hin und wieder einen Satz hervorstoßen,
wie ihn auch die Kinofiücke, wenn es gar nicht anders geht,
zur Erläuterung bringen, im übrigen aber werden wir uns
durch Grimassen und Arm- und Landbewegungen verstän-
digen, — die ganze Welt wird sich wie ein Filmatelier aus-
nehmen, in dem ununterbrochen Films aufgenommen werden.
Sind sich die Menschen nun aber bewußt, auf welchem
verderblichen Wege — und ein gutes Stück haben sie schon
darauf zurückgelegt — ste sich befinden? Nicht im geringsten.
Ich glaube, ich bin der einzige, der die Gefahr in ihrem
vollen Amfange erkannt hat. Ich will mich dessen nicht
rühmen; ich kam nur durch Zufall darauf, durch einen für
^u-a.s.so
liiasen- u. ftlunclfoi'mei' ,6tisi'i8',
äiek.,m. ä.26itä6korm.^a86n,äiek.Oipp6nu. un-
86kön. iVlunäs vvirkt. 8sit l3 )sl>r. sl8 äS8 86816
snsrkannt. lOOOfseti bsvväkrt al8 äs8 6s8t6. öeeutaebt.
v. 0t)6r8tab8sr2t 8an.-Ii. Or. 8ebmiät, brok. L. u. anä. ^srrtsn. k>r6!8
IVI. ?orto25 Ok. 11.krknrleriü frau ö86k^6nkl6r,ker!ill1V.57I1,?ot8äLMör8tr.86k.
6e1bE I'levltEn, bsssitixt unter Oarantis nur „Oreine veriii««" in
Kür?.68t6r 2eit. IVIaeksn 8ie einen lst^ten Vsrsueb, 8is >veräen mir äankbar 86i'n.
Oos6 2 ^IK, 2 O086N 3.50 nur äurek Dr. H»ii8 irielilei', ksrlin-kkalsnses 39.
vsnlccnHSpc 5is Zoinclsn-Poospskk
Q ii
Losdsn srsodisnsii: Oas
Llnlisiten Spivl
v. 1i. 1». anx. v. Ii. «. Sl.
kin tiNVvssggenlIk8 ölettspisl sut nsMtigös t-sunltlsgö.
Tlsäs k'ißur ist mit idrsra Spisiv/srt dsssiednst, rmcl
sinck ciis Zpisiwsrts u.ritsrsiiig.n(isr s-iis vsrssdisclsn.
ll. Vi i it li- Nokliekeraut, littlu.s
Orauen Oaaren
äie Naturlarb6 vvi6ä6r ^xela-IIrisi'-
irexeiiei'al«»!' k'I. 2.— KIK. 1. 6säs
bu86k, ?036n O. 1/^.bt. 7^-0. i^6U63tr. 7/8.
«»erreichtes trockenes
^-IIIIIIVlIIIII Haarentsettungsmrttel
entfettet die Haare rationell auf trockenem Wege, macht sie
locker und leicht zu frisieren, verhindert Auflosen der Frisur, ver-
leiht feinen Duft, reinigt die Kopfhaut. Gesetzl. geschützt. Aerzt-
lich empfohlen. Dosen zu Mk. 0.80, 1.50 und 2.50 bei Dame»-
friseuren u. in Parsiimerieu oder sranko von Pallabona-
Gesellschaft, München W. 39. Nachahmungen weise man zurück.
Oilri kottloii Zsliustsr soii.
Krie§s- vriekmarlcen
^k^vWÄLO vsrsek., »Ile xvllt.nur A.2.5V
30 vvr8ed.Iürlr.I.20 25^ versed.kers. l.25
lOOOversek.nllNl.- 2000versed.vur40.-
krüeliiislnlrvii
30 000 verschiedene seltene gar.echt,auch Post-
karten versende aus Verlangen zur Auswahl
ohneKaufzw. m.40—E/o unt. all. Katalogpr.
krol. Aax Ilsuser, IViea II. Odvro llonsuslr. 45.
^.Ileirus^e Irlserstenaiinsliine.' k?uäv!s IV!v856, ^nnoneerl-I^xpeibltiov.
Zeitschrift für Humor und Kunst
>75
Eine Folge des Klno
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Das Kino, mein Lerr, einzig und allein das Kinol
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Gesellschaft, München W. 39. Nachahmungen weise man zurück.
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