Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
196

Kriegschronik der Meggendorfer-Blätter, München

Das Beispiel

In Italien wird man
sich entschuldigen: Wir
sind verdammt herein-
gesallen! Aber den
Numänen ist es nicht
beffer ergangen, und sie
haben doch so lange auf
den richtigen Zeitpunkt
gewartet!

In Rumänien wird
man sich damit zu be-
ruhigen suchen: Unsere
schöne Spekulation ist
fehlgeschlagen. Aber
was kann man machen,
— den Serben ist es
doch auch sehr dreckig
ergangen, und die haben
doch eigentlich den An-
stoß zu allem gegeben.

And in Serbien schließ-
lich wird man meinen:
Wir sind Pleite! Aber
ist das ein Wunder,
wenn sogar das große,
gewaltige England nicht
im Stande war, zu
siegen! —

Montenegro, Portu-
gal und Belgien werden
wahrscheinlich gar nichts
sagen. AuchIapanwird
den Mund halten; es
wird sich nicht auf das
Beispiel anderer beru-
fen, da es zu sehr mit
den Vorbereitungen be-
schäftigt ist, die Welt
einmal mit ganz bei-
spiellosen Dingen zu
überraschen. (m.) —on.

Feldgraue Erklärung

— „Papa, warum heißt's denn Stockrussen?"

— „Weil s' immer Prügel kriegen."

Anerkennung

— „Gestern habe ich einen ganz seltenen Leckerbissen gekriegt."

— „Wohl gar Kaviar oder Fasanen?"

— „Ach nein; aber einen reifen Limburger Käse."

Individuell

— „Ich freu mich schon auf den ersten Oktober wenns
wieder normale Zeit gibt."

— „Könnt ich nicht sagen. Ietzt wird gleich's Bier noch
um eine Stund' später angezapft."

S!

Der Schützenbund „Armbrust" möchte gern sein Stif-
tungsfest feiern und richtet deshalb ein Gesuch um Erlaub-
nis dazu an den Magistrat.

Amgehend kommt der Bescheid.

Dem p. p. Schlltzenbund „Armbrust" diene auf sein
Gesuch zur Kenntnisnahme, daß das beregte Stiftungsfest
in geplantem Rahmen untersagt werden muß, da gegen-
wärtig keinerlei Schießen abgehalten werden darf. C. A. Ag.

Den Rumänen in Siebenbürgen

Bleibe im Lande und wehre dich redlich.

Handschuhmangel

In Nußland sind nicht nur die Lebensmittel, sondern
auch viele andere Artikel gewaltig im Preise gestiegen.
Am schlimmsten ist es in Petersburg. Manche Waren
fehlen fast völlig, wie Stiefel, besonders aber Landschuhe.

Dieser Landschuhmangel ist aber leicht zu erklären. Es
sind eben zu viel Landschuhe in den höheren Regierungs-
kreisen verbraucht worden, weil Leute wie Suchomlinow
und andere hohe Lerren, die ihre Anterschlagungen zu offen
betrieben hatten, nur mit Landschuhen angefaßt werden
durften. In der Voraussicht, daß es an solchen Leuten
vorläufig nicht fehlen und die erwähnte Art, sie anzufassen,
fortgesetzt werden wird, haben die regierenden Lerrschasten
jedenfalls auch vorsorglich eine gehörige Menge Landschuhe
gehamstert.

Es ist aber anzunehmen, daß diese gehamsterten Land-
schuhe recht lange reichen werden. Denn das gewöhnliche
Volk wird vorläufig noch lange nicht mit Landschuhen an-
gefaßt werden. (m.) Gedanensis

R.6äg.ictioll38etiluü18. Ssptsmdsr 1916.
 
Annotationen