Nr 1^44
Zeitschrift für Humor und Kunst
207
Mtt der Schale
die daheim ihren Mitmenschen gegeniiber, wenn sie mit
ihnen etwa auf der Trambahn oder Antergrundbahn zu-
sammenstehen, stets ein eiskaltes und höchst beschäftigtes
Gesicht herauskehren und stch nie auf eine Anterhaltung
einlassen, ebenso wie sie dort auch keine Lodenanzüge tragen.
Sobald sie aber nach dem „freieren Süden" kommen, fühlen
ste sich verpflichtet, jeden Menschen anzusprechen; ste meinen,
das gehöre dazu. Ich fühlte mich dieser Gefahr gegenüber
am sichersten, indem ich mich hinter eine Zeitung verschanzte.
Jnzwischen brachte der Kellner die Eier. Ich bemerkte
wohl, wie mein Gegenüber nur darauf wartete, wie ich jetzt
die Zeitung weglegen müsse, um die Eier zu essen; dann
könnte er mich fassen. Mochte er nur warten, die Eier
waren ja sür morgen bestimmt.
„Lieber Lerr, Sie lassen ja Ihre Eier ganz kalt werden,"
tippte er endlich an.
„Danke," warf ich geistesabwesend hin.
Schließlich sah er wohl ein, daß er es aufgeben müsse.
Er ging an den Zeitungsständer, um sich auch eine Zeitung
zu holen. Diesen Moment benutzte ich, um die Eier in
die Papierserviette zu schlagen und in meine Nocktasche
zu stecken. Der Mann kam zurück und — das Erstaunen
riß ihm Mund und Nase auf. Daß die Eier so rasch ver-
schwunden waren, mochte ja schließlich erklärlich sein, ich
konnte ja ein Schnellschlinger sein; aber es fehlte ja doch
etwas. Es ließ ihm keine Ruhe mehr.
„Nun sagen Sie bloß, bester Lerr (ich war schon zum
Superlativ vorgerückt) haben Sie denn die Eier mit der
Schale gegessen?"
„Aber selbstverständlich. Essen Sie etwa die Eier nicht
mit der Schale?"
„Na, da hört sich aber verschiedenes uff."
„In diesen Zeiten lassen Sie die Eierschalen umkommen?"
And ich sah ihn an, wie ein Schullehrer, der einen Schüler
beim Ablesen aus einer Aebersetzung ertappt hat. „Es ist
doch ein Frevel, diese Gedankenlofigkeit. Wissen Sie denn
nicht, daß Kalk eine der wichtigsten Nährsubstanzen ist?
And die Eierschalen bestehen bekanntlich aus Kalk. Fragen
Sie doch die Zahnärzte, weshalb die Kulturmenscheu so
miserable Zähne haben. Kalkmangel! Da schauen Sie mich
an." And ich wies ihm die Zähne wie eine Bulldogge, die
ihrem Gegner ein Altimatum stellt. „Kein einziger Zahn
plombiert," log ich wacker. „Das kommt, weil ich seit meinem
zwölften Iahr die Eierschalen mitesse. Oder sehen Sie unsere
Bayern an. Der Krieg hat ja gezeigt, was es für Kerle
sind. Woher sie diese Kraft haben? Das kommt von dem
Kalkgehalt unseres Gebirgswassers. Essen Sie die Eier
's mag bäfliere, war nor wi!1,
Mächt äer sjakob e SedrüII;
stlles weeh er ganr rlleen:
So un lo un lo muh' geh'n —
'r is äer 8'lcheiälchäe okne 7rog.
lllohlverlchlsnne — hinnenoch!
ver Leneral fiinnenoch
v' flriegskunlcht kennt er äorch un äorch,
öeller sls äe siinäeborg —
'r vvär Im Lanä keen dillel Not,
lltenn msr geh'n äst uk lei' llot.
venn äer Illhrt e krsll'ge Schproch,
lllohlverlchtsnne — hinnenoch!
cetlchihin hot ihn eener g'koppt
Un emol lei' Maulwerk g'lchioppt —
l>o kot slles mitgemscht
lln äen Iskob susgelscht,
lln sum Lchluh hot'; g'heche: hoch
llnstr Senersl ßinnenoch!
ffsrl frank
1344. 28. 86^)1. !9!6. lnLsrti'vnsxebübrsn 4xespalt. ^vnpareiHereils 1 Llark. /Ulsinigs Inseraten-^nnabms dki 8ul!o!^ !V!0886, ännüllllkn-^pkklilivn.
LesteHunxon auk öie VVocliennusxabe bei allen 6ueb- unä Kunstbr»n>i!unLen. Leitunxs-bxpeäitionen unä j?ostämtern. tzuartalspreis (13 Ruminern) in Oeutseklanä lük. 3. — ,
t'vstde^uL Ak. 3.vo, unter Kreurbanä A!i. 3.25. In Oesterreicb-Dnxrirn L 3.6V, t'ostbe-lukk K 3 85, unter Kreurbunr! li 4.—. b'ür äie anäeren b.rinäer äes XVeltpost-
vereins unter Kreuribanä ZIK. 4.3V — b'r. 5.5V. — Lesonäers in Scliotrpspps rerpselite Xosxnbe: Vostde^u» Slli. 3.55, unter Xreuribanä Lli. 4.25; in Osstsrreiek-
„Haubsnnstr" umseblieüt v. selbst äie
LLnrs ti'risur, obne siektbar 2u sein.
t'rsiL pr.Ltek. 60 ?fx., bei 6 Ltek.50
(xaruntiert eebt. IVIensebeniiaar)
Oaru ^ratis rnein neues b,ebrbueb
!^v. 46 mik vielen /Xbbiläun^en 2.
Selbstfrisieren. ttaarnstr - Vsrsanä
"örnsr üilünoksn 46^färbsi^alien27
LIIILZss Lneber!
^uüeroräentl. ^nxebot ttsrrsn-bslilürs.
ULM6N bsktü rs Vert.Zie sot. brosp. xrat.
Max^rizeders Verlae, vresäsa - L. 16/14.
Orauen ttaaren ^^7
äie ^aturfarbe wieäer
b'I. 2 — KIK. I. 6säs
ouseb, t^os n 0. 1/Lbt. L.-0. ^eusstr. 7/8
IHei allen Bestellungen wolle man
sich nttf diese Zeitfchrist bezielien.
»sofort kerzengrade bei i
l brauch von „?rogrss8o" I
! 8es gesch. Das Neueste»
f nnd B 0 llk 0 mmenste der i
, Ietztzeit! Glänzende Dank->
M. sck>"ribeil! Proivekte qratis. V
»uii8igvüomZLo..^ggciedufg öM
Schönebeckerstr. 99.
6ognclekxqui;it
Lcbtei' slter (lo^rtso.
Qognsobi'enfiepsi L.l.,KempeL (!s
^kfiengessüscbaft Oppscli i. Za.
rosige Frische verlecht rasch
! u. sicher „llrsm llaiia". Un-
übertroffengeg.Sommerspros-
sen, Witesser, F»icket, Möte,
Mausieit und alle Hautunrei-
nigkeiten. Tausendfach erprobt.
! SichereWirkung. Preis^s2.50.
». waxner, Lötn 52, Blumentalstr. 99.
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rLIIsiolAe Inseratsimimakme: stuäolk lllosso, ^imouoeii-Lxpeäitioii.
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?rol. Äsx Ususer, ieu ll. Odere Uollsuslr. 45.
Runzeln, scharfe Züge, Krähensüße, Stirn-
salten verschwinden einzig nur nach biologisch.
Verfahren durch Zuführung neuer, dem
natürlichen Hautfett innig verwandter Fett-
substanz, des homogenen Lecithinhautnähr-
stofses „Creme Olana". Die welkende
Haut und erschlafften Gesichtsmuskeln werden
wieder gekräftigt, ^glat^und elastisch gemacht
Origlnaldose M 4.50. .Versuchsdose M. 2.50.
Otto Retchel, B rlin 38, Eisenbahnstr. 4.
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VvrrUxlieks /Vnlejtunx rur Dier- uuä
PUanrenpbotoxrapbis. lisiek illustr.
?rosp. xkrat. I. f. 8obi'6id6k'. Lsslingsn.
Zeitschrift für Humor und Kunst
207
Mtt der Schale
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am sichersten, indem ich mich hinter eine Zeitung verschanzte.
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wohl, wie mein Gegenüber nur darauf wartete, wie ich jetzt
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waren ja sür morgen bestimmt.
„Lieber Lerr, Sie lassen ja Ihre Eier ganz kalt werden,"
tippte er endlich an.
„Danke," warf ich geistesabwesend hin.
Schließlich sah er wohl ein, daß er es aufgeben müsse.
Er ging an den Zeitungsständer, um sich auch eine Zeitung
zu holen. Diesen Moment benutzte ich, um die Eier in
die Papierserviette zu schlagen und in meine Nocktasche
zu stecken. Der Mann kam zurück und — das Erstaunen
riß ihm Mund und Nase auf. Daß die Eier so rasch ver-
schwunden waren, mochte ja schließlich erklärlich sein, ich
konnte ja ein Schnellschlinger sein; aber es fehlte ja doch
etwas. Es ließ ihm keine Ruhe mehr.
„Nun sagen Sie bloß, bester Lerr (ich war schon zum
Superlativ vorgerückt) haben Sie denn die Eier mit der
Schale gegessen?"
„Aber selbstverständlich. Essen Sie etwa die Eier nicht
mit der Schale?"
„Na, da hört sich aber verschiedenes uff."
„In diesen Zeiten lassen Sie die Eierschalen umkommen?"
And ich sah ihn an, wie ein Schullehrer, der einen Schüler
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doch ein Frevel, diese Gedankenlofigkeit. Wissen Sie denn
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