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Kriegschronik der Meggendorfer-Blätter, München

Die armen Klrschen

— „Wir armen Kirschen kennen uns ja
gar nimmer aus, wo wir vor lauter Löchst-
preisschranken eigentlich hinlaufen sollen."

Der zerstreute Wilson

Mr. Wilson saß in seinem Arbeitszimmer im Weißen
Äause und hatte gerade eine telephonische Anterredung mit
einigen Petroleum-, Eisenbahn- und Schweinekönigen, um
sie zu sragen, wie lange sie wünschten, daß der Krieg dauern
solle und ob sie mit seiner bisherigen Tätigkeit dafür zu-
frieden seien, als ihm Lanfing meldete, eine sogenannte bel-
gische Kommission sei draußen und wünsche von ihm emp-
fangen zu werden. Wilson, der allzeit Gefällige, brach
sofort das Gespräch mit den einflußreichen Kriegsinterefsen-
ten ab, setzte sein diplomatischstes Lächeln auf und begab
sich in den Empfangssaal. Dort begrüßte er in seinem,
wie in Englands Namen die erschienene Kommission und
fuhr dann im Tone innigster Aeberzeugung fort: „Das
amerikanische Volk ist stets fähig gewesen, den Nuhm und
das Leldentum des belgischen Volkes und seines Äerrschers
zu verstehen. Es ist nicht einer unter uns, der heute nicht
die Gelegenheit willkommen hieße, Ihnen unser von Lerzen
kommendes Mitgefühl und unsere Freundschaft auszuspre-
chen und unsere Entschlossenheit, alles zu unternehmen,
daß Bel-"

Lier stockte Wilson plötzlich, wurde bleich und wandte
sich flüsternd an Lansing und sagte: „Mein lieber Lansing,
ich war vorhin geistig etwas stark in Anspruch genommen
— nicht wahr, es ist doch eine belgische Abordnung und nicht
etwa eine — griechische?" Linz Lemz

Kohlenknappheit

Arzt: „Kalte Füße haben Sie
immer? Dagegen werde ich
Ihnen etwas verschreibenl"
Patient: „Ach ja, Lerr Dok-
tor . . . am liebsten 'n Zentner
Kohlen!"

ölitrartiger Mckrug

sierr Lanjing dal eine llole
öelchrieben äem 6binamann,
lllorin er ein wenig ärohle
llnä war ru torclern begann.

ver Lkinamann aber balte
5ich nicht um äie Mtuiort ru mübn.
(lleil lür ibn in äer vebatte
Sn ltrammer llormunä erlchien.

ln Lokio lprach man gelallen,
^eäoch entlchieäen: Obo!
va lab man sieirn Lansing erblallen.
6r lagte: Ich meint' er nicht lo!

6anr wie äer sierr er belieben.
-Ich, mein keäauern ilt groh!
vie Note, äie ich gelchrieben,
Lrklär' ich alr gegenltanärlor. —

vier war lür Lanlr'ng äar 6näe
ves äiplomatilchen bchrittr.
ver llück^ug war ftbr bebenäe,

6r ging so lchnell wie ein öiit^.

Zeitgemäßer Wunsch Lausfrau «n vcr

Buchhandlung): „Kann
ich vielleicht einen Iammerbriefsteller bekommen?"

Traumdeutung

Äie ein ölür. llnä mit einem 5chlage "" „Vorige Nacht hab ich geträumt, ich hä«e
hat er äer ltaunenäen tllelt verlobt."

vie peinliche 2ulmn!«slage — "O weh, und morgen wollen Sie Erkundungs-

ver gute» ^ankees cchellt. patrouille machen! Da müssen Sie sich höllisch

^on. in acht nehmen, daß Sie nicht gefangen werden."

Zweifel

Ländler: „Nehmen Sie doch
diesen Tabak, das ist ein schöner
Blättertabak."

Kunde: „Was für Blätter?"

Äoker

In einem Laäen für Semüle
Lu Oresäen gab'r llartofleln. unä
^luf ^wei Mark neunrig kam für äiefe
l)er prei'z lür nur ein einrig ?lunä.
!1e nun, lo ist im Krieg äas Leben,
6emütlich äer lleikäufer lpricht:

Ich lelbst bab' viel äalür gegeben.
ver bobe preis, — ich weih ez nicht
(llober äer kommt.

6in unrulrieäener belucher
Ocr Laäens meläet gleich voll 6rimm
ven Tall beim llriegramt gegen (llucher.
voch äieler finäet ibn nicht lchlimm
meint: Wz lllucher äies ^u achten,
6ibt nicht lleranlallung äer ?rei§.
6§ gibt ja teure ^uzlanärfrachten.
vie (llare koltet viel, — wer weih
(llober äie kommt.

vie öürger müllen li'ch ernäbren.
Hch 60II, wa§ koltet äa§ lür 6elä!
voch wenn lie bitter lich belchweren
llnä vieler ibnen lebr mihMt,
llnä wenn sie reäen, was nicht gut ist,
Unä mancher kaum lich balten kann
llnä beinab' platzt, weil er
voll (llut ist, —

0 all ibr Nemter, wiht ibr äann
(llober äar kommt?

piro
 
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