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2 Zeilschrift für Humor und Kunst

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Nüiliäsei'Mg-l1s>'Vätet'Lck>ppt im^neg-'



Die ^porEcher

^Wie soll denn der
Mensch eristieren kön-
nen, wenn er net auf
d' Nacht seine gewohnte
Nahrung zu sich neh-
men kann/' malte Wind-
müller daS Schreckbild
weiter aus.

^Derhungern muh
er in vierzedn Tagen."
ergänzte Wimmer er-
schaudepnd.

.Die Frau nimmt
natürlich daheim die
Fleischmarken in Ver-
wahrung, so daß man
net amal heimlich auf
ein Ertrabröckerl spitzcn
kann," grollte Wind-
müller.

„Und nachher kannst
auf einen Magen voll
Drennsuppen dein
abendliches Maßl gie»
hen,"' sekundierte Wim-
mer. „LöchstenS daß es
noch einen Emmentaler
zwischendrein leid't."

^DaS is der Änfang
vom Untergang der
Welt, Wnnmer, wirst
sehen!" unkte Wind-
müller.

Eine längere Pause
trat ein.

^Man sollt's machen
wie die andern," nahm
Wimmer endlich wieder
daS Wort, »man solll'
sich waS hertun."

„Meinst ?^

^Für alle Fälle. Ss
gibt doch Sachen, die
wo sich halten. Zum
Beispiel Dauerwürst',

Schinken, Speck. etliche
Zenlncv ^onsclnen. desondei^ die lenreren."

.Lm!^ Windmüller dachte angestrengt nach. Dann aber
warf er kopfscdüttelnd ein: „Die Sache hat^llweil wieder
ihren Laken. Was is, wenn ich mir den ganzen Keller
voll die schönsten Borrätc leg', die Älte hat dann doch
wieder den Schlüffel dazu und legt ihre wirtschaftliche
L»and drauf. Uud schneid'st dir dann amal wo ein Bröckerl
herunter, heißt gleich, man stiehlts den Kindern vom Munde
-veg und darfft dich alS ein herzloser Rabenvater hinftellen
laffen. Nein, nein, alter Epezi, das koft't bloß unser schönes
Geld, ader der Schnadel bleibt uns dennoch sauber dabei."
^Wahr is,^ stimmte Wimmer gedrückt bei.

EWenns net auf eine Art geht, daß mans heimlich
gcnießen kann, was man sich in saurem Schweiß erarbeitet
Wimmer. nachher is Effig damit/-
Da hast du vollkommen recht, Windmüller!^

Wieder trat eine Pause angestrengten, von trülUeligstcr
Stimmung geleiteten Nachdenkens ein. Plöylich aber fuhr
Wmdmüller erregt auf.

„Weißt, Wimmer," flüfterte er eindringlich, „wie wär's
denn, wenn wir uns ein Fischwasser pachten täten? So
einS in einer ruhigen abgelegenen Gegend mit einer grü-
bigen Fischerhüttcn dabei und gingen nachher jeden Tag
zum Fischen hinaus, als echte Spdrtsleute, weißt, wie sich's
für alte Lerren schickt. Wenn wir auch net viel erwischen,
Wimmer, das macht nix, 's wär nur grad, daß wir eine
Beschäftigung hätten und in Nuhe unsere Pfeifen rauchen
könnten. Dentedst mich Wimmer?"

Der Wagemeister a. D. sah seinem Freund eine Weile
starr ins Gesicht; dann schlug er mit der Faust auf den
Tisch und rief voll Begeisterung: „Windmüller, ich hab'
dich, du bift ein großer Kopf!"

ftnd dann tuschelten und zischelten die beiden miteinan-
der, jedoch so leise, daß fich daraus nichts entnehmen ließ.
Aber so war es gekommen, daß Äerr Windmüller und
Lerr Alois Wimmer, städtischer Wagemeister a. D. Fischer
wurden, ohne daß ne sür ihre Person die Fische mochten,
und ohne daß ein bestimmter direkter Grund hiersür vorlag.
 
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