Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
22 L:

Meggendorfer-Blätter, München

Gewiffenhaft — „Was tust du also, Schnufferl, wenn plötzlich ein

Franzose vor dir steht und hebt die Lände hoch?"
— „Ich tu sie ihm herunter und nehm ihn gefangen."

Auf der Trambahn

Zwischen Frankfurt a. M. und Offenbach vermittelt die
Elektrische den Personenverkehr und befördert den Fahrgast
von Stadtmitte zu Stadtmitte gegen eine Gebühr von
zwanzig Neichspfennigen.

Mitten in Offenbach steigt ein älterer Lerr ein, dem
man schon von weitem ansieht, daß er ein Fremder ist.
Die Schaffnerin, die sich in unverfälschtem Sachsenhäuser
Deutsch gerade mit ein paar Frauen unterhalten hat, die
der heute so hochmögenden Gärtnergilde angehören, geht
auf den Fremden zu und fragt:

„Äawwe Se scho' e Fahrkart'?"

„Nein," sagt der Lerr, „was muß ich bis Frankfurt,
Kaiserstraße, zahlen, zehn Pfennige?"

„Ei, ich glaab, Ihne is net gut, zehn Pfenning? Was
glaawe Se denn, die lang Streck' kann doch kaa zehn
Pfenning koste!"

Der Fremde sieht erstaunt die gesprächige Schaff-
nerin an und meint: „Was/kostet denn die Fahrkarte,
fünfzehn Pfennige?"

„Awer höre Se emal, dös is mer doch no' net
vorkomme, ei, wisse See dann, wo Se sein? Se sein
in Offebach, solang dös Bähnche laaft, hawwe mer
alleweil mehr als fuchzehn Pfenning verlangt, dös
is' do' a ganz unbilligs Verlange."

„Aber ich verlange doch überhaupt nichts, ich will
von Ihnen weiter gar nichts wiffen, als den Preis
für eine Fahrkarte nach Frankfurt, Kaiserstraße."

„Ei, dös wär' ja nett üwwel, jetzt werd er aach
noch grob! Da wern Se mit mir kaa Glück hawwe.

Die Fahrkart' kost zwanzig Pfenning, und wenn
Ihne dös zu viel is, nachender müsse Se halt an der
nächsten Laltstell' aussteige."

„Geben Sie mir mein Billet und lassen Sie alle
überflüssigen Worte weg. Lier sind zwanzig Pfennige."

Damit war zwar für den Lerrn der Zwischenfall
beendet, aber für die Schaffnerin noch lange nicht.

Sie machte ihrem Aerger über eine so perfide Äand-
lungsweise noch in deutlichen Selbstgesprächen Luft,
und als der Lerr sein Ziel erreicht hatte, meinte sie,

sich an die wenigen Zeugen
dieses Vorfalls wendend: „Dös
is mer doch no' net vorkomme,
daß aaner uff der Trambahn
handle will." O. L.

Im Verein

Vorsitzender: „Keiner will
auf seinem Geburtstag mehr
a Fassel Bier geben, ,wegen 'm
Krieg" heißt 's immer; (drohend)
aber das sage ich euch,wenn der
Frieden kommt, dann werden
sämtliche Geburtstage nach-
gefeiert!"

Die Hauptsache

— „Keine neue Mode soll es
dies Iahr geben? Das ist
schrecklich."

— „Neue Moden kosten aber
auch immer viel Geld."

— „Das ist's ja eben. Wie soll man denn nachher zeigen,
daß man's dazu hätte."

Ausreden lassen

Gatte: „Was wünschest du dir denn zu deinem Geburtstag?"

— „Bleibe diesen Abend mal zu Äause..."

— (erfreut): „O, wenns weiter nichts ist..."

— „Dann wollen wir mal gemeinsam überlegen, Männchen!"

Gut ausgerichtet

Fräulein: „Sie gehen jetzt indie Musikalienhandlung, Anna,
und holen mir den Klavierauszug von den Hugenottew!"
Dienstmädchen (in der Musikalienhandlung): „Das gnädige
Fräulein läßt bitten um den Auszug der Äottentotten mit
dem Klavier!"

Diagnose — „Bitte ein Glas Waffer!"

— „Erlauben Sie, wir sind ein Weinlokal!"

— „Na also, dann haben Sie doch erst
recht welches!"

Copyright 1917 by I. F. Schreiber
 
Annotationen