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Kriegschronik der Meggendorfer^Blätter, München

Die entbehrliche Prämie - „Druschprämien gibt's jetzt, - da werden sie batd

auch welche fürs Mahlen und fürs Backen zahlen."
- „Kann fchon sein, - bloß Eßprämien, die brau-
chen sie nicht."

Georg, öer Grste aus öem Hause Winösor

King George hat still gesonnen un-
gebrütet:

Daß je-er wackre Gnglishman zur Zeit
Jm Zorne gegen alles Deutsche wütet,
Bringt -och mich selbst in große
Schwierigkeit.

Denn eigentlich bin ich ein Koburg-Gotha,
Auch ist noch Braunschweig-Lüneburg
im Spiel.

Bin ich's auch von Geburt nicht um ein Iota,
So bin ich -urchaus englisch von Gefühl.

G, gäbe es -och einen Zauberbrunnen,
Der mich erneut als frische Kreatur,
Daß von -em Blute -er verruchten Hunnen
Jn mir -ann nicht mehr -ie geringste Spurl

So saß er kummervoll auf seinem Throne
Un- sann, wie er sich selbst verleugnen
könnt'.

Dann rief er -en geheimen Rat -erKrone,—
Nehr Leute sin- auch mehr intelligent.

Gold und Mehl

Da fan- man nun -ie Lösung
-ieses Falles:

2Vas ist es -enn, worum sich alles -reht-
Der Name ist -och heutzutage alles, —
Sie nehmen einen an-ern,
Majestät.

Un- sieh, ernimmt -en alten Namen 2Vin-sor
§ür sich nun an un- sür
sein ganzes Haus.

Da fin-et spotten- sich kein frecher Grinser, —
Jn lauten Iubel bricht ganz Englan- aus.

Das schönste aller Schlösser rings im Lan-e
Gibt seinen Namen für -as Könighaus.
Zerrissen fin- nun -ie Barbarenban-e,
Die Taufe löscht bekanntlich alles aus.

2Vie steht er stolz nun -a, -er große König!
In fernsten Zeiten wir- -aran
ge-acht:

Im großen Kriege tat er zwar sehr wenig,
Doch hat er einen Namen sich gemacht.

Gedanensis

den gewöhnlichen Rationen an Le-
bensmitteln, und wer kein Gold-
geld mehr har, der kriegt auch das
ausländische Roggenmehl nicht.
Nun werden alle die Leute in
Zittau, die schon in der ersten Zeit
des Krieges ihre Goldmünzen
ohne Prämie abgegeben haben,
sich tüchtig ärgern, und auch die-
jenigen werden unzufrieden sein,
die für ihr Gold wenigstens ein
Gratisbillett fllrs Kino bekommen
haben, denn ein Kinobillett kann
man nicht essen, die eßbaren Dinge
aber sind gegenwärtig doch die
Louptsache. Am Ende werden
alle diese Leute jetzt sogar schimp-
fen und sagen, die Amtshaupt-
mannschaft und der Stadtrat
hätten stch das nicht ordentlich
überlegt, denn Bürger, die ohne
Rücksicht auf das Vaterland ihr
Goldgeld so lange versteckt gehal-
ten hätten, brauchten nicht noch
mit Mehl belohnt zu werden.

Das ist aber eine ganz falsche
Ansicht. Die Amtshauptmann-
schast und der Stadtrat haben
durchausrecht,wiefolgende!leber-
legung beweist. Die Leute, die ihr
Goldgeld richtig und gehörig ab-
gegeben haben, dürften sich sagen,
daß sie ihre Pflicht erfüllt hatten.
Das Bewußtsein erfüllter Pflicht
stärkt den Menschen. Die andern
aber, die ihr Goldgeld versteckt
hielten, — wie ging es denen?
Anaufhörlich lasen sie, daß alles
Gold in die Reichsbank gehöre,
daß ein Verräter am Vaterland
wäre, wer nicht mit dem Golde
herausrücke, und so weiter. Die
Leute müssen ja in einem ganz
cntsetzlichen seelischen Zwiespalt
gewesensein. Solcheseelische Auf-
regung aber bringt den Menschen
herunter, er wird schwach und
elend. !lnd deshalb können die
Goldhamster jeht das Mehl viel
besser gebrauchen, und es war ein
sehr glücklicher Gedanke, den die
Amtshauptmannschaft und der
Stadtrat gehabt haben.

Wahrscheinlich werden diese
Behörden auf dem Erfolg verspre-
chenden Wege noch weiter gehn,
und wenn die nächste Kriegsan-
anleihe kommt, werden wir viel-
leicht aus Zittau lesen, daß die
Leute, die bisher noch keine einzige
Kriegsanleihe zeichneten, nun aber
endlich sich dazu aufschwingen wol-
len, für je 100 Mark ein Pfund
Butter oder Schmalz beziehen
dürfen. Dann wird das Zeichnen
in Zittau wie geschmiert gehn.

Ptro

Die Amtshauptmannschaft und der Stadtrat von Zittau haben bekanntgemacht,
daß jeder, der in der Zeit vom 15. Iuli bis 15. August Goldmünzen abliefert, für je
zehn Mark außer dem Geldwert ein Pfund ausländischen Noggenmehls beziehen darf.

Natürlich muß daS Mehl be-ahttwer-eu, aber auf jedev Kall ift es eür Zuschuß -u
 
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