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Meggendorfer-Blätter, München

Schlau — „Äabt's schon recht viele Sommerfrischler dies Iahr?"

— „An ganzen Pack. Und zahl'n derf ma s' aa no, weil s' sagen, daß s' vom Zivildienst san."

Llmsonst wird nichts gegeben

Vom alten Voßberg behaupten seine Bekannten fol-
gendes: Gesetzt den Fall, Voßberg und noch ein anderer
Mensch würden auf eine öde Klippe mitten im Ozean ver-
schlagen, hätten nichts bei sich wie die Kleider auf dem
Leibe und müßten nun zweisam dort ausharren, von See-
muscheln sich nährend, wie das unter solchen Llmständen
immer geschieht, —dann wäre hundert gegen eins zu wetten,
daß nach spätestens einer Woche der andere Mensch nackend
sein würde, weil sein sämtliches Eigentum in Voßbergs
Besitz übergegangen wäre. So ein Mensch wäre Voßberg.

Neulrch trifft Voßberg den Äerrn Nektor Zimmer-
mann. Der schneidet ein wehleidiges Gesicht. „Seit acht
Tagen hab' ich so ein verfluchtes Neißen im rechten Bein.
Der Arzt hat mir was verschrieben, aber geholfen hat's
noch nicht."

Voßberg nickt. „Kenn' ich! Da nützen bloß erprobte
Lausmittel. Jch weiß eins; in zwei Stunden ist der Schmerz
wie weggeblasen — absolut sicher."

Zimmermanns Gesicht erhellt sich. „Prächtig! Lieber
Lerr Voßberg, nennen Sie mir doch dies Mittel!"

Da kneift der alte Voßberg erst eine ganze Weile den
Mund zusammen und überlegt. Schließlich sagt er: „Na
ja, das könnte ich wohl tun. Aber sehen Sie, — seit gestern
hab' ich etwas geschwollene Mandeln. Können Sie mir nicht
dagegen ein gutes Mittel sagen?" —on.

Betrachtung

— „Brr, das Brot ist aber naß. Das hat der Bäcker
gewiß im Schweiße seines Angesichts gebacken."

Kleiner Irrturn

— „Mein Onkel, der Maler, arbeitet jetzt an eLnem riesigen
Stilleben."

— „Wie kommst du denn darauf?"

— „3ch hörte, wie er sagte, daß er jetzt einen großen
Schinken male."

Copyright 1917 by I. F. Schretber
 
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