ZeitschrifL für Humor und Kunst
75
Ein Kinderstubenscherz
ein Vlümlein. cjaz Iieiüt /^ugenti'OZt,
ssut clem ^ugei- unte? 0i-38 uuc! I4leicie.
^iebvertraut am öcieu vosnenpfuci
V/äctist auek mi5 cla8 Knäutleiu ^ugeuv/eicle.
ölüfit uuci lackt auk cieiuem s-oten /^unci.
>Vinkt mi5 ^u 3U8 cieineu Zefielmeuölictcen,
Zctienlct mi? Ks-eucie, >venu ief, ti-aung bin.
Onci !<ein vor-n ver-^veki-t mii-, e8 ru pflüeicen,
Zonnig I^üIIt e8 jecien gi'auen lag
In ein OoIcige8pin8t von blonciei- Zeicie.
vu, mein Iiebe8 Vlümlein /^ugenti-obt,
6Iüti8t 80 fsöfiliek über allem Keicie!
Hni8L6lclL ^Vo1ik-L6ttii6r
Onkel Balduin im Iahre 1914 und
Bei Gelegenheit
Er wußte nicht, wie es geschehen war, wer es
ihm gesagt hatte, und wie es ihm überhaupt zum
Bewußtsein gekommen war. Er entsann sich nur, daß
rauhe Lände ihn, den Professor Kinckelin, plötzlich
gepackt hatten, als er gerade an einer wichtigen
wissenschaftlichen Nuß herumknackte, und ihn unter
Gezeter und Geschrei auf die Straße gezerrt hatten.
And es war höchste Zeit gewesen. Denn keine fünf
Minuten darauf schlugen bereits die Flammen aus
den Dachfenstern und ein undurchdringlicher Rauch
wirbelte aus allen Fugen und Ritzen und ballte sich
zu einer schwarzen Wolke über dem spitzen Giebel
zusammen. Es brannte! Ia, es brannte bei Professor
Kinckelin, und es war ein richtiges großes Feuer, so
wie man es immer auf Bildern sieht und in Zeitungen
beschrieben findet. Der Professor aber stand in Schlaf-
rock und Pantoffeln auf einer gegenüberliegenden
Wiese und sah dem schgurigen Ereignis zu. Er war
völlig geistesabwesend; alle Funktionen seines Denkapparates
waren still gelegt, auch seine Glieder versagten ihm den Dienst,
er konnte nichts als immer nur starren und wieder starren auf
das wirre Durcheinander, das sich allmählich um das brem
nende Laus entwickelte. Noch nie in seinem Leben hatte er eine
Feuersbrunst erlebt, und nun war er der leibhaftige Mittel-
punkt einer solchen. Der Schreck hatte ihn vollständig gelähmt.
Der Schaden war indeffen nicht so groß, wie es anfangs
den Anschein gehabt hatte. Der Brand hatte lediglich den
Dachstuhl vernichtet, und ein paar Maurer und Zimmerleute
hatten dem Lause des Professors bald wieder einen neuen
aufgesetzt. Auch dieser selbst hatte sich allmählich von seinem
Schrecken erholt; in einem Gasthause hatte er die Wieder-
herstellung seines Besitztums abgewartet, und nach Beendi-
gung derselben war er wieder in seine altgewohnte Studier-
stube eingezogen.
Zm ersten Augenblick hatte er sich ganz dem Wohl-
behagen überlaffen, in das ihn die vertraute Umgebung
versetzt hatte, dann aber war sein Blick wie von ungefähr
zum Fenster hinausgesallen und blieb dort auf einem recht
ärgerlichen Anblick haften. Auf dem Telegraphendraht, der
sich ihm gegenüber durch die Äresen zog, hing ein Fetzen
von einem ehemaligen Drachenschwanz, der baumelnd und
schaukelnd sich im Winde bewegte und sich somit äußerst
störend in seinen Gesichtskreis drängte.
Profeffor Kinckelin war in hohem Grade aufgebracht
über die unliebsame Erscheinung; immer, wenn er seine
Augen nachdenkend ins Weite richtete, kam ihm das flatternde
1917.
Ding dazwischen und riß ihn aus seinen Betrachtungen. Das
machte ihn auf die Dauer nervös, und er sann darüber nach,
wie er den Fetzen herunterkriegen könnte. Aber keine Stange
war hoch genug, um hinaufzureichen, und eine Leiter ließ sich
auch nicht anlegen,wenigstens keine von gewöhnlichem Schlage.
Seufzend ergab er sich in sein Mißgeschick, als aber
sein Diener Anton hereintrat, um ihm zu melden, daß das
Abendbrot serviert sei, sagte er: „Anton, wenn es wieder
einmal bei mir brennt, so ersuche doch die Feuerwehr, daß
sie den Lappen dort drüben herunterholt." C. A. Lg.
— „Was suchst du denn, Tante?"
— „Meine Brille; wir wollen doch essen!"
— „Dazu gebrauchst du die Brille?"
— „Ia, ich habe die Zähne verlegt!"
Im ersten Schreck
Mann: „Denke, was mir diese Nacht geträumt hat! Ich gehe
über eine Brücke, gleite plötzlich aus und falle ins Wasser..."
Gattin: „Am Gottes willcn, war denn kein Geländer an
der Brücke?"
Mann: „Weißt d', Alte, das ist a schönes Parfüm, was
d' jetzt gebrauchst! Riechen tut's zwar nicht besonders,
aber wenigstens setzt sich im Wirthaus keiner an unsern
Tisch' ran!"
75
Ein Kinderstubenscherz
ein Vlümlein. cjaz Iieiüt /^ugenti'OZt,
ssut clem ^ugei- unte? 0i-38 uuc! I4leicie.
^iebvertraut am öcieu vosnenpfuci
V/äctist auek mi5 cla8 Knäutleiu ^ugeuv/eicle.
ölüfit uuci lackt auk cieiuem s-oten /^unci.
>Vinkt mi5 ^u 3U8 cieineu Zefielmeuölictcen,
Zctienlct mi? Ks-eucie, >venu ief, ti-aung bin.
Onci !<ein vor-n ver-^veki-t mii-, e8 ru pflüeicen,
Zonnig I^üIIt e8 jecien gi'auen lag
In ein OoIcige8pin8t von blonciei- Zeicie.
vu, mein Iiebe8 Vlümlein /^ugenti-obt,
6Iüti8t 80 fsöfiliek über allem Keicie!
Hni8L6lclL ^Vo1ik-L6ttii6r
Onkel Balduin im Iahre 1914 und
Bei Gelegenheit
Er wußte nicht, wie es geschehen war, wer es
ihm gesagt hatte, und wie es ihm überhaupt zum
Bewußtsein gekommen war. Er entsann sich nur, daß
rauhe Lände ihn, den Professor Kinckelin, plötzlich
gepackt hatten, als er gerade an einer wichtigen
wissenschaftlichen Nuß herumknackte, und ihn unter
Gezeter und Geschrei auf die Straße gezerrt hatten.
And es war höchste Zeit gewesen. Denn keine fünf
Minuten darauf schlugen bereits die Flammen aus
den Dachfenstern und ein undurchdringlicher Rauch
wirbelte aus allen Fugen und Ritzen und ballte sich
zu einer schwarzen Wolke über dem spitzen Giebel
zusammen. Es brannte! Ia, es brannte bei Professor
Kinckelin, und es war ein richtiges großes Feuer, so
wie man es immer auf Bildern sieht und in Zeitungen
beschrieben findet. Der Professor aber stand in Schlaf-
rock und Pantoffeln auf einer gegenüberliegenden
Wiese und sah dem schgurigen Ereignis zu. Er war
völlig geistesabwesend; alle Funktionen seines Denkapparates
waren still gelegt, auch seine Glieder versagten ihm den Dienst,
er konnte nichts als immer nur starren und wieder starren auf
das wirre Durcheinander, das sich allmählich um das brem
nende Laus entwickelte. Noch nie in seinem Leben hatte er eine
Feuersbrunst erlebt, und nun war er der leibhaftige Mittel-
punkt einer solchen. Der Schreck hatte ihn vollständig gelähmt.
Der Schaden war indeffen nicht so groß, wie es anfangs
den Anschein gehabt hatte. Der Brand hatte lediglich den
Dachstuhl vernichtet, und ein paar Maurer und Zimmerleute
hatten dem Lause des Professors bald wieder einen neuen
aufgesetzt. Auch dieser selbst hatte sich allmählich von seinem
Schrecken erholt; in einem Gasthause hatte er die Wieder-
herstellung seines Besitztums abgewartet, und nach Beendi-
gung derselben war er wieder in seine altgewohnte Studier-
stube eingezogen.
Zm ersten Augenblick hatte er sich ganz dem Wohl-
behagen überlaffen, in das ihn die vertraute Umgebung
versetzt hatte, dann aber war sein Blick wie von ungefähr
zum Fenster hinausgesallen und blieb dort auf einem recht
ärgerlichen Anblick haften. Auf dem Telegraphendraht, der
sich ihm gegenüber durch die Äresen zog, hing ein Fetzen
von einem ehemaligen Drachenschwanz, der baumelnd und
schaukelnd sich im Winde bewegte und sich somit äußerst
störend in seinen Gesichtskreis drängte.
Profeffor Kinckelin war in hohem Grade aufgebracht
über die unliebsame Erscheinung; immer, wenn er seine
Augen nachdenkend ins Weite richtete, kam ihm das flatternde
1917.
Ding dazwischen und riß ihn aus seinen Betrachtungen. Das
machte ihn auf die Dauer nervös, und er sann darüber nach,
wie er den Fetzen herunterkriegen könnte. Aber keine Stange
war hoch genug, um hinaufzureichen, und eine Leiter ließ sich
auch nicht anlegen,wenigstens keine von gewöhnlichem Schlage.
Seufzend ergab er sich in sein Mißgeschick, als aber
sein Diener Anton hereintrat, um ihm zu melden, daß das
Abendbrot serviert sei, sagte er: „Anton, wenn es wieder
einmal bei mir brennt, so ersuche doch die Feuerwehr, daß
sie den Lappen dort drüben herunterholt." C. A. Lg.
— „Was suchst du denn, Tante?"
— „Meine Brille; wir wollen doch essen!"
— „Dazu gebrauchst du die Brille?"
— „Ia, ich habe die Zähne verlegt!"
Im ersten Schreck
Mann: „Denke, was mir diese Nacht geträumt hat! Ich gehe
über eine Brücke, gleite plötzlich aus und falle ins Wasser..."
Gattin: „Am Gottes willcn, war denn kein Geländer an
der Brücke?"
Mann: „Weißt d', Alte, das ist a schönes Parfüm, was
d' jetzt gebrauchst! Riechen tut's zwar nicht besonders,
aber wenigstens setzt sich im Wirthaus keiner an unsern
Tisch' ran!"