86 Meggendorfer-Blätter, München
Ein Schlauer
— „Ietzt kann ich ja mein Bild wieder umdrehen."
— „Wieso?"
— „Ich hab' mein Bild doch auf beiden Seiten
bemalt, die eine Seite für die Loheit, die andere
für die übrigen Ausstellungsbesucher."
Neugierig
Äerr (der für eine wohltätige Sache sammelt): „Kerr Goldstein,
zeichnen Sie auch etwas, Wohltun trägt Zinsen!"
— „Wieviel Prozent?"
D
Ein Irrtum
Wie man sich doch irren kann!
Ietzt habe ich vier Iahre lang gedacht, daß der Lerr,
der mir gegenüber wohnt, der jeden Morgen mit mir die
gleiche Trambahn benutzt, der im Winter durch einen
Persianerpelz und im Sommer durch einen echten Panama
sich auszeichnet, der eine etwas schiefe Nase in einem läng-
lichen Gesicht hat, der eine Brille trägt, der — nun, auf
die übrigen Merkmale kommt es ja nicht an, — also, ich
habe gedacht, daß dieser Äerr Lebrecht heißt. Denn so
steht auf dem Schildchen neben dem Klingelknopf zu lesen,
der zu der Etage jenes Lerrn gehört.
Aber ich habe mich geirrt. Er heißt ganz anders. Das
Schildchen mag noch von dem früheren Inhaber der Woh-
nung herrühren und ist aus Vergeßlichkeit, oder weil kein
Wert darauf gelegt wurde, die ganze Zeit über dageblieben.
Wie aber bin ich über meinen Irrtum aufgeklärt
worden? Dadurch, daß der Äerr neben mir stand, an dem
Ladentisch des Schokoladengeschäfts, das ausnahmsweise
wieder einmal Schokolade zu verkaufen hatte, eine Tafel
auf jede Fleischkarte, die vorzuzeigen war und abgestempelt
wurde. Der Lerr stand also neben mir und hielt seine
Fleischkarte in der Land. Llnd da habe ich den Namen
lesen können, der ordnungsgemäß auf der Karte eingetragen
war. Aber stand etwa Lebrecht darauf? Ach wo, Kurzhals
stand da. Ia, so kann man sich irren!
Nachschrist:
Zum Donnerwetter, ich habe mich zweimal geirrt!
Meine Augen müssen anfangen, schlecht zu werden, — es
kann gar nicht Kurzhals auf der Fleischkarte des Lerrn
gestanden haben. Leute war ich wieder in dem Schokoladen-
geschäft, und der Lerr stand wieder neben mir, denn wir
waren ja mit der gleichen Trambahn gekommen. Er hatte
wieder eine Fleischkarte mit. Warum auch nicht, — er hat
ja Familie. And wieder hielt er sie so, daß ich die Stelle
sehn konnte, wo der Namen zu stehn hat. Aber stand etwa
Kurzhals darauf? Ach wo, Schwartlinger stand da. Also
heißt der Lerr Schwartlinger. Oder sollte ich mich damit
wieder irren? Nun, vielleicht treffe ich ihn wieder einmal
in dem Schokoladengeschäft, — ich werde ja hoffentlich noch
recht oft dorthin kommen. -on.
Schriftstellersöhnchen (dte lateinischen Namen der
Tiere lernend): „Du, Vati, die Tiere haben wohl auch
ein Pseudonym!"
Verständlich
Bummler (in einem Zeitungsartikel über die Lage des Arbeits-
marktes lesend): ,Das Angebot an Arbeit überstieg die
Nachfrage'... „Det gloob ich'."
Aus einer Verteidigungrede
— „Ich will den Angeklagten nicht entschuldigen,
meine Lerren, aber als mildernder Amstand steht
ihm zur Seite, daß er das veruntreute Geld sofort
in Kriegsanleihe angelegt hat."
Nickelhamster
— „Mit dem Kleingeldmangel ist's schrecklich! Sogar
unser Lausbettler, der jede Woche zehn Pfennige
bekommt, hat sie heute abgelehnt, weil er neunzig
Psennige hinausgeben sollte!"
I»n Berlegenheit Bürochef: „Was macht denn
da der Lerr Oberbuchhalter?"
Praktikant: „Bitt'schön, der sucht gerade einigewichtigeAkten!"
-
(Lopyrlght 1S17 by I. F. Schreiber
Ein Schlauer
— „Ietzt kann ich ja mein Bild wieder umdrehen."
— „Wieso?"
— „Ich hab' mein Bild doch auf beiden Seiten
bemalt, die eine Seite für die Loheit, die andere
für die übrigen Ausstellungsbesucher."
Neugierig
Äerr (der für eine wohltätige Sache sammelt): „Kerr Goldstein,
zeichnen Sie auch etwas, Wohltun trägt Zinsen!"
— „Wieviel Prozent?"
D
Ein Irrtum
Wie man sich doch irren kann!
Ietzt habe ich vier Iahre lang gedacht, daß der Lerr,
der mir gegenüber wohnt, der jeden Morgen mit mir die
gleiche Trambahn benutzt, der im Winter durch einen
Persianerpelz und im Sommer durch einen echten Panama
sich auszeichnet, der eine etwas schiefe Nase in einem läng-
lichen Gesicht hat, der eine Brille trägt, der — nun, auf
die übrigen Merkmale kommt es ja nicht an, — also, ich
habe gedacht, daß dieser Äerr Lebrecht heißt. Denn so
steht auf dem Schildchen neben dem Klingelknopf zu lesen,
der zu der Etage jenes Lerrn gehört.
Aber ich habe mich geirrt. Er heißt ganz anders. Das
Schildchen mag noch von dem früheren Inhaber der Woh-
nung herrühren und ist aus Vergeßlichkeit, oder weil kein
Wert darauf gelegt wurde, die ganze Zeit über dageblieben.
Wie aber bin ich über meinen Irrtum aufgeklärt
worden? Dadurch, daß der Äerr neben mir stand, an dem
Ladentisch des Schokoladengeschäfts, das ausnahmsweise
wieder einmal Schokolade zu verkaufen hatte, eine Tafel
auf jede Fleischkarte, die vorzuzeigen war und abgestempelt
wurde. Der Lerr stand also neben mir und hielt seine
Fleischkarte in der Land. Llnd da habe ich den Namen
lesen können, der ordnungsgemäß auf der Karte eingetragen
war. Aber stand etwa Lebrecht darauf? Ach wo, Kurzhals
stand da. Ia, so kann man sich irren!
Nachschrist:
Zum Donnerwetter, ich habe mich zweimal geirrt!
Meine Augen müssen anfangen, schlecht zu werden, — es
kann gar nicht Kurzhals auf der Fleischkarte des Lerrn
gestanden haben. Leute war ich wieder in dem Schokoladen-
geschäft, und der Lerr stand wieder neben mir, denn wir
waren ja mit der gleichen Trambahn gekommen. Er hatte
wieder eine Fleischkarte mit. Warum auch nicht, — er hat
ja Familie. And wieder hielt er sie so, daß ich die Stelle
sehn konnte, wo der Namen zu stehn hat. Aber stand etwa
Kurzhals darauf? Ach wo, Schwartlinger stand da. Also
heißt der Lerr Schwartlinger. Oder sollte ich mich damit
wieder irren? Nun, vielleicht treffe ich ihn wieder einmal
in dem Schokoladengeschäft, — ich werde ja hoffentlich noch
recht oft dorthin kommen. -on.
Schriftstellersöhnchen (dte lateinischen Namen der
Tiere lernend): „Du, Vati, die Tiere haben wohl auch
ein Pseudonym!"
Verständlich
Bummler (in einem Zeitungsartikel über die Lage des Arbeits-
marktes lesend): ,Das Angebot an Arbeit überstieg die
Nachfrage'... „Det gloob ich'."
Aus einer Verteidigungrede
— „Ich will den Angeklagten nicht entschuldigen,
meine Lerren, aber als mildernder Amstand steht
ihm zur Seite, daß er das veruntreute Geld sofort
in Kriegsanleihe angelegt hat."
Nickelhamster
— „Mit dem Kleingeldmangel ist's schrecklich! Sogar
unser Lausbettler, der jede Woche zehn Pfennige
bekommt, hat sie heute abgelehnt, weil er neunzig
Psennige hinausgeben sollte!"
I»n Berlegenheit Bürochef: „Was macht denn
da der Lerr Oberbuchhalter?"
Praktikant: „Bitt'schön, der sucht gerade einigewichtigeAkten!"
-
(Lopyrlght 1S17 by I. F. Schreiber