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Kriegschronik der Meggendorfer-Blätter, MÜnchen

Aus der Rede Lloyd Georges


„Nun, wie auf allen Straßen, die je gebaut worden sind, gibt es Berg und Tal.
Der russische Zusammenbruch ist ohne Zweifel eine recht tiese Schlucht, durch die wir
hindurchgehen. Ich bin nicht sicher, ob wir ihren dunkelsten Grund erreicht haben .. .

Llovci lleoige, äer?uchs

„Vcl8. war wir woMen, kaben wir elreichN"

80 lprach Liovä 6eorge ersl kür^lich mil 6mpbale.

?ürwabr, öer eitlen peäekünltlerr pkrase
!<Iing1 rechl belcheiäen. wenn man lie vergleicht
Mit äcm, vvar 6ng1anctr überlegne Macht
1?n Kampfwert unct an Mitteln aufgewenctet,
Unä wie lie lchließlich kläglich bat geenclcl
tn ?lanclern ctrin äie grohe Mgrjffrlcblclcht.

6r i'lt öufrieclen, wie er lagt unc! wie er glaubt.
Nicht ltanü lein 5inn nach einem bökern Aele,
Dach einem vurchbruch nicht im gröhten Ztile
Unä keine Illulion warcl ikm geraubt.

6r macht e§, wie claz lchlaue labeltier,
vem ^ebnlicher vor Leiten wiäerfabren.
Uncl äem äie Qauben bloß ru zauer waren.
Äeil lie?u boch ibm bingen am 5palier.

Uinr Ueinr

Die Tapferen

„So elwas ist mir derin doch noch nicht vorgekommench sagte der nach der russischen
Front entsandte englische Oberst Lardskull zu seinem russischen Kollegen Oberst Kre-
wanosow, der erst unlängst, von seinen Soldaten mit zwei Stimmen Mehrheit gewählt,
zu diesem Range emporgestiegen war. „So etwas ist mir denn doch noch nicht vorgekommen.
Ihr ganzes Regiment will ja nicht mehr anständig kämpfen. Die Leute reißen ja aus
wie die Schafe vor'm Wols; die wvllen sich ja auf gar keinen Widerstand mehr einlassen.
Nettc Soldaten sind das! Äaben Sie denn gar keine unerschrockenen Leute mehr in Ihrem

Negiment, sind nicht wenigftens
ein paar Tapfere dabei?"

Oberst Krewanosow warf
sich in die Brust. „Oho, meine
Leute sind nicht feig, und es sind
auch sehr tapfereKerle darunter.
Die drei allertapfersten sind der
Iakimenko, der Labschin und der
Poleschtschuk. Sie haben gar
keine Ahnung, wie tapfer die
sind, Äerr Kamerad."

„Ra, was haben sie denn
Großes getan?" fragte Oberst
Äardskull geringschätzig.

„Also, — der Iakimenko
hat neulich dreißig Mann auf
einmal entwaffnet, bloß mit dem
Revolver in der Äand."

„Was Sie sagen, - dreißig
Deutsche hat er entwaffnet."

„Ach, Ansinn, - dreißig von
unseren Leuten natürlich. Er
wollte, daß sie ihre Gewehre
fortschmeißen und mit ihm nach
Lause gehen sollten. And er hat
sie richtig dazu gezwungen, der
tapfere Kerl. Aber der Labschin
erst, der hat neulich ganz allein
ein Geschütz unbrauchbar ge-
macht."

„Prächtig, — wenigstens
haben die Deutschen ein Geschütz
weniger."

„Wer redet denn von einem
deutschen Geschütz? Es war
doch ein russisches Geschütz, von
japanischen Artilleristen bedient.
Labschin ist ganz gemütlich her-
angegangen und ehe die gelben
Kerle wußten, was los war, hat
er ihnen eine Sprengpatrone
unter das Geschütz geworfen.
Aber dann der Poleschtschuk,
— was der Mensch für einen
Mut hat! Geradezu bewun-
dernswert ist das!"

„Da bin ich aber neugierig."

„Ia, denken Sie sich, — der
Poleschtschuk hat gestern einem
von Ihren Landsleuten, dem
Äauptmann Bobson, glaube ich,
rechts und links zweimal hinter
die Ohren gehauen, weil er ihm
nicht aus dem Wege ging. And
dabei hat dieser Tapfere noch
gesagt, nächstens würde er allen
Engländern die Knochen zerbre-
chen, die hätten nichts in Nuß-
land zu suchen. Ia, das ist ein
gewaltiger Kerl, der Polescht-
schuk. Da kommt er übrigens
gerade. - Ia, was haben Sie
denn, wo lausen Sie denn hin
Äerr Kamerad?"

Aber Oberst Äardskull war
schon verschwunden. GedanenM
 
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