Zeitschrift für Humor und Kunst I2Z
Wohlmeinende Warnung — „Leute Abend muß ich einen Feldgrauen sprelen."
— „Sei vorsichtig, daß du nicht zu stramm bist. Der Zivilvor-
sitzende ^der * Ersatzkommission soll ein Billet gekauft haben."
Petroleum
„Was?" meinte Wubke.
„Tschä, das sag' man," antwortete ihr Dienstherr, „die
Preise für Lollschen halten die von die Schweine Gegen-
stand, wo sie den Vorzug in haben, daß man ihr nich für
teures Geld fett zu machen braucht und auch des Abends
an arbeiten kann."
„Was?"
„Tschä, ich weiß wohl, mit den Petroljum, da liegt
der Äase in' Peffer in. Ich hab' mir den Petroljum auch
schon die ganze Zeit durch den Kopf gehen lassen, man, viel
'raus gekommen is da noch nich bei. Das bißchen, das wir
hier kriegen, das brauchen die Kühe und Schweine auf,
indem, daß wir das bei sie ihr letztes Melken und Füttern
haben müffen."
„Was?"
„Du kannst leicht reden, Wubke, aber wo soll ich ihn
hernehmen? Ich wollt für 'ne Kanne voll wohl ein ganz
schönes Stück Geld geben oder doch beinahe, man, kein Mensch
hat welchen und davon ganz abgesehen, Frerk Butterstank
in Püttenhaudefehn auch nich."
Auf das nochmalige „Was?" der Magd fand Fokko
keine Entgegnung. Gedankenvoll und kopfschüttelnd ging
er ab, um mit einem alten Bandmaß den Kubikinhalt der
dicksten Sau zu überholen.
In derselben Nacht aber ereignete sich „das erregende
Moment" dieser Geschichte.
Kurz nach Mitternacht war Fokko aufs Feld gegangen,
das nur ein kleiner Waffergraben von der holländischen
Grenze trennte. Auf dem Felde hatte Mullfoot, der ein
großer Tierfreund war, bereits mehrere Male nächtlicher-
weise einen Äasen aus einer Schlinge befreit. Ääufiger des
Nachls packte ihn die Llnruhe, ob sich nicht zufällig wieder
so ein armes Tier womöglich noch lebend in Todesangst
verzehrte, und meistens trog ihn sein ahnendes gutes Äerz
auch nicht.
Leute indeffen traf dieses nicht zu, worüber sich der
Bauer sehr kränkte, denn es ist ja stets schmerzlich, eine
beabsichtigte gute Tat aus Mangel an Gelegenheit nicht
vollbringen zu können, doppelt schmerzlich aber in diesem
Falle, wo die Befreiungstat, wie deutllch erkennbar, von
einem andern Tierfreund ausgeführt war, der zugleich die
Schlinge mitgenommen hatte, woran Fokko sonderbarerweise
nie dachte.
In denkbar schlechter Laune beobachtete Mullfoot den
Grenzposten, der ihn nicht gewahrte. Der Mann ging seine
Strecke ab und verschwand nun in einem winzigen Stück
Busch.
In demselben Augenblicke rührte sich drüben etwas, kroch
vorwärts, übersprang den Graben und lief dann mit Riesen-
schritten der Stelle zu, wo Fokko hinter einem Wacholder-
strauch stand.
Da Mullfoots Intereffen sich mehr auf der Linie der
inneren Politik, Abteilung Finanzwirtschaft, bewegten, so
Pflegte er sich um Dinge der äußeren Politik nicht sonderlich
zu kümmern. Nun gehört nach seiner Auffassung der
Schmuggel sicherlich in dieses Gebiet, indeffen ein verär-
gertes Gemüt ist für die Angerechtigkeiten anderer bekannrlich
bedeutend empfindlicher als ein zufriedenes, sattes. Die
Folge war, daß Fokko hinter seinem Strauch hervortrat
Wohlmeinende Warnung — „Leute Abend muß ich einen Feldgrauen sprelen."
— „Sei vorsichtig, daß du nicht zu stramm bist. Der Zivilvor-
sitzende ^der * Ersatzkommission soll ein Billet gekauft haben."
Petroleum
„Was?" meinte Wubke.
„Tschä, das sag' man," antwortete ihr Dienstherr, „die
Preise für Lollschen halten die von die Schweine Gegen-
stand, wo sie den Vorzug in haben, daß man ihr nich für
teures Geld fett zu machen braucht und auch des Abends
an arbeiten kann."
„Was?"
„Tschä, ich weiß wohl, mit den Petroljum, da liegt
der Äase in' Peffer in. Ich hab' mir den Petroljum auch
schon die ganze Zeit durch den Kopf gehen lassen, man, viel
'raus gekommen is da noch nich bei. Das bißchen, das wir
hier kriegen, das brauchen die Kühe und Schweine auf,
indem, daß wir das bei sie ihr letztes Melken und Füttern
haben müffen."
„Was?"
„Du kannst leicht reden, Wubke, aber wo soll ich ihn
hernehmen? Ich wollt für 'ne Kanne voll wohl ein ganz
schönes Stück Geld geben oder doch beinahe, man, kein Mensch
hat welchen und davon ganz abgesehen, Frerk Butterstank
in Püttenhaudefehn auch nich."
Auf das nochmalige „Was?" der Magd fand Fokko
keine Entgegnung. Gedankenvoll und kopfschüttelnd ging
er ab, um mit einem alten Bandmaß den Kubikinhalt der
dicksten Sau zu überholen.
In derselben Nacht aber ereignete sich „das erregende
Moment" dieser Geschichte.
Kurz nach Mitternacht war Fokko aufs Feld gegangen,
das nur ein kleiner Waffergraben von der holländischen
Grenze trennte. Auf dem Felde hatte Mullfoot, der ein
großer Tierfreund war, bereits mehrere Male nächtlicher-
weise einen Äasen aus einer Schlinge befreit. Ääufiger des
Nachls packte ihn die Llnruhe, ob sich nicht zufällig wieder
so ein armes Tier womöglich noch lebend in Todesangst
verzehrte, und meistens trog ihn sein ahnendes gutes Äerz
auch nicht.
Leute indeffen traf dieses nicht zu, worüber sich der
Bauer sehr kränkte, denn es ist ja stets schmerzlich, eine
beabsichtigte gute Tat aus Mangel an Gelegenheit nicht
vollbringen zu können, doppelt schmerzlich aber in diesem
Falle, wo die Befreiungstat, wie deutllch erkennbar, von
einem andern Tierfreund ausgeführt war, der zugleich die
Schlinge mitgenommen hatte, woran Fokko sonderbarerweise
nie dachte.
In denkbar schlechter Laune beobachtete Mullfoot den
Grenzposten, der ihn nicht gewahrte. Der Mann ging seine
Strecke ab und verschwand nun in einem winzigen Stück
Busch.
In demselben Augenblicke rührte sich drüben etwas, kroch
vorwärts, übersprang den Graben und lief dann mit Riesen-
schritten der Stelle zu, wo Fokko hinter einem Wacholder-
strauch stand.
Da Mullfoots Intereffen sich mehr auf der Linie der
inneren Politik, Abteilung Finanzwirtschaft, bewegten, so
Pflegte er sich um Dinge der äußeren Politik nicht sonderlich
zu kümmern. Nun gehört nach seiner Auffassung der
Schmuggel sicherlich in dieses Gebiet, indeffen ein verär-
gertes Gemüt ist für die Angerechtigkeiten anderer bekannrlich
bedeutend empfindlicher als ein zufriedenes, sattes. Die
Folge war, daß Fokko hinter seinem Strauch hervortrat