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Kriegschronik der Meggendorfer.Blätter, Münche«

Die neueste Waffe im Weltkrieg: Die Enthüllungskanone

Selige Erinnerung

— „Das muß ich sagen, seitdem ich durch die Nationierung
der Lebensmittel nicht mehr so viel effe wie srüher, fühle
ich mich bedeutend wohler!"

— „Ich auch! (senttmental) Aber schön war's dochl"

Ein Geschäft

Gläubiger: „Sie sind gut! Mich bezahlen Sie nicht und
da sitzen Sie bei einem Sektgelagel"

— „Was wollen Sie denn, den Wein pumpe ich, und für
jeden Sektpfropfen krieg' ich jetzt fünfundzwanzig Pfennige."

Das findige Publikum

— „Statt der abgeschnittenen Fensterriemen in den Bahn-
wagen hat man jetzt Gurten aus Stramin angebracht, die
wird man doch wohl kaum zuSchuhsohlen verwenden können."

— „Dazu allerdings nicht; aber sehr schöne Losenträger
geben sie ab."

Gewiffenhaft

Länschen und Liese wohnen mit ihren Eltern bei einem
Bauern zur Sommersrische. Plötzlich kommt mit Gesumm
eine Biene ins Zimmer und Länschen, als der Mutige, schlägt
mit seinem Taschentuch nach ihr und tritt sie tot. Darüber
erschrickt nun aber Liese sehr und ängstlich sagt sie zu ihrem
Bruder: „Aber Länschen, was hast du getan? Die Biene
gehörte doch gewiß dem Bauern, bei dem wir wohneu."

Shakespeare und der Krieg

Manche Engländer hat es seit KriegSbe-
ginn nicht wenig geärgert, daß ihr großer
Landsmann Shakespeare eigentlich in Deutsch-
land mehr geschäht und öfter und auch ent-
schieden beffer aufgeführt wird als in seinem
Vaterlande. Für diese Leute hat jeht ein
Theaterkritiker der „Dailh News« einen Trost
gefunden. Shakespeare, sagt er, lebte in einer
Zeit, die noch nichts von den herrlichen Prinzi-
pien der Demokratie wußte, für die jetzt die
Entente kämpft. Er war durchaus für die
Autokratie eingenommen, und in fast allen
seinen Werken spürt man diesen reaktionären
Teist. Deshalb aber gefällt er den Deutschen,
und wenn Shakespeares Stücke so oft in Deutsch-
land aufgeführt werden, so stecken die herr-
schenden Klaffen dahinter, — sie wollen eben

auf diesem Wege das Volk beeinfluffen.-

Am Ende wird dieser scharfsinnige Theater-
kritiker nächstens auch noch beweisen, daß die
Deutschen sich nicht nur aus den angesührten
Gründen zu Shakespeare hingezogen fühlen,
sondern sogar direkte Lehren für ihre Krieg-
führung von ihm empfangen haben. Zweifellos
war die deutsche Armee außerordentlich gut
vorbereitet; es fehlte ihr an nichts. Wo aber
findet man den guten Rat, sich tüchtig auf alles
vorzubereiten? Bei Shakespeare, der Lamlet
sagen läßt: In Bereitschaft sein ist alles! —
Geld haben die Deutschen auch viel mehr zum
Kriegführen, als die Engländer sich jemals
träumen ließen. Kein Wunder, denn sie haben
sich den weisen Rat Iagos zu Lerzen genom-
men: Tu' Geld in deinen Beutel! — Und wenn
die Deutschen trotz mancher Entbehrungen jetzt
so ausgezeichnet durchzuhalten verstehen, so liegt das nur
daran, daß sie sich mit dem Worte Shakespeares trösten:
Komme, was kommen mag, die Stunde rinnt auch durch
den rauhesten Tag! — Shakespeare hilft also den Deutschen,
fich über die englische Blokade hinwegzusetzen; er ist eigent-
lich ein Landesverräter. —

Gegen diesen Vorwurf des Theaterkritikers der „Daily
News" muß dann aber Shakespeare in Schutz genommen
werden. Es finden sich bei ihm auch manche Worte, die
sich seine Landsleute in diesem Kriege zur Richtschnur ge-
nommen haben. Falstaff erklärt: Der bessere Teil der
Tapferkeit ist Vorsicht! !lnd hiernach hat die britische
Flotte zu ihrem entschiedenen Glück gehandelt. Derselbe
Leld bezeichnet seine Nekruten als „Kanonenfutter", und
die hierin ausgesprochene Ansicht ist auch jetzt öfters bei
den englischen Rekrutierungsmethoden zu Tage getreten.
!lnd wenn heute der englischen Regierung jeder, auch der
jämmerlichste Bundesgenosse recht ist, so hat Shakespeare
das auch schon vorausgeahnt, denn er sagt: Die Not bringt
einen zu seltsamen Schlafgesellen.

Zeitgemäß Tante: „Pfui, Fritzchen, die schwar-

zen Ländel" — „Landschuhersatz!"

Triftig

Richter (zum Angeklagten): „Warum wollen Sie eine Woche
Strafaufschub?"

— „Ia, in der nächsten Woche gibt's in unserm Orte ein
Pfund Geselchtes auf die Person, und das möcht' ich doch

uoch gerne mitnehmeul"
 
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