Anknüpfung
— „Scbau, der Franzl kommt mit Blumen da-
her. Die gehören sich doch eher für ein Mädel."
— „Am End' magst sie mir abnehmen."
Die Pfandscheine Von Rich. Rieß
George Klonöki, der russische Kunst-
maler, der, solange das zwanügste Iahr-
hundert noch friedlich gewesen war, in
Schwabing gehaust hatte, galt immer
als anständiger Mensch. Gewannst du
im Baccarat auch nur hundert Mark
von ihm, du durftest sicher sein, sie nicht
zu erhalten. Aber George mied dich
darau'hin ein paar Wochen lang, und
so verschonte er dich mit seinen Pump-
attentaten, und du hattest ganz bübsch
gewonn^n. Bis er dir die hundert
Mark „abgeschont" hatte...
Ein paar Wochen vor dem I.Aug. 14
war Klonski aus München veischwun-
den, lebhaft betrauert von Lausfrau,
Schneider und Zahlkellner. Betrauert
auch von Wangel, seinem Maler- und
Ieufreunde.
Wangel, der Vizefeldwebel der
Reserve, war gleich zu Kriegsbeginn
nach Osten gekommen. Er machte die
Novemberkämpfe in Polen mit. And
^röhliches Loläatenlieä
Nun musi auch ich marschieren.
Die Ztieiel poltern sehr.
Man brauchr sich nichr genieren,
Ich muß ha!( auch marschieren,
Anä das gehr ohne poltern schwer.
Vom H.mmel hat sich wohl verfangen
6n meinem Nock cias scbönste Blau,
Die I^nöpf' wie kleine Monäe prangen,
INasihebchenstern' sinä aufgegangen,
Darum äein Lächeln, liedfte Frau.
Mir wirä so warm im Herzen,
AIs siöchren Lerchen Meloäie. —
Mollft nimmer äeine Luft verscherzen
Mir Drüdsal oäer qar mir Zchmerzen,
Dann fterben äeine Lerchen nie.
Nun müssen viel marschieren.
Wie woh> äas Zinoen tur!
Laft äich nur nichr beirren,
Wenn äe>ne Lerchen schwlrren,
Dann ift ja olles gur.
Horst Rudi Mayr
Copyrlqht 1917 by I. F. Schreiber
weil er ein guter Schüler Winnetous
war, schickte man ihn gern als Patrouil-
lenführer.
Immer hatte er Schwein. Einmal
aber, so gegen Ende November, da
hatte es ihn. Zwei Nuffen nämlich,
die ihn abfingen und gefangen nahmen.
Sie brachten ihn ihrem Leutnant, der
sie in einer Lütte erwartete.
Wangel stand seinem Feinde gegen-
über. Er hatte eigentlich den stummen
Mann spielen wollen, aber nun sagte
er doch etwas:
„Donnerwetter! Klonskil"
„Iaa, grüß dich ... Wangel!" And
Klonski gab seinen beiden Leuten, sym-
bolisch, einen Fußtritt.
Klonski blieb mit seinem Gefanaenen
allein. Er war ganz der Alte. Fraqte,
ob Wangel Zigaretten habe, fttckte sich
eine an, drei weitere ein und holte dann
sein Gebetbuch hervor. Es hatte zwei-
undfünfzig Seiten. „Ich halte Bank,"
sagte er dann. „Du bist mir Revanche
schukdig."
Wangel zögerte: „Nee, Klonski! Ich
bin nicht in Ieu-Stimmung. Gemeines
Pech, das ich hatte! Morgen sollte ich
auf Arlaub fahren . . . nach München.
Da mükt ihr Banditen mich klappen
. . . Gemeinheit!"
„Kannst nix machen," lachte Klonski.
„Tröste dich . . . vielleicht gewinnst du
. . . kann nix schaden . . ."
„Aber nützen auch nich," erwiderte
höhnlsch Wangel. „Geld seh' ich doch
nicht von dir!"
„Solche Gemeinheit!" rief Klonski.
„Genügt dir mein Ehrenwort?"
„Leq lieber was Bares auf die Tafel."
Klonski klaubte Rubelscheine hervor.
Wangel manch gute Mark. So spielten
die Feinde.
Klonski hatte sein altes Pech. Er
fluchte. Es nützte nicbts. Latte er den
kleinen Schlag, schlug Wangel ihn mit
dem großen; pointierte er einmal sehr
niedrig, gewann er. Verdoppelte er
den Satz — futsch war das Geld. Futsch
war bald das ganze niedliche Läufchen
von Rubelnoten. Klonski fluchte. !lnd
kramte in seiner Brieftasche. Geld fand
er mcht mehr darin; nur Zettel, weiße,
beschriebene Zettel, deutsch beschriebene,
ein ganzeS Archiv.
„Mensch, willst du mir Geld zurück-
geben, kriegst du was anderes. Komm,
machen wir den Tausch! Da, nimm."
Llnd er reichte dem Feinde die Zettel.
Wangel besah sie und hatte ste gleich
erkannt. Llnd Tränen der Nührung
kamen ihm, Leimweh. Waren das nicht
die ichönen Scheine des Münchener
Pfandhauses. Selige . . . selige Zei-
ten . . .