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Zeitschrift für Humor und Kunst Ob(^)(II)(I^ci^(I^)(ISS) 171

Ausblick — „Wie, Sie wollen beim MiliLär bleiben, wenn Frieden

wird, Lerr SchmidL?"

— „Na ja, dann werden alle andern schufLen müffen,
aber das MiliLär wird mal ^ne guLe Weile Ruhe haben."

Der Kragenknopf

Lerr NeuberL kam in der besten SLimmung aus dem
GeschäfL nach Lause, und seine Frau war eben dabei, das
AbendbroL auf dem sonnigen, laubumrankten Balkon auf-
zuLragen, auf welchem die Familie immer die schönen
Sommerabende zu verbringen PflegLe, als er beschloß, vor-
her noch einen bequemeren Kragen umzubinden. Der Aus-
führung dieses Vorhabens stellLe sich jedoch eine unvorher-
gesehene SchwierigkeiL enLgegen: Der Kragenknopf wollLe
nichL durch das Loch hindurchgehen, und weil nun Lerr
NeuberL durch den Llmstand, daß seine Familie auf ihn
warteLe, nervös wurde, so ließ er den Knopf schließlich
herunterfallen, welcher natürlich, wie alle Knöpfe, soforL
unter einen Schrank kollerte. Nun fing der Lausherr schon
an zu fluchen, während ihm die Kinder suchen halfen; allein
der Knopf war nichL zu finden. „Nimm doch einstweilen
einen anderen," riet ihm seine Frau, „morgen beim Auf-

räumen finden wir ihn schonl" „Ia," entgegnete ihr GaLLe
gereizL, „morgen wird's vergeffen, das ist tmmer so, wenn
man etwas aufschiebL. So ^ne Anordnung kann ich nun
mal nichL leiden!"

Frau NeuberL wandte sich bei diesen WorLen verstimmL
ab, und der Knopf wurde nach weiterem, längerem Suchen
auch glücklich gefunden, worauf dann nach weiteren fünf
MinuLen der Kragenwechsel, wenn auch unter fortwähren-
dem Fluchen, zustande kam. Aber nun war inzwischen die
Suppe nichL mehr so heiß geblieben, wie sie Lerr NeuberL
zu effen gewohnL war, und er sagte deshalb unmutig: „Aber
du konntest doch auch miL dem Aufgeben warten, bis ich
mich an den Tisch gesetzL haLLe, du weißL doch, daß ich
keine kalte Suppe mag!"

„Aber Ernst," entgegnete seine Frau, nun ebenfalls
gereizL, „ich konnte doch nicht wissen, daß du erst solche
Amstände vorher machst — sonst bist du doch jeden Abend
gewöhnL, bei deinem EinLriLL das Effen auf dem Tisch zu
 
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