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Die Ersatz-Mannschaft der A.

Kompagnie ift zum Appell mit
Eisernen-Portionen angetreten.

Der Feldwebel kommandiert:

„Arm hoch, wer keine Fleisch-
büchse mehr hat!" Ein Land-
sturmmann streckt zaghaft den
rechten Flüchtel in die Löhe.

Der Feldwebel saust wütend
auf ihn los und faucht ihn an:

„Wo haben Sie Ihre Büchse
geknackt, in der alten Kompagnie
oder bei uns?"

„Jn der alten," lautet die
Antwort.

„Wissen Sie nicht, daß drei
Tage Mittelarrest drauf steht?"

Nachdenklich schaut der Land-
stürmer der gestrengen Kom-

pagniemutter ins Geficht und sagt: „Lerr Feldwebel, auf
der Büchs' hat's nicht gestandel"

Wie die Alten summen-

M u t t e r (hochmütig): „Wie oft habe ich dir gesagt, Walli,
die Rosa ist kein paffender Verkehr für dich!"

— „Ach, Mama, öffentlich zeige ich mich ja auch nicht mit
ihr — ich schreibe nur von ihr die Schularbeiten abl"

Auf der Wage

— „Bluat hab' i zwar fürs Vaterland no
koans verloren, aber Fleisch scho hübsch oansl"

Das teuere Schuhwerk Schuster: „So ein rasfinierter Bengel,der
kleine Lehrlingl Wie ich gestern abend unvermutet aus'm Wirtshaus heim-
komme, da hat er 'ne ganze Anzahl kinderreicher Väter in derWerkltatt ver-
sammelt, denen er gegen Bezahlung Unterricht im Schuhreparieren gibt!"

Hotelbesiher

ante Paula war niemals,
auch schon vor dem Kriege nicht,
gut auf die Franzosen zu spre-

chen. „Windiges Volk-

eitle Patrone-aufgeblasene

Schwätzer," in diesen durch eine

gewisseÄerkömmlichkeitihrüber-

lieferten Redensarten faßte sie
ihr Arteil über die gallische
Nation zusammen. Nein, Tante
Paula wollte nichts von den
Franzosen wissen.

Neulich aber hat sie doch
einmal ein französisches Buch
zur Land genommen, einen
Roman, den ihr das Dienst-
mädchen irrtümlicherweise aus
der Leihbibliothek mitgebracht
hatte. Der Name des Autors
tut nichts zur Sache; es war
ziemlich geringe Anterhaltungs-
lektüre, gar nicht der Aeber-
setzung wert. Denn selbstver-
ständlich konnte Tante Paula
ein französisches Buch nur in
einer Aebersetzung lesen.

Der Roman spielte in sehr
vornehmen aristokratischen Krei-
sen. Denn wenn die Franzosen auch eine Republik haben,
— von ihrer alten Aristokratie lassen sie sich doch immer
gern etwas erzählen. Auf Seite 2 fand nun Tante Paula
diesen Satz: „Ich bedaure unendlich, lieber Freund, Sie
nicht begleiten zu können," entgegnete der Vicomte de Mer-
lussac, „aber Sie wissen, ich bin jetzt zu sehr mit der Ein-
richtung meines kleinen Lotels beschäftigt, das ich mir in
Passy gekaust habe."

Tante Paula las diesen Satz zweimal, schüttelte den
Kopf und fuhr in ihrer Lektüre fort. Auf Seite 5 begegnete
ihr dieser Satz: Als der Marquis de Flaram-
bel seine junge Gattin in sein elegantes, von
seinem Vater ererbtes Lotel amPark Monceau
führte-

Tante Paula las diesen Satz dreimal,
schüttelte den Kopf, sagte: „Na, aber so was!"
und fuhr in ihrer Lektüre fort. Auf Seite 10
aber fand sie diesen Satz: Die ständig wachsende
Last seiner Schulden legte dem Baron de Bois-
fleury den Gedanken nahe, einen Käufer für

sein Lotel in der Avenue-

Lier legte Tante Paula das Buch aus
der Land, schlug die Lände zusammen und
sprach entrüstet: „Nein, diese Franzosen! Das
muß ja schon eine ganz heruntergekommene
Nation sein. Nicht einmal anständige Aristo-
kraten haben sie. Da kommen nun ein Vi-
comte, ein Baron und ein Marquis vor —
und alle drei sind Lotelbesitzer, simple Gast-
wirte."

—on.

Barbier (alsder Lehrling einen Kunden geschnitten) -
„Nehmen Sie es nicht übel . .. . er ist eben
noch 'n blutiger Anfängerl"


kopyright WI7 by I- F. Schreiber
 
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