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https://doi.org/10.11588/diglit.3382#0189
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Indigestion
— „Aber wie soll Ihnen denn das neue Geschirr den Magen
verdorben haben, gnä' Frau?"
— „Doch, der Aerger, daß ich mein schönes Aluminiumgeschirr
hab' hergeben müssen, ist mir auf den Magen gefallen."
Eichhörnchen Von Fritz MüUer
Sonnlag abend war ich im Wald. Auf dem Bahnhöfchen
drüben pfiff es schadenfroh. Das war der letzte Zug in
die Stadt. Den hatte ich nun versäumt. Ietzt hieß es, im
Dorfwirtshaus übernachten. Nein, war das ärgerlich,
deixelseitennocheinmal!
Bscht — das zahme Flüchlein blieb mir stecken. Stehen
blieb ich, fürsichtig in das Waldgras glitt ich, die Augen
überdachte ich spähend, glückselig war ich: Denn drei Eich-
hörnchen spielten um den Baum, jagten lebendige Spiralen
um den Stamm, schienen sich übermütig, eins dicht am
andern, in die buschigen Schwänze zu beißen. Unten an-
gekommen, waren sie verwandelt, taten plötzlich philisterhaft,
saßen aufrecht im Kreis und knapperten an Tannenzapfen,
blätterten nachdenklich die Zapfen ab und warfen das
Tannenzapfgerippe auf die Erde. Von hinten aber sah es
aus, als spielten sie alle drei Tarock, mit kugeligen, bier-
gequollenen Augen, und schmiffen von Zeit zu Zeit eine
dicke Karte auf den Stammtisch: „Trumpf, meine Lerren!"
Irgend etwas raschelte im Laub — hui, wie die drei
Philister ihre sämtlichen Trümpfe hinschmissen: „Kellner,
zahlen!" Schon jagten sie wieder selige Spiralen um den
Baum. Kopf an Schwanz und Schwanz an Kopf. Beim
Teufel alles Kartenphilisterium, Kinder waren sie wieder,
vergnügte Kinder.
Lieber Gott, dachte ich, laß es mir doch auch immer
rechtzeitig in mein Philisterium hineinrascheln, daß ich die
schweißergatterten Trümpse des behäbigen Lebens aus der
Land schmeiße und die alten, frohen Kindheitsspiralen
wieder um die Bäume meines Lebens ziehe.
So mein Waldwunsch. Nun aber ist es eigentlich
nichts neues: Wenn man im Wald den rechten Wunsch
Indigestion
— „Aber wie soll Ihnen denn das neue Geschirr den Magen
verdorben haben, gnä' Frau?"
— „Doch, der Aerger, daß ich mein schönes Aluminiumgeschirr
hab' hergeben müssen, ist mir auf den Magen gefallen."
Eichhörnchen Von Fritz MüUer
Sonnlag abend war ich im Wald. Auf dem Bahnhöfchen
drüben pfiff es schadenfroh. Das war der letzte Zug in
die Stadt. Den hatte ich nun versäumt. Ietzt hieß es, im
Dorfwirtshaus übernachten. Nein, war das ärgerlich,
deixelseitennocheinmal!
Bscht — das zahme Flüchlein blieb mir stecken. Stehen
blieb ich, fürsichtig in das Waldgras glitt ich, die Augen
überdachte ich spähend, glückselig war ich: Denn drei Eich-
hörnchen spielten um den Baum, jagten lebendige Spiralen
um den Stamm, schienen sich übermütig, eins dicht am
andern, in die buschigen Schwänze zu beißen. Unten an-
gekommen, waren sie verwandelt, taten plötzlich philisterhaft,
saßen aufrecht im Kreis und knapperten an Tannenzapfen,
blätterten nachdenklich die Zapfen ab und warfen das
Tannenzapfgerippe auf die Erde. Von hinten aber sah es
aus, als spielten sie alle drei Tarock, mit kugeligen, bier-
gequollenen Augen, und schmiffen von Zeit zu Zeit eine
dicke Karte auf den Stammtisch: „Trumpf, meine Lerren!"
Irgend etwas raschelte im Laub — hui, wie die drei
Philister ihre sämtlichen Trümpfe hinschmissen: „Kellner,
zahlen!" Schon jagten sie wieder selige Spiralen um den
Baum. Kopf an Schwanz und Schwanz an Kopf. Beim
Teufel alles Kartenphilisterium, Kinder waren sie wieder,
vergnügte Kinder.
Lieber Gott, dachte ich, laß es mir doch auch immer
rechtzeitig in mein Philisterium hineinrascheln, daß ich die
schweißergatterten Trümpse des behäbigen Lebens aus der
Land schmeiße und die alten, frohen Kindheitsspiralen
wieder um die Bäume meines Lebens ziehe.
So mein Waldwunsch. Nun aber ist es eigentlich
nichts neues: Wenn man im Wald den rechten Wunsch