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Zeitschrift für Humor und Kunst 5

Stilles Fest

Nehmt es mir nicht übel, geehrte Nachbarn und Pas-
santen, aber heute will ich beneidet sein. Beneidet und
angestaunt, als ob ich mit der schönsten Frau die Maxi-
milianstraße entlang ginge.

Ein guter Freund aus Konstantinopel hat mir heute
einen herrlichen Tabak geschickt mit einer so sinnverwirrend
krausen Aufschrift, daß ich vor lauter Respekt und mit ge°
kreuzten Armen zehn tiefe Verbeugungen vor ihm (dem
Päckchen) gemacht habe. Sodann brachte mir ein Schleich-
händler (noch lange sei er vor dem scharfen Auge des Ge-
setzes geschützt!) eine im Schwäbischen das Licht der Dunkel-
heit erblickt habende wundervolle Schlackwurst, deren Duft
allein schon einen ganzen Kommunalverband rasend machen
könnte. And da aller guten Dinge drei sind, so traf von
einer Dame aus Brüfsel, deren Mops ich einmal vom
Tode gerettet hatte, eine Flasche echten Bordeaux bei mir
ein mit einer Staubkruste, die den Lerzschlag eines Kenners
auf Minuten stocken machen muß. And mit solchen Schätzen
sollte ich mich nun an meinen einsamen Eßtisch setzen und
sie genießen wie ein hungriger Prolet einen Quarkkäse?

Nein, bei allen Teufeln!

Balkontüre auf und hinausgesetzt! And mitten auf den
weißgedeckten Tisch die staubige alte Dame und daneben
ein blitzendes Glas! Ein Glas von allerfeinstem Schliff,
wie es sich für eine so erlauchte Gesellschaft gehört!

Feierlich rinnt der köstliche Wein in das funkelnde
Kristall, ein unvergleichlicher, märchenhafter Duft lagert
sich wie eine Wolke darttber hin und sein dunkles Gold ist
wie ein stummes Iauchzen.

Die Wurst ist einstweilen nur Schaugericht. Fett und
prall glänzt sie in der Sonne wie ein Schwein in der Voll-
saftigkeit seiner Zugend. Den Auftakt zu der weihevollen
Schlemmerei aber gibt der dickbauchige Meerschaumkopf
mit dem schweren silbernen Beschlag. Nie wurde er mit
einem edleren Kraut gefüllt wie heute. Nie gab es einen

— „Ausgeschloffen, Lerr Direktor, — in einem lumpigen
Gartentheater spiele ich nicht mit!"

— „Na, wenn 's Ihnen nicht vornehm genug ist, da bil-
den Sie sich einfach ein, es wäre eine Filmaufnahme."

prachtvolleren blauen Rauch wie den, der jetzt sich mit der
vulgären Luft zu einem aristokraktischen Bunde vermählt.
Llnd den meine Lippen einsaugen wie ein Scheintoter seine
wiederkehrende Seele.

And all diese Äerrlichkeiten hätte ich sollen ungesehen
und stumpfsinnig in einem bescheidenen Winkel genießen?
Nein, das hätle mich zur Kuh an der Raufe erniedrigt.
Zuschauer brauche ich! Ze mehr, defio befferl Wie
ein eitler Schauspieler in seiner Glanzrolle. And Neid,
echten Neid.

Es tut mir leid um euch, ihr Zaungäste am Paradies,
aber nehmt es mir nicht übel. Zhr würdet genau so ge°
handelt haben an meiner Stelle. C. A. Lennig.

Die beffere Familie

Dame: „Also wegen unseren sechs Kindern wollen Sie
den Dienst nicht antreten? Sie haben doch jedenfalls auch
eine ganze Menge Geschwister?"

Dienstmädchen: „O bitte, ich bin von befferem Äer-
kommen — wir waren nur zu Zweien!"

Die Erwartung

Die „Polonäse" vor dem stattlichen Lause wurde länger
und länger; noch immer strömten neue Leute hinzu, schau-
ten einen Moment und reihten fich dann an. Ab und zu
fragte einer: „Was gibt's denn hier eigentlich?" — „Ich
weiß nicht," wurde geantwortet, „aber irgend etwas wird
es schon geben, man ist ja heute um alles froh!"

Endlich sagte der junge elegante Mann, der sich als
Erster eingefunden hatte, und dem die Sache merkwürdig
viel Spaß machte, zu seinem Lintermann: „Ich glaube,
die Äerrschaften irren sich. Ich erwarte hier lediglich
meine Braut." C. F-
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