z Zeitschrift für Humor und Kunst L
Sicherung Söhnchen: „Papa, ich habe der Tante
den Seffel mit den Rollen vor's Klavier gestellt — wenn sie nachher gar
nicht aufhören will, zu spielen, dann rolle ich sie einfach anderswo hin!"
Die Datum-Eier oder: Kleine Geschenke
erhalten die Freundschaft
„Lier ist eine Kleinigkeit, daß Sie mir ja
die Wahrheit sagen, Frau Fechner —" und
sie legte ihr die vier schönen weißen Eier auf
den Tisch. „Ei, schöne Datum-Eier," sagte die
Lenormand und erwies sich mtt einer langen
Geschichte dankbar, die des Gatten Treue in-
mitten von unglaublichen Lasterlockungen zu
Leldentaten erhob. Als sie nachher entdeckte,
daß das Datum über sechs Wochen alt war,
konnte sie nichts mehr zurücknehmen. Sie nahm
aber einen Bleiftift ünd änderte die Zahlen
ein wenig. Dann wurden fie in einen Korb
gelegt, und bald darauf befanden fie sich in
der Küche des städtischen Sckutzmanns Krause.
Frau Krause läckelte die Aeberbringerin huld-
voll an und gab ihr den Rat, sich nur nichts
bezahlen zu laffen von den Zukunstshungrigen,
die sie aufsuchten. „Was Sie geschenkt be-
kommen, das hat ja damit nichts zu tun,
Frau Fechnerl" meinte fie und betrachtete
liebevoll die Eier mit dem geänderten Datum.
Sie wollte gerade einen Eierkuchen an°
rühren, als der Schuhmann Krause heim kam
und stch mit mürrischem Gesicht niedersetzte.
„Nun werden sie mich gewiß wieder übergehen
bei der Beförderung," brummte er ärgerlich.
„Jch sei noch nicht an der Reihe, sagte der
Kommiffar. — Als ob das ein Grund wärel
Der Werner neulich war auch uoch nicht dran,
und jetzt ist er fein raus mit dem hohen Gehalt.
— Du mußt mal wieder zu der Frau Kommiffar
gehen, Altel"
Frau Krause nickte bloß, und die schön
datiertcn Eier verwandeltea sich nicht in Eier-
kuchen, sordern in einen ergebenen Gruß für
die verehrte Frau Kommiffar und wurden mit
vielen klug gesetzten Worten über die Not der
kleinen Beamten in dieser schweren Zeit und
der Dringlichkeit einer Beförderung bei treuen Angestellten
angebracht. Die Frau Kommiffar war sehr gerührt über
das alles, hatte aber nicht viel Zeit zum Dank, denn ihr
hoffnungsvoller Sprößling kam gerade aus der Schule und
heulte ihr elwas vor von einem drohenden „entsehlich
schlechten" Zeugnis, „bloß wegen den albernen deutschen
Aufsähen" und dem „blödsinnigen Lateinl"
„Aber Lans! Wenn du diesmal wieder so viele Fünfen
kriegst, wird der Vater sehr böse werdenl" klagte die Mutter.
„Och, ich kann nichts dazul" verteidigte fich der Ter-
tianer: „Dcr Bonze — ich meine der Klaffenlehrer ist jetzt
immer so greulich schlechter Laune, da ifi ihm nichts recht
zu machenl And ich kann doch nichts dafür, daß ihm all
seine Lühnerviehcher tot gegangen sind!"
„Was hat denn das mit deinem Zeugnis zu tun?"
„Na, ich meine nur — weil er so brummig ist. — Die
Lühner waren so nett, wir haben sie immer gefüttert,
weißt du, er wohnt ja in der Nähe der Schule. — Viel-
leicht haben sie die städtische Marmelade nicht vertragen..."
„Euer Klaffenlehrer ist doch Dr. Mannskopf, nicht
wahr?" fragte die Mutter, die folgenschwere Fütterung
wohlweislich überg chend.
„Iawohl —"
„Lm — ich kenne die junge Frau, wir wohnten früher
mit ihren Eltern in einem Lause —"
Lans warf einen hoffnungsvollen Blick auf die mütter-
liche Grüblerfiirne und zog sich zufrieden zurück.
An einem Nachmittag der folgenden Woche bekam
Frau Erna Besuch. Ei ja, sie erinnerte fich gewiß der
Dame, die da kam, freilich war sie noch höhere Tochter
zur Zeit der einstigen Bekanntschaft, während jeht . .
„Ia, ja, das sind schon so 'n halbes Dutzend Jährchen
her. — Aber ich denke so oft noch an die reizenden Geburts-
tagsfeste, die Ihre lieben Eltern sür Sie gaben, Frau Erna!
Das war zu hübsch, all die netten jungen Mädchen in dem
Garten. — Sogar den Tag habe ich behalten, Ihr Geburts-
tag ist übermorgen, nicht wahr?"
„Ia, das ist er —" eine Wolke zog über Frau Ernas
Gestchtchen: sie dachte der toten Lühner, und daß sie nun
keinen Geburtstagskuchen backen konnte.
„Sehen Sie, dessen erinnerte ich mich, als mein Iunge
mir von dem Peche erzählte, das Sie mit Ihren Lühnern
hatten, liebe Frau Erna. — Sie glauben gar nicht, wie
die ganze Klaffe Ihren Gatten liebt, wie mein Lans be-
sonders sich über den Verlust der wertvollen Tiere auf-
regte! Denken Sie, er wollte sogar heimlich sammeln
und neue Lühner kaufen, aber das litt ich nicht, das könnte
doch falsch aufgefaßt werden, nicht wahr — weil der Iunge
nun mal kein glänzender Schüler ist. — Nein, von ihm
will ich auch gar nicht sprechen, ich habe bloß, weil ich an
Sicherung Söhnchen: „Papa, ich habe der Tante
den Seffel mit den Rollen vor's Klavier gestellt — wenn sie nachher gar
nicht aufhören will, zu spielen, dann rolle ich sie einfach anderswo hin!"
Die Datum-Eier oder: Kleine Geschenke
erhalten die Freundschaft
„Lier ist eine Kleinigkeit, daß Sie mir ja
die Wahrheit sagen, Frau Fechner —" und
sie legte ihr die vier schönen weißen Eier auf
den Tisch. „Ei, schöne Datum-Eier," sagte die
Lenormand und erwies sich mtt einer langen
Geschichte dankbar, die des Gatten Treue in-
mitten von unglaublichen Lasterlockungen zu
Leldentaten erhob. Als sie nachher entdeckte,
daß das Datum über sechs Wochen alt war,
konnte sie nichts mehr zurücknehmen. Sie nahm
aber einen Bleiftift ünd änderte die Zahlen
ein wenig. Dann wurden fie in einen Korb
gelegt, und bald darauf befanden fie sich in
der Küche des städtischen Sckutzmanns Krause.
Frau Krause läckelte die Aeberbringerin huld-
voll an und gab ihr den Rat, sich nur nichts
bezahlen zu laffen von den Zukunstshungrigen,
die sie aufsuchten. „Was Sie geschenkt be-
kommen, das hat ja damit nichts zu tun,
Frau Fechnerl" meinte fie und betrachtete
liebevoll die Eier mit dem geänderten Datum.
Sie wollte gerade einen Eierkuchen an°
rühren, als der Schuhmann Krause heim kam
und stch mit mürrischem Gesicht niedersetzte.
„Nun werden sie mich gewiß wieder übergehen
bei der Beförderung," brummte er ärgerlich.
„Jch sei noch nicht an der Reihe, sagte der
Kommiffar. — Als ob das ein Grund wärel
Der Werner neulich war auch uoch nicht dran,
und jetzt ist er fein raus mit dem hohen Gehalt.
— Du mußt mal wieder zu der Frau Kommiffar
gehen, Altel"
Frau Krause nickte bloß, und die schön
datiertcn Eier verwandeltea sich nicht in Eier-
kuchen, sordern in einen ergebenen Gruß für
die verehrte Frau Kommiffar und wurden mit
vielen klug gesetzten Worten über die Not der
kleinen Beamten in dieser schweren Zeit und
der Dringlichkeit einer Beförderung bei treuen Angestellten
angebracht. Die Frau Kommiffar war sehr gerührt über
das alles, hatte aber nicht viel Zeit zum Dank, denn ihr
hoffnungsvoller Sprößling kam gerade aus der Schule und
heulte ihr elwas vor von einem drohenden „entsehlich
schlechten" Zeugnis, „bloß wegen den albernen deutschen
Aufsähen" und dem „blödsinnigen Lateinl"
„Aber Lans! Wenn du diesmal wieder so viele Fünfen
kriegst, wird der Vater sehr böse werdenl" klagte die Mutter.
„Och, ich kann nichts dazul" verteidigte fich der Ter-
tianer: „Dcr Bonze — ich meine der Klaffenlehrer ist jetzt
immer so greulich schlechter Laune, da ifi ihm nichts recht
zu machenl And ich kann doch nichts dafür, daß ihm all
seine Lühnerviehcher tot gegangen sind!"
„Was hat denn das mit deinem Zeugnis zu tun?"
„Na, ich meine nur — weil er so brummig ist. — Die
Lühner waren so nett, wir haben sie immer gefüttert,
weißt du, er wohnt ja in der Nähe der Schule. — Viel-
leicht haben sie die städtische Marmelade nicht vertragen..."
„Euer Klaffenlehrer ist doch Dr. Mannskopf, nicht
wahr?" fragte die Mutter, die folgenschwere Fütterung
wohlweislich überg chend.
„Iawohl —"
„Lm — ich kenne die junge Frau, wir wohnten früher
mit ihren Eltern in einem Lause —"
Lans warf einen hoffnungsvollen Blick auf die mütter-
liche Grüblerfiirne und zog sich zufrieden zurück.
An einem Nachmittag der folgenden Woche bekam
Frau Erna Besuch. Ei ja, sie erinnerte fich gewiß der
Dame, die da kam, freilich war sie noch höhere Tochter
zur Zeit der einstigen Bekanntschaft, während jeht . .
„Ia, ja, das sind schon so 'n halbes Dutzend Jährchen
her. — Aber ich denke so oft noch an die reizenden Geburts-
tagsfeste, die Ihre lieben Eltern sür Sie gaben, Frau Erna!
Das war zu hübsch, all die netten jungen Mädchen in dem
Garten. — Sogar den Tag habe ich behalten, Ihr Geburts-
tag ist übermorgen, nicht wahr?"
„Ia, das ist er —" eine Wolke zog über Frau Ernas
Gestchtchen: sie dachte der toten Lühner, und daß sie nun
keinen Geburtstagskuchen backen konnte.
„Sehen Sie, dessen erinnerte ich mich, als mein Iunge
mir von dem Peche erzählte, das Sie mit Ihren Lühnern
hatten, liebe Frau Erna. — Sie glauben gar nicht, wie
die ganze Klaffe Ihren Gatten liebt, wie mein Lans be-
sonders sich über den Verlust der wertvollen Tiere auf-
regte! Denken Sie, er wollte sogar heimlich sammeln
und neue Lühner kaufen, aber das litt ich nicht, das könnte
doch falsch aufgefaßt werden, nicht wahr — weil der Iunge
nun mal kein glänzender Schüler ist. — Nein, von ihm
will ich auch gar nicht sprechen, ich habe bloß, weil ich an