40 Meggendorfer-Blätter, München
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SchWierige Sache — ,Meh' doch einmal auf das Gemeindeamt und schau, ob du
nicht eine Zulage für uns kriegst."
— „Geh' du doch. Mir als ,Dame ohne Llnterleib' geben sie
natürlich keine."
— „Na, mir als ,Afrikanischer Insektenfresser' erst recht nicht/'
Die Kassette
bringen, zu saaen, ich hätte kein Geld, oder einfach zu
schweigen und so zu tun, als hätte ich die Kleinigkeit ver-
gessen, wie das reichen Leuten manchmal so geht. And
doch muß ich einen Aufschub gewinnen. bis meine Tante
Alrike wieder da ist und in die Bresche springen wird, wie
man zu sagen pflsgt Ich muß etwas ersinnen, was die
ganze Familie Schneibke in schönes Vertrauen einhüllt.
einwickelt, einschnürt Mein Geist wird mich hoffentlich
auch diesmal nicht im Stich lassen. Eine Jdee babe ich
schon; noch schwebt sie ganz im Angewissen vor mir, aber
ich werde sie fassen, greifen, packen!"-
Einige Tage später kam Adam wieder an. „Also ich
habe sie gepackt" sagte er. „Nämlich die Idee. L>ier ist
sie." Damit setzte er ein Paket von mäßigem Amfang auf
den Tisch und sich selbst in einen Seffel, wie nach einer
Anstrengung tief Atem holend. „Es scheint eine Jdee von
ziemlichem Gewicht zu sein." meinte ich.
„Ich habe doch niemals ardere, Verehrtester," entgeg-
nete Adam und packte aus. Was aber schälte cr aus dem
verhüllenden Papier? Eine Kaffette, eine zur Aufnahme
von Geld, Edelsteinen und Wertpapieren bestimmte stählerne
Kaffette. Er lächelte wohlgefällig. „Nicht wahr, Sie
staunen, mich im Besitze eines Gegenstandes zu sehn, für
den gerade ich äußerst wenig Verwendung zu haben scheine.
Darin haben Sie recht, aber hoffen wir, daß noch Tage
kommen mögen, da dieser edle Behälter bis zum Platzen
mit Gold und Goldeswert gefüllt ist. Äaben Sie die Güte,
diese Kassette näher zu betrachten. Sie werden bemerken,
daß hier die geniale Erfindung des sogenannten Kom-
binationSschlosses in Anwendung gebracht ist. Vier Schei-
ben, jede mit sämtlichen Buchstaben des Alphabets ver-
sehen, müffen so gedreht werden, bis sich ein bestimmtes
Wort ergibt. Wohlan, diesen kleinen ,Sesam öffne dich'
stelle ich auf meinen Schreibtisch; er enthält mein Vermögen,
möge man anzunehmen belieben. Am Ecsten werde ich
Mama Schneibke um die Rechnung bitten. Sie wird sie
mir bringen. ,Einen Augenblick!' werde ich sagen, an die
Kassette gehn, und dann — ja dann, Verehrtester, werde
ich die L>and an die Stirn legen und murmeln: ,Ia, was
hatte ich docb nur — —- wie war das doch gleich-
zum Teufel, welches war denn das Wort?" — Aha, Ver-
ehrtester, Ihr bewährter Scharfsinn hat schon erraten, was
ich vorhabe. Natürlich werde ich das Wort vergessen
haben, das allein den Geldkasten öffnet; zerstreut und mir
literarischen Projekten beschäftigt, wie ich es gerade bin,
kann mir das schon passieren. O, Schneibkes werden das
begreifen; Echneibkes werden meinen Schmerz mitfühlen,
daß ich die Nechnung nicht auf der Stelle bezahlen kann,
obgleich mir die Mittel dazu durchaus nicht fehlen, nur
daß ein stählerner Kasten und ein vergeffenes Wort meme
zahlungrwillige L>and von diesen Mitteln trennen, Schneib-
kes werden ruhig warten, biS ich das Wort gefunden habe, —
dies aber, Verehrtester, wird natürltch nicht eher geschehn,
als bis meine Tante Alrike das geschickt hat, was Schneib-
kes eben im Kasten vermuten. Was sagen Sie, Verehr-
tester? Ich hätte die vierzig Mark, die diese kleine Kaffette
gekostet hat und die so ziemlich den letzten Rest meincr
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SchWierige Sache — ,Meh' doch einmal auf das Gemeindeamt und schau, ob du
nicht eine Zulage für uns kriegst."
— „Geh' du doch. Mir als ,Dame ohne Llnterleib' geben sie
natürlich keine."
— „Na, mir als ,Afrikanischer Insektenfresser' erst recht nicht/'
Die Kassette
bringen, zu saaen, ich hätte kein Geld, oder einfach zu
schweigen und so zu tun, als hätte ich die Kleinigkeit ver-
gessen, wie das reichen Leuten manchmal so geht. And
doch muß ich einen Aufschub gewinnen. bis meine Tante
Alrike wieder da ist und in die Bresche springen wird, wie
man zu sagen pflsgt Ich muß etwas ersinnen, was die
ganze Familie Schneibke in schönes Vertrauen einhüllt.
einwickelt, einschnürt Mein Geist wird mich hoffentlich
auch diesmal nicht im Stich lassen. Eine Jdee babe ich
schon; noch schwebt sie ganz im Angewissen vor mir, aber
ich werde sie fassen, greifen, packen!"-
Einige Tage später kam Adam wieder an. „Also ich
habe sie gepackt" sagte er. „Nämlich die Idee. L>ier ist
sie." Damit setzte er ein Paket von mäßigem Amfang auf
den Tisch und sich selbst in einen Seffel, wie nach einer
Anstrengung tief Atem holend. „Es scheint eine Jdee von
ziemlichem Gewicht zu sein." meinte ich.
„Ich habe doch niemals ardere, Verehrtester," entgeg-
nete Adam und packte aus. Was aber schälte cr aus dem
verhüllenden Papier? Eine Kaffette, eine zur Aufnahme
von Geld, Edelsteinen und Wertpapieren bestimmte stählerne
Kaffette. Er lächelte wohlgefällig. „Nicht wahr, Sie
staunen, mich im Besitze eines Gegenstandes zu sehn, für
den gerade ich äußerst wenig Verwendung zu haben scheine.
Darin haben Sie recht, aber hoffen wir, daß noch Tage
kommen mögen, da dieser edle Behälter bis zum Platzen
mit Gold und Goldeswert gefüllt ist. Äaben Sie die Güte,
diese Kassette näher zu betrachten. Sie werden bemerken,
daß hier die geniale Erfindung des sogenannten Kom-
binationSschlosses in Anwendung gebracht ist. Vier Schei-
ben, jede mit sämtlichen Buchstaben des Alphabets ver-
sehen, müffen so gedreht werden, bis sich ein bestimmtes
Wort ergibt. Wohlan, diesen kleinen ,Sesam öffne dich'
stelle ich auf meinen Schreibtisch; er enthält mein Vermögen,
möge man anzunehmen belieben. Am Ecsten werde ich
Mama Schneibke um die Rechnung bitten. Sie wird sie
mir bringen. ,Einen Augenblick!' werde ich sagen, an die
Kassette gehn, und dann — ja dann, Verehrtester, werde
ich die L>and an die Stirn legen und murmeln: ,Ia, was
hatte ich docb nur — —- wie war das doch gleich-
zum Teufel, welches war denn das Wort?" — Aha, Ver-
ehrtester, Ihr bewährter Scharfsinn hat schon erraten, was
ich vorhabe. Natürlich werde ich das Wort vergessen
haben, das allein den Geldkasten öffnet; zerstreut und mir
literarischen Projekten beschäftigt, wie ich es gerade bin,
kann mir das schon passieren. O, Schneibkes werden das
begreifen; Echneibkes werden meinen Schmerz mitfühlen,
daß ich die Nechnung nicht auf der Stelle bezahlen kann,
obgleich mir die Mittel dazu durchaus nicht fehlen, nur
daß ein stählerner Kasten und ein vergeffenes Wort meme
zahlungrwillige L>and von diesen Mitteln trennen, Schneib-
kes werden ruhig warten, biS ich das Wort gefunden habe, —
dies aber, Verehrtester, wird natürltch nicht eher geschehn,
als bis meine Tante Alrike das geschickt hat, was Schneib-
kes eben im Kasten vermuten. Was sagen Sie, Verehr-
tester? Ich hätte die vierzig Mark, die diese kleine Kaffette
gekostet hat und die so ziemlich den letzten Rest meincr