Zeitschrift für Hurnor und Kunst 53
Das Schwein
Und der brave Bürger träumt davon.
Das Bisonfleisch
Damit die Erde und die umliegenden Äimmelskörper
vor solchen Geschehnissen bewahrt bleiben, sorgt mein
Freund Georg dafür, daß seine Schwerarbeiter trotz der
Rationierung stets reichlich zu essen haben, so daß sie, aller
Nahrungssorgen ledig, ibre Gedanken auf ihre Täiigkeit
konzentrieren können. „Laßt drcke Männer um mich sein!"
ruft er mit Iulius Cäsar. Seine Schwerarbeiter sind keine
Männer; aber dafür ist er auch kein Iulius Cälar.
Mein Freund Georg kaust auf, was er bekommen kann,
Eßbares rwd Nichteßbares. Besonders das letztere. Denn
er ist und ißt nicht wählerisch. Er hat ein Motto: „Es
gibt nichls, was nicht schmackhaft gemacht werden kann
mit der richtigen Sauce. Die Zubereitung ist alles." Wenn
er in eine fremde Stadt kommt, in die ihn die fragwürdige
Offerte eines ebenso fragwürdigen Aufkäufers gelockt hat,
besucht er zuerst stets den zoologischen Garten. Dann wird
der schwarze Bär weiß vor Schrecken und das Nashorn
bekommt eine Gänsehaut. Sie wiffen, warum.
Mein Freund Georg ist ein anständiger Mensch. Wenn
ich in sein Kontor komme und gerade ein wildes exotisches
Tier bei ihm pfundweise zu Besuch ist, verfehlt er niemals,
mir einige Stücke anzubieten. Denn ich habe eine Frau
und sechs Töchter und eine Schwiegermutter, die zwar nur
zweimal im Iahre zu Besuch kommt, doch dann immer sechs
Monate dableibt.
Als ich zum letzten Male meinen Freund besuchte,
lagen auf seinem Schreibtisch einige g ößere Pakete. Zwei
von ihnen waren geöffnet und entbielten Fleisch. Das
Fleisch war sest und mit einer weißen Salzkruste umgeben.
An den Schnittflächen war es dunkelrot.
„Was ist das für Fleisch?"
„Nauchfleisch, mein Lieber. Siehst du das nicht? Soll ich
dir etwas abgeben? Es ist ausgezeichnet. Das Pfund
kostet 9 95 Mk."
„Ist es Rind- oder Schweinefleisch?"
Er schaute mich mitleidig an. „Es ist natürlich keines
von beiden, sondern Bisonfleisch. Aber prima prima Oua-
lität. Ich bekomme es direkt von Murjek. Wo die Bisons
zu Lause sind. Willst du es verjuchen?"
Ohne meine Antwort abzuwarten, nahm er sein Taschen-
meffer und begann zu schneiden. Nachdem er zwei Klingen
abgebrochen hatte, gab er den Versuch auf und wischte sich
die Stirn.
„In Murjek hobeln sie dünne Blättchen ab; so schmeckt
es am besten." Ich bedauerte, keinen Äobel bei mir zu
haben. Wenn ich wiederkomme, werde ich auch eine Dreh-
bank und einen Eisenbohrer mitbringen. Man kann nie-
mals wiffen, wozu man so etwas gebrauchen kann.
Die Schwerarbeiter im Nebensaale machten großen
Lärm. Sie sangen das Lied von der Rose und von der
Chose; fie sangen gut, und ich hätte ihnen gern gelauscht,
doch mein Freund Georg gönnte mir den Kunstgenuß nicht.
Er hatte ein Stemmeisen und einen Lammer geholt und
bearbeitete das Fleisch, als ob es ein Geldschrank und er
ein gewerbsmäßiger Einbrecher wäre. Endlich hatte er
zwei kleine Stücke abgeschlaqen, von denen er das eine mir
zuschob und das andere selbst in den Mund steckte.
„Koste einmal! Du hast so etwas noch nicht gegessen.
Bisonfleisch ist das feinste, was es gibt. Wenn der Krieg
vorbei und die Verkehrsverbältniffe wieder geregelte sind,
sind die Tage des Bison gezählt. Alle Welt wird nur
noch Bisonfleisch esien wollen."
Wir kauten und kauten, bis uns die Augen aus den
Löhlen quollen, und wir blaurot im Gesicht wurden.
„Der Geschmack ist ausgezeichnet; doch das Fleisch ist
nicht sehr weich. Die jungen Trere haben ein sehr zartes
Fleisch." Mein Freund Georg schnalzte mit der Zunge.
Ich machte ein ungläub'ges Gesicht. „Glbt es über-
haupt junge Bisons? Ich glaube, sie kommen als ihre
eigenen Argroßeltern auf die Welt."
Boshaft - „Ich babe auf dem Weg hierher 'n altes Weib
getroffen, glauben Sie, Lerr Förster, daß daS was bedeutet?"
- „Kann sein; vielleicht treffen Sie nun auch noch 'n Treiber."
Das Schwein
Und der brave Bürger träumt davon.
Das Bisonfleisch
Damit die Erde und die umliegenden Äimmelskörper
vor solchen Geschehnissen bewahrt bleiben, sorgt mein
Freund Georg dafür, daß seine Schwerarbeiter trotz der
Rationierung stets reichlich zu essen haben, so daß sie, aller
Nahrungssorgen ledig, ibre Gedanken auf ihre Täiigkeit
konzentrieren können. „Laßt drcke Männer um mich sein!"
ruft er mit Iulius Cäsar. Seine Schwerarbeiter sind keine
Männer; aber dafür ist er auch kein Iulius Cälar.
Mein Freund Georg kaust auf, was er bekommen kann,
Eßbares rwd Nichteßbares. Besonders das letztere. Denn
er ist und ißt nicht wählerisch. Er hat ein Motto: „Es
gibt nichls, was nicht schmackhaft gemacht werden kann
mit der richtigen Sauce. Die Zubereitung ist alles." Wenn
er in eine fremde Stadt kommt, in die ihn die fragwürdige
Offerte eines ebenso fragwürdigen Aufkäufers gelockt hat,
besucht er zuerst stets den zoologischen Garten. Dann wird
der schwarze Bär weiß vor Schrecken und das Nashorn
bekommt eine Gänsehaut. Sie wiffen, warum.
Mein Freund Georg ist ein anständiger Mensch. Wenn
ich in sein Kontor komme und gerade ein wildes exotisches
Tier bei ihm pfundweise zu Besuch ist, verfehlt er niemals,
mir einige Stücke anzubieten. Denn ich habe eine Frau
und sechs Töchter und eine Schwiegermutter, die zwar nur
zweimal im Iahre zu Besuch kommt, doch dann immer sechs
Monate dableibt.
Als ich zum letzten Male meinen Freund besuchte,
lagen auf seinem Schreibtisch einige g ößere Pakete. Zwei
von ihnen waren geöffnet und entbielten Fleisch. Das
Fleisch war sest und mit einer weißen Salzkruste umgeben.
An den Schnittflächen war es dunkelrot.
„Was ist das für Fleisch?"
„Nauchfleisch, mein Lieber. Siehst du das nicht? Soll ich
dir etwas abgeben? Es ist ausgezeichnet. Das Pfund
kostet 9 95 Mk."
„Ist es Rind- oder Schweinefleisch?"
Er schaute mich mitleidig an. „Es ist natürlich keines
von beiden, sondern Bisonfleisch. Aber prima prima Oua-
lität. Ich bekomme es direkt von Murjek. Wo die Bisons
zu Lause sind. Willst du es verjuchen?"
Ohne meine Antwort abzuwarten, nahm er sein Taschen-
meffer und begann zu schneiden. Nachdem er zwei Klingen
abgebrochen hatte, gab er den Versuch auf und wischte sich
die Stirn.
„In Murjek hobeln sie dünne Blättchen ab; so schmeckt
es am besten." Ich bedauerte, keinen Äobel bei mir zu
haben. Wenn ich wiederkomme, werde ich auch eine Dreh-
bank und einen Eisenbohrer mitbringen. Man kann nie-
mals wiffen, wozu man so etwas gebrauchen kann.
Die Schwerarbeiter im Nebensaale machten großen
Lärm. Sie sangen das Lied von der Rose und von der
Chose; fie sangen gut, und ich hätte ihnen gern gelauscht,
doch mein Freund Georg gönnte mir den Kunstgenuß nicht.
Er hatte ein Stemmeisen und einen Lammer geholt und
bearbeitete das Fleisch, als ob es ein Geldschrank und er
ein gewerbsmäßiger Einbrecher wäre. Endlich hatte er
zwei kleine Stücke abgeschlaqen, von denen er das eine mir
zuschob und das andere selbst in den Mund steckte.
„Koste einmal! Du hast so etwas noch nicht gegessen.
Bisonfleisch ist das feinste, was es gibt. Wenn der Krieg
vorbei und die Verkehrsverbältniffe wieder geregelte sind,
sind die Tage des Bison gezählt. Alle Welt wird nur
noch Bisonfleisch esien wollen."
Wir kauten und kauten, bis uns die Augen aus den
Löhlen quollen, und wir blaurot im Gesicht wurden.
„Der Geschmack ist ausgezeichnet; doch das Fleisch ist
nicht sehr weich. Die jungen Trere haben ein sehr zartes
Fleisch." Mein Freund Georg schnalzte mit der Zunge.
Ich machte ein ungläub'ges Gesicht. „Glbt es über-
haupt junge Bisons? Ich glaube, sie kommen als ihre
eigenen Argroßeltern auf die Welt."
Boshaft - „Ich babe auf dem Weg hierher 'n altes Weib
getroffen, glauben Sie, Lerr Förster, daß daS was bedeutet?"
- „Kann sein; vielleicht treffen Sie nun auch noch 'n Treiber."