Zeitschrift sür Humor und Kunst 55
Vornehmer
— „Warum nehmen wir denn die Droschke nicht, Albert? Sie ist doch frei."
— „Nee, — die. Leut' sollen grad' sehn, daß wir uns anständige Stiebel leisten können."
DaS Bisonfleisch
Der Witz war nicht neu. Aber mein Freund Georg
mußte trotzdem lachen, mußte so lachen, daß er einen ordent-
lichen Lachkrampf bekam und das Taschentuch vor den Mund
hielt. Als er ausgelacht hatte, brauchte er nicht mehr zu kauen.
„Der Geschmack ist brillant. Das wirst du nicht leug-
nen. Im übrigen kommt es nur auf die Zubereitung und
auf die Sauee an. Dann wird das Fleisch so weich, daß
es auf der Zunge zergeht. Doch man kann es auch. so
effen. Wie du fiehst, habe ich mein Stück aufgegeffen."
Ich hätte etwas darum gegeben, wenn das Fleisch auf
der Zunge zergangen wäre. Aber da es das nicht tun
wollte, trotzdem ich ihm sehr gut zuredete, fing auch ich
an, über meinen Witz zu lachen und nahm mein Taschentuch.
Als ich das Tuch wieder in die Tasche steckte, legte
mein Freund ein Paket auf die Wage. „Dtes hier sind
andertbalb Pfund. Es ist zwar etwas wenig. Doch für
eine Kostprobe mag es genügen. Später kannst du mehr
bekommen. Es kostet 14 Mk. 93. Du kannst es ja später
bezahlen. Ich muß jetzt in die Fabrik."
Bevor ich etwas entgegnen konnte, war ich schon
draußen und hatte das Paket in der Tasche.
Als ich nach Laus kam, legte ich das Mttgebrachte
auf den Tisch und sagte: „Rauchfleisch!"
Meine sechs Töchter umarmten mich stürmisch. Meine
teure Alma küßte mich, wie sie mich seit unseren Flitter-
wochen nicht mehr geküßt hatte. Zuletzt kam auch meine
Schwiegermutter und wollte mich in ihre Arme schließen.
Da ging ich in mein Arbeitszimmer und riegelte'mich ein.
Der Mensch muß nicht von allem haben.
Am nächsten Morgen telephonierte ich meinen Freund
an. Meine sechs Töchter hatten die Gesichter in rote
Tücher gehüllt; fie hatten verweinte Augen und geschwollene
Backen. Sie hatten vor Zahnschmerzen die ganze Nacht
nicht schlafen köunen. Meine teure Alma war beim Zahn-
arzt. Das neue Gebiß, für das ich 700 Mark schuldig ge-
blieben war, war mitten durchgebrochen. Ich werde den
Zahnarzt verklagen; ich will mein Geld wiederhaben.
Mein Freünd Georg war am Telephon sehr ungehalten.
„Zch habe dir vorher gesagt, daß die Zubereitung und
die Sauee die Lauptsache sind. Natürlich schmeckt das
Fleisch auch so brillant. Aber weich und zart wird es erst
durch die richtige Zubereitung. Du mußt es kochen lassen."
„Es kocht schon seit gestern abend bis heute mittag.
Es kocht auf einem Feuer, das genügen würde, um eine
ganze Büffelherde weich zu kochen. Es ist voch immer hart."
Mein Freund wurde immer ungehaltener.
„Dann mußt du eine Glasscherbe neben das Fleisch in
den Tops legen. Das tut man immer, wenn Fleisch nicht
gar werden will. Dann wird es sofort weich."
„Wir haben all unser Glasgeschirr zertrümmert und
das Fleisch in die Scherben eingewickelt. Die Scherben
werden bereits weich; aber das Fleisch bleibt hart."
„Dann zerkleinere das Fleisch mit dem Lackmeffer und
mache Lackfleisch davon! So schmeckt es am allerbesten.
And mache eine Zwiebelsauee dazu mit Einbrenne."
Vornehmer
— „Warum nehmen wir denn die Droschke nicht, Albert? Sie ist doch frei."
— „Nee, — die. Leut' sollen grad' sehn, daß wir uns anständige Stiebel leisten können."
DaS Bisonfleisch
Der Witz war nicht neu. Aber mein Freund Georg
mußte trotzdem lachen, mußte so lachen, daß er einen ordent-
lichen Lachkrampf bekam und das Taschentuch vor den Mund
hielt. Als er ausgelacht hatte, brauchte er nicht mehr zu kauen.
„Der Geschmack ist brillant. Das wirst du nicht leug-
nen. Im übrigen kommt es nur auf die Zubereitung und
auf die Sauee an. Dann wird das Fleisch so weich, daß
es auf der Zunge zergeht. Doch man kann es auch. so
effen. Wie du fiehst, habe ich mein Stück aufgegeffen."
Ich hätte etwas darum gegeben, wenn das Fleisch auf
der Zunge zergangen wäre. Aber da es das nicht tun
wollte, trotzdem ich ihm sehr gut zuredete, fing auch ich
an, über meinen Witz zu lachen und nahm mein Taschentuch.
Als ich das Tuch wieder in die Tasche steckte, legte
mein Freund ein Paket auf die Wage. „Dtes hier sind
andertbalb Pfund. Es ist zwar etwas wenig. Doch für
eine Kostprobe mag es genügen. Später kannst du mehr
bekommen. Es kostet 14 Mk. 93. Du kannst es ja später
bezahlen. Ich muß jetzt in die Fabrik."
Bevor ich etwas entgegnen konnte, war ich schon
draußen und hatte das Paket in der Tasche.
Als ich nach Laus kam, legte ich das Mttgebrachte
auf den Tisch und sagte: „Rauchfleisch!"
Meine sechs Töchter umarmten mich stürmisch. Meine
teure Alma küßte mich, wie sie mich seit unseren Flitter-
wochen nicht mehr geküßt hatte. Zuletzt kam auch meine
Schwiegermutter und wollte mich in ihre Arme schließen.
Da ging ich in mein Arbeitszimmer und riegelte'mich ein.
Der Mensch muß nicht von allem haben.
Am nächsten Morgen telephonierte ich meinen Freund
an. Meine sechs Töchter hatten die Gesichter in rote
Tücher gehüllt; fie hatten verweinte Augen und geschwollene
Backen. Sie hatten vor Zahnschmerzen die ganze Nacht
nicht schlafen köunen. Meine teure Alma war beim Zahn-
arzt. Das neue Gebiß, für das ich 700 Mark schuldig ge-
blieben war, war mitten durchgebrochen. Ich werde den
Zahnarzt verklagen; ich will mein Geld wiederhaben.
Mein Freünd Georg war am Telephon sehr ungehalten.
„Zch habe dir vorher gesagt, daß die Zubereitung und
die Sauee die Lauptsache sind. Natürlich schmeckt das
Fleisch auch so brillant. Aber weich und zart wird es erst
durch die richtige Zubereitung. Du mußt es kochen lassen."
„Es kocht schon seit gestern abend bis heute mittag.
Es kocht auf einem Feuer, das genügen würde, um eine
ganze Büffelherde weich zu kochen. Es ist voch immer hart."
Mein Freund wurde immer ungehaltener.
„Dann mußt du eine Glasscherbe neben das Fleisch in
den Tops legen. Das tut man immer, wenn Fleisch nicht
gar werden will. Dann wird es sofort weich."
„Wir haben all unser Glasgeschirr zertrümmert und
das Fleisch in die Scherben eingewickelt. Die Scherben
werden bereits weich; aber das Fleisch bleibt hart."
„Dann zerkleinere das Fleisch mit dem Lackmeffer und
mache Lackfleisch davon! So schmeckt es am allerbesten.
And mache eine Zwiebelsauee dazu mit Einbrenne."