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98 Meggendorfer-Blätter, München

Arsächlicher Zusammenhang

— „Merkwürdig.der Puls schlägtauf einmalso stark." — „Wenn der
Lerr Stabsarzt mal die Schwester nicht so dichte dran stehn ließenl"

Das Stärkere

Der Registrator Zademack hat kein Geld. Nun ja, er
bezieht sein Gehalt, aber was ist das! Leutzutage, wo die
Welt nur noch von der Bafis des Kriegsgewinners aus
genießbar erscheint, ist das eben kein Geld.

Zademack möchte aber wenigstens manchmal ein bißchen
Geld übrig haben. Deshalb kaust er sich hin und wieder
ein Lotterielos, — von der billigsten Sorte, zu einer Mark
das Stück. Aber er hat noch nie etwas gewonnen. Auf
der Straße geht er immer mit gesenktem Kopf, in der Loff-
nung, einmal eine Brieftasche mit beträchtlichem Inhalt zu
sinden, d'e er dann gegen ansehnlichen Finderlohn abgeben
lönnte. Aber er hat noch nie solch eine
Brieftasche gefunden, nur einmal eine
Geldbörse, die noch leerer war als
seine, denn es war nicht ein einziger
Pfennig darin. Llnd wenn auf ^die
Ergreifung eines Defraudanten oder
sonst eines Verbrechers eine Beloh-
nung ausgeseht ist. dann späht Zade-
mack - auf Brieftaschen kann er zu
solcher Zeit freilich nicht achten —
tagelang aus, ob er den Mann nicht
ausfindig machen kann. Aber er hat
noch nie einen Spitzbuben erwischt.

Als nun Zademack neultch in der
Zeitung las, daß dem Schleichhandel
jetzt aber wirklich ein Ende gemacht
werden joll, und deshalb — weil die
Behörden allein nicht dazu im Stande
sind - an Leute aus dem Publikum,
die Schleichhändler zur Anzeige
brächten, schöne Belohnungen gezahlt
werden würden, — da tat Zademack
einen Freudensprung. Na,jetztwürde
er wirklich einmal etwas extra ver-
dicnen. Oho, einen Schleichhändler
würde er schon kriegen, das konnte
nicht so schwer sein. Denn es gibt
ja so viele.

Zeden Abend trieb Zademack sich jctzt am Laupt-
bahnhof herum und paßte auf verdächtige Individuen
auf. !lnd neulich begegnete ihm wirklich ein Mensch,
den die bekannte innere Stimme ihm als Schleich-
händler bezeichnete. Es war ein ganz bieder aus-
sehender Mann, der einen schweren Rucksack auf dem
Buckel schleppte. Zademack heftete sich an die Sohlen
dieses Menschen. der übrigens Sohlenschoner hatte.
Es wurde eine weite Wanderung. Zademack wurde
ordentlich müde und war froh, als sein auserkorenes
Opfer in einer unbelebten Anlage auf einer Bank
zum Ausruhen sich niederließ. Ec setzte sich neben
den Mann. Sein durch Entbehrungen geschärfter
Geruchsinn glaubte dem Rucksack entftrömende Düfte
von ftark geräuchertem Speck wahrzunehmen. Na
also! Ietzt würde er dem Kerl nicht noch weiter nach.
laufen; sowie ein Schutzmann sich sehen ließe, würde
er die Feflnahme veranlassen. Zademacks gierige
Blicke streichelten den Rucksack.

Da tat der Fremde den Mund aus. „Sie, was
laufen Sie mir denn die ganze Zeit nach! Was
wollen Sie denn eigentlich?"

Zademack stammelte etwas von einem Spazier-
gang in der schönen Abendluft. Aber der Fremde
wollte das nicht gelten lassen. „Ach was, Spazier-
gang! Wer geht denn jetzt spazieren, — das macht
doch unnütz Appetit!"

Zademack bekam einen roten Kopf vor Verlegenheit.
Der Mann mit dem Rucksack begann ihn zu muftern, —
natürlich im bürgerlichen Sinne, nicht nach militärischer Art.
Er hatte barsch gesprochen und ein entsprechendes Gesicht
dazu gemacht, aber jetzt zeigte er ein gutmütiges Lächeln.
Ec nickte Zademack freundlich zu. „Na, Sie möchten am
Ende ein Psündchen Butter? Können Sie haben, weil
Sie's sind, — Sie tun mir nämlich leid, so mager, wie Sie
sind. !1nd von Jhnen nehm' ich auch bloß zehn Mark."
Zademack hatte noch fünfzehn Mark im Besitz. Als
er an diesem Abend nach Lause
kam, waren es nur noch fünf. Aber
dasür aß Zademack Butterbrot, viel
Butterbrot. !lnd wie ihm das
schmeckte! -on.

Jn Gedanken

Sackverständiger (im Wemverfäl-
schungsprozeß eine Probe des beanstandeten
Weines an die Lippen führend): „Na,
Prosit, meine Lerrenl"

Freiexeniplar

Polizift: „Zweimal haben S'schon
Straf' sür das Betreten dieses ver-
botenen Weges zahlen müfsen . . .
tgutmlltig) na, da können S' jetzt
einmal gratis 'nübergehn!"

Angefährlicher Besuch

Vermieterin (zum Fremden): „Lerr
Müller ist verreist! Eie haben gewiß
eine Nechnung?"

— „Nein, im Gegenteil . . ."

— „Dann will ich nochmal genau
nachsehen!"

Wer den Schaden hat . . .


„Au weh, jetzt is es aus mit dem Radeln."
— „Na, dann gehst du halt unter die Schieber."

Copyright 1918 by I. F. Schreiber
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Ursächlicher Zusammenhang; Wer den Schaden hat
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Inschrift/Wappen/Marken
Transkription
- "Merkwürdig, der Puls schlägt auf einmal so stark." - "Wenn der Herr Stabsarzt mal die Schwester nicht so dichte dran stehn ließen!"
Anbringungsort/Beschreibung
Bild 1: Bildunterschrift
Transkription
- "Au weh, jetzt is es aus mit dem Radeln." - "Na, dann gehst du halt unter die Schieber."
Anbringungsort/Beschreibung
Bild 2: Bildunterschrift

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Mukarovsky, J.
Schiedermair, Karl
Entstehungsdatum
um 1918
Entstehungsdatum (normiert)
1913 - 1923
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Krankenhaus
Arzt
Krankenschwester
Bett
Fahrrad

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2009-10-21 - 2009-10-21
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 115.1918, Nr. 1455 (14.11.1918), S. 98

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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