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Zeitschrift für Humor und Kunst 103

Toni

„Morge, Morge! " Von allen Seiten antwortet man
ihm: „Morgen, Toni, was machst du denn?" „Wosch i
moch? Sei kaufe will i, Sei kaufe, i wort auf mei Freind,
auf mei Freind!" Da entdecken mich seine suchenden Augen:
„Wosch, bischt scho do? hoscht gut g'schlofe, fei g'schlofe?
Gelt, 's schmeckt d'r, willscht nochher glei mit, glei mit?
Woge isch scho angespannt, konnscht glei mitkumme! Bischt
satt g'worre? Fresch, fresch, isch noch g'nung drausch
brauchscht nit z'hung're, sollscht gut lebe bei mir, gut lebe!"

Meine Mahlzeit war beendet. Toni war überall zu
finden, bald hier, bald dort, aber nirgends hielt er sich auf.
Einige Worte nur und weg war er. Lebhaft kam er auf
mich zu: „Nauchscht, rauchschst a Zigarett'n, a Zigarett'n?
Wilscht a Zigarr'n, Zigarr'n? Bei mir konnscht olles hob'n,
konnscht alles hob'n!" „Ia, bitte ein paar Zigaretten, damit
ich unterwegs 'was zu rauchen habe!" „Wosch unnerwegsch
z' rauche? Freili, freili, konnscht a ganz' Kischt'n mitnemme,
sollscht gut lebe bei mir! Resi, Rest, bring' a Kischt'n
Zigaretl'n for d' Emil zum Mitnemme, ober glei, glei, m'r
bobe ka Zeit nit, ka Zeit, wolle Sei kaufe geh', glei bringscht
Zigarette!" Da kam Resi auch schon damit an. „Loscht
olles, hoscht olles? Dann kumm, kumm, dosch m'r fortkumme,
fortkumme!" Rucks! war er verschwunden. „Werd' spät
kumme heut', Alti, Alti, spät werd' i kumme, dasch waascht,
dasch waascht!" „Toni, trink nicht soviel und jag^ nicht so
arg!" „Sa stad, Alti, Alti, werd' scho z'rechtkumme,
z'rechtkumme!" Kaum hatte ich den Wagen bestiegen und
mich an seine Seite gesetzt, da begann auch schon auf sein
Geheiß die Fahrt.

In schlankem Trabe legten wir den Weg bis ins nächste
Dorf zurück. Vor einem Bauernhofe halt gemacht, sprang
Toni vom Wagen und marschierte schnurfiracks auf die
Laustür zu. Ein altes Mütterchen kam ihm entgegen, ich
folgte Toni in kurzer Entfernung. „Sogt, hobt Ihr Sei,
fette Sei z' verkaufe, fette Sei?" „Io, aans ha'n mir!"
„Loscht sehe, loscht sehe!" Die Frau öffnete die Tür des
Stalles und ließ das Schwein in den Lof hinaus. MLt
Kennermiene und einer bewunderungswürdigen Sackkennt-
nis hatte Toni schcn gesehen, was mit dem Tier los war.
Von Tonis schallender Stimme angelockt, kam plötzlich auch
der alre Bauer zum Vorschein. Er wurde von Toni gleich
empfangen: „Dös kauf t, dös kauf i, wosch willscht hobe,

Im Brettl

— „Es zieht hier ganz gewaltig, wenn
ich nur wüßte, woher das kommt?"

— „Von der Bühne sicher nicht."

— „Bedenke, Klara, daß Exzellenz mich protegieren kann,
und halte heute mal mit deinen emanzipierten Ansichten
zurück."

— „Lieber Bruder, warum soll ich mich deines Vorwärts-
kommens wegen dumm stellen? Da stelle du dich doch klug."

wosch willscht hobe?" „I verkauf noch G'wicht!" „Wosch,
noch G'wicht? Dös sog i dir, d' Sau hot nit meh' wie
150Pfund!" Sachte besühlte er dem Schwein den Rücken,
um die Festigkeit des Fleisches zu prüfen. „Kaufscht nit
noch G'wicht, bteibt d' Sau do!" „Behalt dei Sau, behalt
dei Sau, i kauf s' nit, i kauf s' nit!" Dreht sich um und
entfernt sich, ohne den Landel abzuschließen. Ein Schwung!

Da saß er wieder auf dem Bock, geschwind war
ich oben, und weiter gings ins Dorf hinein.

Ein Wirtshausschild winkte am Wege.
„Lalt, mei Freind muß i b suche, muß i b'suche,
do trinke mir a Wein!" Rucks! hielt der
Wagen, Toni runter und ins Laus hinein:
dies alles mit einer Behendigkeit, die nur
seinem lebhaften Temperament eigen war.
Ich beeilte mich, ihm zu solgen. „Grüß Gott,
Grüß Gott, Dirnd't, Grüß Gott, Dirnd'L, isch
Vota z' Laus?" „Na, nachmittag kummt r'
haam!" „Sog', Dirnd'l, bisch hübsch worr'n,
sauber schaugst aus, bring a Wein, glei bring
Wein, Durscht ha'n m'r, Durscht ha'n m'r!"
Und Toni spendierte lustig drauf los, war
überhaupt in bester Stimmung und trank, was
das Zeug halten wollte. Ermahnungen halfen
bei ihm nichts, wie ich allmählich merkte.

Auf der Schwelle erschien ein neuer Gast.
„Wosch, d' Toni isch do? Grüß Gott, Toni,
wosch mochscht?" „Grüß Gott, Franz, wosch
i moch? Sei kaufe moch i, Sei kaufe!" „Dös
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Bedenke, Klara; Im Brettl
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Inschrift/Wappen/Marken
Transkription
- "Bedenke, Klara, daß Exzellenz mich protegieren kann, und halte heute mal mit deinen emanzipierten Ansichten zurück." - "Lieber Bruder, warum soll ich mich deines Vorwärtskommens wegen dumm stellen? Da stelle du dich doch klug."
Anbringungsort/Beschreibung
Bild 1: Bildunterschrift
Transkription
- "Es zieht hier ganz gewaltig, wenn ich nur wüßte, woher das kommt?" - "Von der Bühne sicher nicht."
Anbringungsort/Beschreibung
Bild 2: Bildunterschrift

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Nunes, Emmérico
Frank, Hugo
Entstehungsdatum
um 1918; 1918
Entstehungsdatum (normiert)
1913 - 1923
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Bruder
Schwester
Partnerschaft
Anrede
Emanzipation
Bühne

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2009-10-21 - 2009-10-21
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 115.1918, Nr. 1455 (14.11.1918), S. 103

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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