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180 0000<>0<X><><><>Q Meggendorfer-Blätter, München <XXXXX>0<><><><>^

— „Aber Kind, willst du wohl keinen Schnee effen, du wirst ja krank!"

— „Tue ich doch auch nichl, ich zuckele doch bloß den Sast raus!"

Die Socken

was von deiner L>and starnmt."

„Vielleicht ein Paar Socken?"

„Gewiß, Tante. Ein Paar
Socken würden mich sehr er°
freuen. Socken kann man immer
brauchen."

„And welche Farbe ziehst du
denn vor?"

„Wenn ich die Wahl haben
kann, Tante, die schwarze."

AmWeihnachtsabend erhielt
ich dann von Tante drei Paar
selbstgestrickte Socken.

Rosenrot.

„Weißt du, lieber Iunge,"
bemerkte fie dazu, „ich hätte dir
gerne schwarze gestrickt, aber die
schwarze Wolle greift meine Au- >
gen zu sehr an. Ich kann die
Maschen nicht mehr sehen."

„Schon gut, liebe Tante," gab
ich dann zurück, „die rosenroten
sind mir ebenso angenehm."

Im Laufe der Zeit kam ich so
zu einer recht stattlichen Anzahl
rosenroter Socken, aber mitt-
lerweile waren auch die Augen
meiner Tante immer schwächer
geworden, und als heuer das Ge-
spräch auf das Weihnachtsfest
kam, sagte fie: „Mtt dem Selber-
stricken wird es nun nichts mehr
sein. Aber deine Socken sollst du
dennoch haben. Es ist einmal
eine liebe Gewohnheit von mir
geworden und ich will nicht davon
abgehen. Ich weiß ein solides
Geschäst, wo ich anständig be-
dient werde. Nicht wahr, die
schwarze Farbe ziehst du vor?"

„Iawohl, Tante, wenn es
sein kann."

And am Weihnachtsabend
erhielt ich die obligaten drei
Paar Socken.

Rosenrote. s. A. sennig

Das Gefchenk, das auf den Finger paffen sollte

Von Peter Robinson

An vielen Dingen ist bekanntlich das Beste die Vor-
freude, die man in der Aussicht genießt, daß man fie be-
kommen soll. Nachher, wenn es endlich so weit ist, gibt
es oft doch rechte Enttäuschungen, und mancher will es davn
gar nicht eingestehn, daß er sich vorher so sehr gefreut hat.
So ist es zum Beispiel den Leuten ergangen, die sich früher
einmal auf tüchtigen Krieg gefreut und immer darauf ge°
wartet haben, daß ihre Vorfreude am Erhofften in die
Freude am wirklich Erlangten sich verwandeln sollte. Später,
als ihre Vorfreude als höchst unberechtigt sich erwies, haben
sie einfach geleugnet, sich überhaupt gefreut zu haben. O nein,
sie wollen es nicht gewesen sein.

Man kann eben bei den Vorfreuden nie wiffen, ob sie
sich auch bewähren werden. Nehmen wir einmal an, wir
wären noch gar nicht auf der Erde geboren, sondern wohnten
noch auf irgend einem andern Stern, und es wäre uns
mitgeteilt worden, daß wir einmal aus diesem Planeten
hier aufzutreten und ein Leben auf ihm abzuwickeln hätten.
O, dann könnten wir es vielleicht kaum erwarten, auf die

Erde zu kommen. Wir^würden ungeduldig dasitzen, auf
dem andern Stern nämlich, mit sehnsüchtigen Augen auf
die ferne Erde gucken und meinen: „Ach, wie schön muß
es doch auf jenem netten kleinen Stern sein! Wie freuen
wir uns, daß wir dahin kommen dürfenl Wenn es doch
nur erst so weit wäre!" — Wenn wir dann aber auf diese
Erde kommen würden, — ja, dann würde uns bald anders
zu Mute werden. Die erste Zeit würde es ja am Ende
noch angehn, aber dann kämen die Verdrießlichkeiten. Schon
in der Schule würden wir uns wundern, daß wir auf dem
andern Stern gar so ungeduldig waren, aber wenn wir
dann vielleicht in die Kaserne müßten und zu einem Anter-
offizier kämen, der sich den Teufel darum kümmerte, daß wir
von dieser Erde Freude erwartet haben, — ja, dann würden
wir sagen: „Na, wir sind rechte Esel gewesen, daß wir uns so
sehr gefreut haben. Aber wer konnte sich so etwas denken!"

Peinliche Enttäuschungen gibt es auch bei Geschenken,
besonders wenn das Geschenk keine völlige Aeberraschung
ist, sondern vorher mehr oder minder verschleiert angekündigt
wurde. So ist es auch Fräulein Meta Lanke ergangen, als
ihr der Doktor Albert Schmittchen das Weihnachtsgeschenk
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Aber Kind
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Inschrift/Wappen/Marken
Transkription
- "Aber Kind, willst du wohl keinen Schnee essen, du wirst ja krank!" - "Tue ich doch auch nicht, ich zuckele doch bloß den Saft raus!"
Anbringungsort/Beschreibung
Bildunterschrift

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Mukarovsky, J.
Entstehungsdatum
um 1918
Entstehungsdatum (normiert)
1913 - 1923
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Schnee
Winter
Kind
Mutter
Haus
Hut
Mantel

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2009-10-21 - 2009-10-21
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 115.1918, Nr. 1460 (19.12.1918), S. 180

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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