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<XX>>(>(>Q-<X>(X Zeitschrist sür Humor und Kunst <>>oxxxxxx^ 181

Das Geschenk, das auf den Finger
paffen sollte

überreichte, das in einer an-
nmligen und gefälligen Art et-
wa s echs Wochen vorher ihr an-
zukündigen er sich erlaubt hatte.

Aeber diese Ankündigung
ist solgendes zu berichten:

Frau Lanke, nämlich Fräu-
lein Metas Mutter, war in
das Wohnzimmer gekommen,
wo Fräulein Meta dem zum
Abendeffen geladenen Gast,
dem Doktor Albert Schmitt-
chen, der sich etwas frühzeitig
eingestellt hatte, gerade einige
Familienphotographien zeigte.

Frau Lanke hatte auch etwas
sehr Schönes zu zeigen, näm-
lich drei große Pakete der
prächtigsten Weihnachtskerzen,
die sie eben bekommen hatte,
und die etwas Seltenes waren,
denn man befand sich im Ro-
vember des Iahres 1917.

Doktor Schmittchen bewun-
derte die Kerzen gebührend und
gratulierte Frau Lanke zu die-
ser angenehmen Erwerbung.

„Nun, Lerr Doktor," sagte
Frau Äanke, „Sie werden doch
auch dabei sein, wenn die Ker-
zen am Baum brennen. Wir
rechnen ganz bestimmt darauf."

Doktor Schmittchen wurde

ein bißchen rot und wollte auf die freundliche Einladung
antworten. Aber das ging bei ihm nicht so schnell, und
ehe er den Mund aufmachen konnte, war Frau Lanke schon
wieder aus dem Zimmer hinaus. Sie hatte keine Zeit.
Der Mann, der die Kerzen gebracht hatte, saß noch in der
Küche, — mit einem großen Koffer, in dem er noch aller-
hand andere Sachen hatte, die für Frau Lanke bestimmt
waren und die beinahe wichtiger waren als die Kerzen.
Doktor Schmittchen wandte sich nun an Fräulein Meta.
„Eine so liebenswürdige Einladung macht mich natürlich
sehr glücklich. Aber in dieser harten Zeit mit all den häus-
lichen Schwierigkeiten wäre es vielleicht rücksichtslos, gerade
am Weihnachts-
abend zu Gaste zu
kommen."

Fräulein Meta
brauchte nicht so
lange Zeit wie Dok-
tor Schmittchen zu
einer Antwort; sie
wußte immer, was
sie sagen wollte.

„Ach was — harte
Zeit! Für uns ist
sie noch gar nicht
hart. And häusliche
Schwierigkeiten, —
nun, wir haben doch
Beziehungen."

Doktor Schmitt-

chen hatte aber doch noch ein
Bedenken. „Und dann, — als
Fremder stört man doch eigent-
lich am Weihnachtsabend."

Fräulein Meta sah, mit
frischem und rundem Gestcht,
den Doktor resolut an. „Na,
so fremd sind Sie doch bei uns
eigentlich nicht. Wir kennen
uns doch schon ganz gut.
Fühlen Sie sich denn nicht
ganz wohl bei uns?"

„O, was das anbetrifft — "
begann Doktor Schmittchen
und machte dann Gedanken-
striche in seiner Nede.

Fräulein Meta war mit
diesen Gedankenstrichen ganz
zufrieden; sie schienen ihr ganz
das zu sagen, was sie erwarten
zu können glaubte. Auf Ge-
dankenstriche aber braucht man
keine Antwort zu geben, und
so schwieg sie und sah auf ihre
blank polierten Fingernägel
herab. Doktor Schmittchen
folgte diestm Blick, und da
glitt plötzlich ein freudiges
Lächeln über sein Gesicht, so,
als wäre ihm etwas Gutes
eingefallen, das ihn aus einer
gewiffen Verlegenheit befreite.
Er suchte wieder nach Worten
und sagte dann wieder etwas
stockend: „Ich werde also so
frei sein, mich am Weihnachtsabend einzustellen. Aber
dann müffen Sie es auch nicht für zudringlich halten, gnä-
diges Fräulein, wenn ich mir erlauben werde, Zhnen ein
kleines Präsent unter den Baum zu legen."

„Das dürfen Sie," erklärte Fräulein Meta bestimmt.
„Ich weiß etwas, das Ihnen vielleicht gefallen dürfte,"
fuhr Dvktor Schmittchen mit einem kleinen listigen Blick fort.
„Na na, verraten Sie es nur nicht jetzt schon."

„Za, das ist eben eine Schwierigkeit. Es handelt sich
nämlich darum —" Doktor Schmittchen wußte nicht recht,
wie er weiter erklären sollte. Dann aber beugte er sich
entschlossen vor und sah Fräulein Metas rechte Land an,

die fie auf die Tisch-
kante gelegt hatte.
„Erlauben Sie, gnä
diges Fräulein, —
meinkleinesPräsent
muß dock die richtige
Größe haben."

„O Gott!" rief
Fräulein Meta und
wurde rot; sie schien
aber recht vergnügt
zu sein. „Za, wenn's
nicht anders sein
kann." Dabei hielt
sie Doktor Schmitt-
chen die Land hin,
und es war ficher
kein Zufall, daß sie

r.I-! ^

Schriftstellerische Technik

— „Zu blöde ist das! Da habe ich einen Satz
angefangen: ,Nach dem bekannten Wort des Dich-
ters —' und jetzt kann ich kein paffendes Zitat finden."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Schriftstellerische Technik; Der gestiefelte Kater
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Inschrift/Wappen/Marken
Transkription
- "Zu blöde ist das! Da habe ich einen Satz angefangen: 'Nach dem bekannten Wort des Dichters -' und jetzt kann ich kein passendes Zitat finden."
Anbringungsort/Beschreibung
Bildunterschrift
Transkription
Der gestiefelte Kater.
Anbringungsort/Beschreibung
Bildüberschrift

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Nunes, Emmérico
Ade, Mathilde
Entstehungsdatum
um 1918
Entstehungsdatum (normiert)
1913 - 1923
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Schriftsteller
Schreibtisch
Stuhl
Buch
Zitat
Katze
Märchen
König
Prinzessin
Diener
Sklave
Schwarzenbild
Scherenschnitt

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2009-10-21 - 2009-10-21
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 115.1918, Nr. 1460 (19.12.1918), S. 181

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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