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V

196

Meggendorfer-Blätter, Münche«

Die Wunderlampe

Eine Silvestergeschichte von

Peter Robinson

„So wurde also Alaeddin
von der Verfolgung derbeiden
verbrüdertenZauberer befreit.

Wenige Iahre darauf starb
der Sultan in hohem Alter.

Da er keine männlichen Ngch-
kommen hinterließ, folgte ihm
die Drinzessin Bedrulbudur
als gesetzmäßige Erbin auf
dem Throne nach und teilte
ihre Lerrschaft mit Alaeddin.

Sie regierten miteinander
viele Iahre und hinterließen
eine berühmte Nachkommen-
schaft." -

Ia, so endet die wohl
jedem bekannte schöne Ge-
schichte von derWunderlampe.

Was dann später aus dieser
koftbaren Lampe geworden
ist, ob noch einmal jemand
Gebrauch von ihrer zauber-
ischen Kraft gemacht hat, und
wo sie schließlich geblieben
sein mag, — davon hat Sche-
hersad nichts erzählt. Wenn
aber ein gewisser Äerr Iakob
Salzberger nicht gelogen hat,
so hat kein anderer als er
selbst jene uralte Lampe eine
Reihe von Iahren in seinem
Besitz gehabt, ohne daß er
eine Ahnung von der mit ihr
verknüpsten Macht hatte, bis
er ganz zufällig in der Sil-
vesternacht des Iahres 1917
hinter das Geheimnis kam

und den sogenannten Geist _

der Lampe eine Probe seines Könnens ablegen ließ. Einen
Tag später freilich ging Salzberger bedauerlicherweise
der Lampe verlustig, so daß sich die Wahrheit seiner Be-
hauptung nicht mehr nachprüfen läßt. Iakob Salzberger
ist ein wohlhabender Rentner und Lausbesitzer von guter
Allgemeinbildung, ist zweimal Schöffe und einmal Ge-
schworener gewesen, verwaltet vier Vormundschaften, gehört
einem Wohltätigkeits-, einem Kanarienvogelzucht- und einem
Angelverein an und hat vor allen Dingen keine Kriegs
geschäste gemacht, besitzt also alle Qualitäten eines vertrauens-
würdigen Bürgers. Andererseits freilich darf nicht über-
sehen werden, daß Salzberger die Geschichte, die er mit
der Lampe erlebt haben will, nur seinem kleinen Reffen
erzählt hat, der ste ein paar Kameraden in der Schule mtt-
teilte, wodurch fie dann uns zu Ohren gekommen ist, und
daß Salzberger diesem Neffen schon manchmal etwas aus
Spaß vorgeschwindelt hat.

Die Lauptfrage ist jedenfalls: liegt Veranlaffung vor,
zu glauben, daß Salzberger in den Besitz der Wunderlampe
gekommen sein kann? Diese Frage ist zweifellos zu bejahen,
und zwar aus folgenden Gründen. Alaeddin folgte, wie
Schehersad angibt, seinem Schwiegervater auf dem Thron,
und dieser war ein König in Chtna gewesen. Das muß
also zu jener Zeit gewesen sein, als in China noch mehrere

selbständige Reiche nebenein-
ander bestanden, denn in einer
gewissen Epoche hatte ja fast
jede jetzige Provinz dort
ihren eigenen unabhängigen
Lerrscher. Mit dem Aus-
kommen eines einzigen Kai-
sers verloren die kleineren
Fürsten ihre Throne und
gleichzeitig auch — das war
damals eben nicht anders —
ihre mehr oder minder ge
füllten Schatzkammern. So
wird es auch dem letzten
Regenten aus Alaeddins
Nachkommenschaft ergangen
sein; seine Schätze fielen dem
Kaiserhause anheim und da-
runter auch die Lampe, deren
Zauberkraft inzwischen wohl
in Vergessenheit geraten war.
Denn es werden ja immer
nur die jeweils regierenden
Lerren darum gewußt haben,
und wenn nun einer von
denen einmal plötzlich umge-
bracht worden ist, hat er eben
keine Zeit gehabt, seinem
Nachfolger das Geheimnis
mitzuteilen. Kurz und gut:
die Lampe ist also ganz sicher
schließlich in den kaiserlichen
Palast zu Peking gekommen.

Wer aber ist, viele, viele
Iahre später, auch in den
kaiserlichen Palast zu Peking
gekommen? Wilhelm Kraus
bart, ein Neffe des Lerrn
Iakob Salzberger. Der hat
als Anteroffizier die große
Chinaexpedition mitgemacht,
und als er wieder zurückkam, brachte er seinem Onkel als
Andenken aus China eine Porzellantasse, einen kleinen
Elefanten aus Ebenholz und ein kupfernes Oellämpchen
mit; er hatte die Sachen selbst im Kaiserpalast zu Peking
eingesteckt. Nun, dabei wird wohl niemand etwas finden;
das haben noch manche andern getan. Sonst, in Europa,
nehmen die Soldaten aus feindlichen Ländern natürlich
nichts mit, das wäre ja noch schöner; aber in China kommt
es nicht so genau darauf an. Wilhelm Krausbart hat
übrigens auch gesagt, er hätte die Sachen gern bezahlt,
aber es wäre gerade niemand da gewesen, das Geld in
Empfang zu nehmen. —

Onkcl Salzberger freute sich sehr über die Geschenke
seines Neffen und sagle ihm, er wäre ein tüchtiger Kerl.
Die Tüchtigkeit sah er aber natürlich darin, daß der junge
Mann die Chinaexpedition mitgemacht hatte, nicht etwa
darin, daß er auf der Reise die schönen Dinge erwischt
hatte. Den kleinen Elefanten stellte Salzberger auf seinen
Schreibtisch, das kupferne Lämpchen auf den Rauchtisch,
und die Tasse kam zu ähnlichen Raritäten in den Glas-
schrank. Nach einem Iahre zerbrach die Wirtschafterin
— Iakob Salzberger ist unvermählt — die Taffe, als sie
sich einmal dazu entschlossen hatte, sie säubern zu wollen. Das
Lämpchen berührte sie niemals, denn das war ja aus solidem

Stostseufzer — „So ftark wie dieser Athlet

möchte ich auch sein."

— „So, warum denn?"

— „Weil meine Frau auch immer
auf den Länden getragen sein will."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Stoßseufzer
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Inschrift/Wappen/Marken
Transkription
- "So stark wie dieser Athlet möchte ich auch sein." - "So, warum denn?" - "Weil meine Frau auch immer auf den Händen getragen sein will."
Anbringungsort/Beschreibung
Bildunterschrift

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Nunes, Emmérico
Entstehungsdatum
um 1918
Entstehungsdatum (normiert)
1913 - 1923
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Sportler
Bühne
Bewunderung
Muskelkraft
Orchester
Varieté

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2009-10-21 - 2009-10-21
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 115.1918, Nr. 1461 (26.12.1918), S. 196
 
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