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Zeitschrift für Humor und Kunst 119

kaftpfltcht.Versichsrung

ist und das nicht glauben will, kann sich ja bei eincm Sprach-
gelehrten erkundigen.

Quick benahm fich zunächst wie alle jungen Äunde. Das
Dienstmädchen — die Auguste war natttrlich schon lange fort,
sonst wäre sie ja nicht der Normaltypus eines Dienstmäd-
chens gewesen; jeht war eine Anna dort — mußte oft mit
dem Wischtuch erscheinen, was sie zu kräftigen Ausdrücken
veranlaßte, von denen „Mistvieh" noch der sanftcste war.
Besonders oft crgab sich diese Notwendigkeit bei Negen-
welter. Dann hatte Quick nämlich gar keine Lust, auf die
Straße zu gehn. Außerdem knabberte cr gern, — in dem
ihrn von der Natur diktierten Bestreben, seine Zähne zu
recht kräftigen Instrumenten zu entwickeln. Der Leran-
bildung dieser Instrumente fielen einige wollene Decken,
verschiedene Tischbeine, besonders aber Stiefel zum Opfer.
Quick hatte es bald heraus, wo die Stiefel aufbewahrt wurden;
ständig hielt er sich in der Nähe des Stiefelschranks auf,
bis die Anna doch einmal die Tür aufließ. Dann nahm
er fich, was er brauchte, einen Stiefel oder, bei großem
Tatendrang, auch gleich zwei, in diesem Fall aber nicht die
zu einem Paar zusammengehörenden, sondern zwei ver-
schiedene, so daß der Schaden größer wurde. Aber das
konnte Quick nicht wissen; er hatte ja überhaupt keine
Ahnung, daß er Schaden anrichtete. Sonst hätte er diese
kebungen nalürlich unterlassen, denn ein Lund tst anständig
und freut sich nicht darttber, wenn er Schaden verursacht
hat. Menschen aber haben oft großes Vergnügen daran.

Molkcnbuhrs nahmen die durch Quick verursachten
kleinen Zerstörungen als unvermeidlich hin. Nach einigen
Monaten aber, als Quick schon für erwachsen und majorenn
gelten konnte, unterließ er zwar diese jugendlichen Torheiten,
kehrte aber dafür immer mehr die bei der vortrefflichen
Rasse der Foxterriers besonders ausgeprägte Eigenschaft
des Mutes hervor. Mut ist etwas sehr Schönes, wenn er
zwcckentsprechend angewendet wird, wie zum Beispiel bei
einem Soldaten, der zum Angriff vorgeht. Quick war aber
kein Soldat und ging doch sehr oft mit großem Mut zu
einem Angriff vor. Regelmäßig tat er das, wenn er einen
Radfahrer erblickte. Zweimal kamen Lcute, die sich in der

Der Linsieöelmann

Der Küinmel ist das Wahre, Lr wirkt üirekt nach innen

Des Lebens bester Tcost.
Balö leg' ich auf üie Bahre
lNein altes Haupt bemoost.

Drum, sag ich, muß ich's
wissen,

Jch hab' es ausprobiert,-
Bon allerhanü Genüssen
Der Vorzug ihm gebührt.

Mit sanfter Lnergie
Unü stimmt tes Nenschen
Sinnen

Auf inn're Harmonie.

Unü -as ist mein Gewerbe.
Was gilt mir Politur?
2ch lebe ja un- sterbe
Dem innern rNenschen nur.


^lnangenehm

Schusterjunge: „Der Lerr Meister läßt schön
grüßen und schickt hier die neuen Stiefel für
die Dame ohne Anterleibl" — — — — — —

Quick so unsympathischen Art forlbewegten, bei solchem An-
griff zu Fall: ein Bäckerjunge, der dabei die Lenkstange
seines Rades zcrbrach, und ein Telegraphenbole, der sich
den linke» Ellbogen blutig schlug. Lerr Molkenbuhr bezahlte
zehn Mark für die Lenkstange und fünf für den
Ellbogen. Das war ganz richtig bemessen,
denn der Ellbogen heilte von selbst wieder, für die
' Lenlstange aber mußte Ersah beschafft werden.
Befonders feindselig aber begegnete Quick dem
Mann, der die für das Dienstmädchen Anna
zu zahlenden Krankenkassenbeiträge einkassteren
kam. Eigentlich hatte er ja recht damit, denn
die Krankenkasse verlangte hohe Beiträge,wollte
aber nie viel leisten, wenn jemand krank wurde.
Trotzdem hälte Quick seinen Laß nicht so weit
gehen lassen sollen, daß er dem Krankenkassen-
mann eines Tages die Lose zerriß. Lerr
Molkenbuhr mußte dreißig Mark für die Lose
bezahlen. Soviel verlangte der Mann, er war
so teuer, wie seine Krankenkasse. Lierauf kaufte
Lerr Moikenbuhr sich eine Lundepeitsche und
er zog mit jener Konsequenz, die man als
eisern bezeichnet, feinen Lund Quick zur Milde
und Duldsamkeit. And wirklich, nach einem
Monat schien Quick ein ganz braver Lund
geworden zu sein.

Nun hat aber ein Foxterrier eine gewisse
Aehnlichkeit mit einem zwischen Staatc» ab-
geschlossenen Bertrag: man kann sich nicht auf
 
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