Auskunft — „Entschuldigen Sie — komme ich von
— „Warum denn net — bal s' hingehn,
Der erste Brief an ihn
Darf ich mich trauen? Soll ich's wagen?
Schick' ich ihm wirklich, was ich schrieb?
Er wird schon ungeduldig fragen,
Warum er ohne Antwort blieb»
Da er in Liebe mir so viele,
So gute Worte gleich gesandt,
Eh' er an seinem Reiseziele
Noch einen Tag ;ur Ruhe fand.
2hm mag das Schreiben leicht wohl gehen.
Er ist ja klug, hat viel gelernt
llnü manches Neue jetzt gesehen.
Auch daß er nun, so weit entfernt,
Nach mir verspürt ein rechtes Bangen
Und kaum -ie Sehnsucht zwingen kann, —
Das gar so rund heraus ;u sagen,
2e nun, das steht dem Mann wohl an.
2ch Mädchen aber — ach, wie brächte
2ch all mein Fühlen auf's Papier?
Selbst wenn ich mich nicht schämen möchte, —
Zu dumm schien es geschrieben mir.
2a, wär' er hier, — mit meinen Blicken,
Dem Druck der Hand, üer so viel spricht,
Bermöcht' ich alles aus;udrücken, —
Doch schreiben kann ich so was nicht.
Soll ich den Brief nun wirklich schließen?
Db ich ihn nicht verbessern muß?
2ch weiß: grad' hier, bei meinen Grüßen,
Geb' ich üem Brief noch einen Äuß.
Den spürt er dann gewiß beim Lesen
Und sieht die Worte nicht so an.
Db nicht mein Brief ;u dumm gewesen, —
Irag' ich ihn, ist er erst mein Mann.
Ein geeigneter ländlicher
Hilfsarbeiter
Als Korbinian Dachsinger,
Großbauer in Lucklfing, neulich
in der Stadt ein nicht unbedeu-
tendes Geschäft aus der Bank zu
erledigen hatte, sah er dort einen
Mann, der sein Interesse in hohem
Grade erregte. Das war der
Kassenbote Wipfel, der im Kassen-
raum an einem großen Tisch bei
emsiger Arbeit satz. Papiergeld
zählte er,große und kleineScheine,
aber meistens die letzten. Der
ganze große Tisch warmit Bergen
von Scheinen bedeckt, und immer
noch wurden neue hinzugetragen,
und Wipfel zählte und kontrol-
lierte und machte Päckchen aus
den Scheinen, und das alles mit
einer ganz außerordentlichen Ge-
schwindigkeit.
Korbinian Dachsinger sah
Wipfels Tätigkeit zunächst mit
Aeberraschung an; er hatte nicht
gedacht, daß dergleichen so schnell gehn könnte. Dann nickte
er wohlgefällig und suchte Wipfels Aufmerksamkeit durch
einige naive Winke auf sich zu ziehn. Schließlich gelang es
ihm, und Wipfel kam heran.
„Sie," fragte Dachsinger, „Arlaub kriegen's hier doch
wohl auch a mal?"
„Das will ich meinen," sagte Wipfel. „Das wäre ja
noch schöner, wenn ich keinen Arlaub kriegte!"
Dachsinger lächelte Wipfe! sreundlich an. „Möchten's
dann nicht zu mir auf's Land kommen? Gute Kost tät ich
Ihnen schon versprechen."
Wipfel wunderte sich über dies Anerbieten. „Na ja,
aber warum wollen Sie denn-?"
Da zwinkerte Dachsinger listig. „Ia, wiffen's: i hätr'
nämlich auch so a Arbeit für Sie." -o».
Jntereffe
— „Eine Frau muß Intereffe für den Beruf ihres Mannes
haben. Da mein Bräutigam Iurist ist, lese ich jetzt alle
Berichte über Skandalprozesse."
da aus zum Nathaus?"
selbstverständlich I"
— „Früher hat das meine Zimmerwirtin besorgt. Ietzt
macht sie nur Stiche, daß ich zu wenig Miete zahle."
Copyrlght lS?2 by J.F. Schreibcr