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Der rauchende Postbots

ich, „daß die Lerren von der Post jetzt im Dienst rauchen
dürfen, Freilich, manchmal gibt es ein bißchen viel Qualm
im Postlokal, deim im Publikum wird ja auch geraucht.
Ich habe es schon erlebt, daß man im Postamt kaum noch
atmen konnte. Das ist unangenehm für manche Leute, die
da lange herumstehn müssen, sür ältere Damen, brust-
schwache Leute und ähnliche. Finden Sie nicht auch?" Er
nickte und meinte verdrossen, sie hätten auf ihrem Postamt
schvn davon gesprochen, daß dem Publikum das Rauchen
verboten werden müßte, weil es sonst doch zu viel würde.

„Abersür Sie auf Ihren Bestellgängen muß das Rauchen
sehr angenehm sein," suhr ich sort. „Rauchen unterstützt
doch sehr beim Nachdenken, und wenn Sie z. B. eine ver-
zwickteAdresse herauskriegen wollen —" Aber da unterbrach
ermich und erklärte kurz so was gäbe es nichtmehr; es fiele ihnen
aufder Post gar nichtmehr ein, fich unnütze Mühe zu machen, —
der Deiwel sollte kommen und solche Sachen herauskriegen.

Ich unterdrückte die Bemerkung, daß ich manchmal schon
den Eindruck gehabt hätte, der Deiwel wäre bereits im Post-
betriebe beschäftigt. Statt dessen sagte ich: „Ia, es hat sich
vieles gegen früher geändert. Sehen Sie: früher ging man
doch nicht rauchend zu andern Leuten ins Laus oder gar
in die Wohnung. Mir wäre das nie eingefallen. Aber jetzt,
— o, wo ich auch hinkomme, immer rauche ich, und ganz
sorsch und ungeniert, und wenn es mir paßt, dann spucke
ich auch aus. Denn es muß doch endlich mal ein bißchen
anders zugehn in der Welt." Das gefiel ihm; beinahe liebens-
würdig sah er mich an und meinte, da hätte ich wahrhaftig
Recht, und mit der alten Schweinewirtschaft müßte jetzt
gründlich aufgeräumt werden.

Nun seufzte ich: „Ach ja, — wenn nur der Tabak nicht
so teuer wäre!" Da wurde er lebhast und fing an zu schimpfen
über die verfluchten Tabaksteuern und die Entwertung der
Mark, die den Tabakimport beinahe unmöglich machte. Fast
hätte er hierdurch meine Sympathie gewonnen, aber dann
beruhigte er sich und sagte: „Na, schließlich ist's ja nicht so
schlimm! Da muß eben die Post mehr Gehalt zahlen und
wieder das Porto ordentlich erhöhen."

So, jetzt war ich entschlossen, eisern, stählern, nickel-
stählern entschlossen. Ich nahm das bereit gestellte Tabak-
büchschen zur Land. „Wohl dem," sprach ich, „der noch
etwas guten Tabak hat! Lier habe ich eine Sorte, — na,
ich sage Ihnen, so etwas haben Sie noch nie geraucht.
Wollen Sie nicht mal probieren? Ich stopfe Ihnen Ihr
Pfeifchen, mit dem Sie ja auch grade fertig sind." — Jetzt
grinste er sogar freundlich, klopfte seine Pfeife aus, daß die
Asche durch das Zimmer stäubte, und schwenkte das Mund-
stück, daß die Tropfen umherflogen, und ich nahm sie und
füllte und stopfte sie mit großer Kunst. Er wollte sie gleich
anstecken, aber ich riet ihm dringend davon ab. „Immer erst
abkühlen lassen, sonst platzt womöglich der Kopf, und Ihr
schönes Pseifchen ist zum Teufel." Das sah er ein und zog
ab. Bedankt hat er sich übrigens nicht.

Nunhätteicheigentlich ganz gern aus dem Fenster gesehn
und aufgepaßt, wie er wahrscheinlich jetzt unten auf der Straße
- denn lange konnte er kaum widerstehen — die Pfeife an-
zllndete.Aberich unterdrückte dieseRegung; erhättedann viel-
leicht nach meinem Fenster geblickt, und das wäre mir peinlich
gewesen. Ich schüttete fort, was in dem Tabakbüchschen noch
von meiner Mischung übrig geblieben war. Diese Mischung
war,zu lOTeilen gerechnet, folgendermaßen zusammengesetzt:

IVIöggenclorftzr-KIätter blr. 1659. 12. 01<t. ,922. 6ucl°!t IV,°88°. ünnoiieen-ssxgöclition.

Kerlin, Nl-e8lan, I)re86en, Dll88eI<Inrf, I^rnnlrkurr, HaIIen.8., klrnnjtnrx, klnnnover, Löln, ^IsZaeUuiP, jVlnnntieim, >1iincken. ^«rntierßi. 8kuU.xnit. Drax', >Vion, ^Vareeknu. Dnsel, ^liricti.

LeZiellun^en aul clie ^Vocbenau8ßsabe bei alien kucb- unci K.un8ibancilun§en, 2ei1unF8-Lxpecjitjonen u. po^tümtern. V!erteIMbr8prei8 (13 biuininern) treibleibencl in O u,i8cb-
lanä IV1K. 195.— obne 2u8le1Iun§, po8tbexuxs unci po^tttbenvei^unZ vorn Verla^ iVIK. 195.90, unter Kreu?b3nc! innerbälb Veut8cbl3nä8 u. Oe8terreicb8 po^ttrei I<eicb5in3rli 235.— ,
N3cb äer ^8cb6cbo8lo^v3kej kc. 20.—. bl3cb cienjeni§en bZnäern, cleren V3IUI3 tur peicb8M3rk nicbl ^ve^entlicb köber i8t s>8 vor öem Krie^e iVIK. 300.—. ^n cleut^cbe

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in Doppklhrftrn nm l.u. 15.

Ein neues Käferbuch LLiL-LlLL

u.214Seit.Text erschienunterdemTitel: Taschenbuch derKäfer.Von
H.Wagner. Mk.392.-frko. 8cbreiberVerIa§, ^ülinßsena. dl.

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U Ibnen neue Vke^e xu Olück,
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^ Lbe! OI3N2. ^neri<ennun§,
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liatrologlsobes IirsMut „Orlo»"
verl!n-8obünederg 262.

neues Gesicht

von vollkommenster Retnhcil des
Teints durch meine llder 3V
Iahrs beruhmtc „Schäikur".
Ernenert und verjiingt insoigc
nnauffälligen Hautwechsels d<e
Gesichtsobcrliautu.befreitsicvon
allen Unreinigkeiten. Ar-tl. em-
pfohlen, M. 125.-. Otto Reichei,
Berlin 38. 80, Eisenbahnstr.4.

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