Die Brille deS Lerrn Zademack
er sich wieder mal ein bißchen Wurst kaufte, war jener Mann, weil Zade-
mack unbeholfen herumgrapschte, hilfreich und drückte ihm das Wechsel-
geld in die Land. Zademack empfand das als anerkennenswerte Freund-
lichkeit; der Mann war doch wohl ganz nett, er mochte ihm früher
unrecht getan haben. — —
So vergingen die Wochen und die drei Monate, und eines Tages
hatte Zademack die 200 Mark beisammen, die ja eigentlich ein Dreck
waren. Zu Beginn der Sparperiode hatte er angenommen, daß er
dann sofort zu dem unfreundlichen Optiker eilen und die Brille bestellen
würde, — mit der dringenden Bitte nm möglichste Beschleunigung der
Arbeit. Ietzt sagte er sich: Ach, ich gehe morgenl Labe ich so lange
gewartet, kommt es auf einen Tag auch nicht an. — Am andern Tage
aber hatte er auch noch keine rechte Lnst, und am dritten Tage über-
legte er sich den Fall ordentlich. Also: warum wollte er nun eine
Brille haben? Am die Zeitung lesen zu können? Das hatte er sich ab-
gewöhnt. Was die Franzosen machten oder die Polen oder die Negie-
rung in Berlin, — ach, das war ihm ziemlich gleichgültig geworden.
Er konnte ja doch nichts ausrichten. — Weder gegen die Franzosen noch
gegen die Polen noch gegen die Regierung in Berlin. Nein, die Zeitung
brauchte er nicht; das Geld konnte er sparen, — oder nein, nicht sparen,
sondern stch etwas zu essen dafür kaufen. And die Spaziergänge und die
Stunden am Fenster? Das war ja alles jetzt recht schön, gar nicht
besser konnte es sein. Wie fidel kam er jetzt nach Lause, mit welchem
Appetit-
Donnerwetter, der Appetit! Der alte Zademack sprang von seinem
Lehnstuhl aus, steckte das Brillengeld ein und machte, daß er über die
Straße kam, — in den feinen Fleischerladen zu dem Mann mit der
weißen Schürze. Eine ganze Salamiwurst kaufte er, eine prächtige Salami.
!lnd dann besorgte er sich noch ein paar Weißbrötchen und eine Flasche
Starkbier und hielt eine Mahlzeit, wie sie selbst die alten Götter nicht
gehabt haben. Wenigstens war Zademack dieser Meinung. Aber er
hatte auch ganz recht damit, denn Salami gegessen und Starkbier ge-
trunken haben die alten Götter nicht. —
Der unfreundliche Optiker hatte also doch recht gehabt, ungläubig
zu brummen. Der alte Zademack kam nicht wieder, sich eine Brille zu be-
stellen. Er wollte jetzt gar keine mehr haben und hatte gute und weise
Gründe dafür.
Das junge Ehepaar Meier zeigt mir seine neue Villa.
Wir betreten die Bibliothek. 18 Klubsessel, 4 Spieltische, 1 Bücher-
schrank. Jn diesem befindet sich, was die jüngste Literatur an Büchern
und was das moderne Buchschmuckgewerbe in der letzten Zeit an schönen
Einbanddecken hervorgebracht hat.
Ich kann mich nicht enthalten, zu fragen: „Goethe, Schiller, — die
Klassiker — haben Sie wohl gar nicht?"
„O doch," sagt Frau Meier, „aber wissen Sie, wir schaffen uns immer
das Neueste an, und die älteren Sachen kommen dann auf den Speicher".
Der Tertianer
Ein Angestellter einer Lamburger Elfenbeinhandlung hatte seiner
Firma Elfenbeintasten für Klaviere im Werte von 1'/- Millionen Mark
gestohlen. Er fand zunächst keinen Abnehmer, bis sich schließlich ein
Berliner Tertianer gegen eine Provision von 45 000 Mark erbot, die
Ware weiter zu schieben. Der Tertianer war aber so ungeschickt, die
Tasten eben jener Lamburger Firma anzubieten, von der ste stammten,
wodurch die Geschichte herauskam.
Weiter wird über diesen unternehmenden Tertianer nichts berichtet.
Es ist aber ganz klar, daß es ein Antertertianer gewesen ist. Ein Ober-
tertioner hätte natürlich von dem Geschäft schon mehr verstanden und
die Sache geschickter gedeichselt, jedenfalls auch eine weit höhere Pro-
vision genommen.
Immerhin: der Tertianer kann sich, wenn er überhaupt schon so
viel Latein versteht, wozu ihm seine Anternehmungen aber vielleicht
wenig Zeit lassen, mit Ovids Verse trösten: Ot ckesint virss, tsrrisn est
lsuclsnlis voluntss. —on.
/Vtit Oäol übt man clie 2luvekIä88iZ8te
Nuncl- uncl ^atinptleZe LU8!
'iVer bssoncksrsn ^Vsrt. claruuk Isßsk, seins
blsnäsnci wsiü ^u srlraltsn, bsnut^s uuüsrcisrn
OrI«>I-2skni»ssts.
Oäo1-2uhnpu8ta rsiniAt vortrstklisli unä vsrlrütst
bsi tÜAliolrsin Osbruuslr äis küstlislrs VsriürdunA
äsr WIins, sowis äis LiläunK von ^slrnstsin.
ver KWiclie Se^climlick Mll^ie iivermclieii!
tt. Itl. Oui't, „VVeltliclil"
^8ti'<-Io8sl8cke8 ln8titut
Hsrndurg 36 o ?08tksvd 1S6
* Üiv 8t«ru« *
liigvn uiolit!
VerAcini-enIieii unct ^ukunli,
^beieben, ObLrakter, Olück,
tteirat, Heicbtum U8>v.
Ül>8fiilii'l.llos08l<op s.lnlanl! IVIIc.Sll.-. 8oivik IVI.Z.- füi'poi'to. kllsnveilgnge llkgti8pi'ü8pek!.
Sie können lachen
imd zuglcich Jhre cnglischcn Iind französischen Eprachkenntnisse
auffrischen, wenn Sie
„Little Puck" und „Le Petit Parifien"
rcgelmiißig lesen. Hinnorvoll, anregend, leicht verständlich;
gerade das, was auch Sie suchen. Probe-Vierteljahr nur
2>!k. 9».— jede Zeitschrist. Probeseiten kostenlos,
I'»U8ti»», Vv»I»8, 76,
7. Noiir«» !>»!> i»uiiil'iiiki)-
Uoppellcinn, stsrker L.eib
u UÜkten, unscküno plumpe
8V aäen, desonäers NZLIicii »virken-
lle äicke kmkZelenke beseiugt
clos Ille-Iis „cts-2ekrwscbs"
Lin neue8 8ebr 8virk8Lme8 /Vtitlel, um
an jecier ^e^vün^cbten Ltelle üder-
OrIgins>preisVi.I«4.-.sz>,orgsvss^,^sz"
kerün V1125. Veinml-Ilbl. VotzilWeküi. Z2.
LljsiniAS InssratsnüQllkiiuris: lluilols IVIosse, Lllllvllosll-Lxxsäitioll.
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er sich wieder mal ein bißchen Wurst kaufte, war jener Mann, weil Zade-
mack unbeholfen herumgrapschte, hilfreich und drückte ihm das Wechsel-
geld in die Land. Zademack empfand das als anerkennenswerte Freund-
lichkeit; der Mann war doch wohl ganz nett, er mochte ihm früher
unrecht getan haben. — —
So vergingen die Wochen und die drei Monate, und eines Tages
hatte Zademack die 200 Mark beisammen, die ja eigentlich ein Dreck
waren. Zu Beginn der Sparperiode hatte er angenommen, daß er
dann sofort zu dem unfreundlichen Optiker eilen und die Brille bestellen
würde, — mit der dringenden Bitte nm möglichste Beschleunigung der
Arbeit. Ietzt sagte er sich: Ach, ich gehe morgenl Labe ich so lange
gewartet, kommt es auf einen Tag auch nicht an. — Am andern Tage
aber hatte er auch noch keine rechte Lnst, und am dritten Tage über-
legte er sich den Fall ordentlich. Also: warum wollte er nun eine
Brille haben? Am die Zeitung lesen zu können? Das hatte er sich ab-
gewöhnt. Was die Franzosen machten oder die Polen oder die Negie-
rung in Berlin, — ach, das war ihm ziemlich gleichgültig geworden.
Er konnte ja doch nichts ausrichten. — Weder gegen die Franzosen noch
gegen die Polen noch gegen die Regierung in Berlin. Nein, die Zeitung
brauchte er nicht; das Geld konnte er sparen, — oder nein, nicht sparen,
sondern stch etwas zu essen dafür kaufen. And die Spaziergänge und die
Stunden am Fenster? Das war ja alles jetzt recht schön, gar nicht
besser konnte es sein. Wie fidel kam er jetzt nach Lause, mit welchem
Appetit-
Donnerwetter, der Appetit! Der alte Zademack sprang von seinem
Lehnstuhl aus, steckte das Brillengeld ein und machte, daß er über die
Straße kam, — in den feinen Fleischerladen zu dem Mann mit der
weißen Schürze. Eine ganze Salamiwurst kaufte er, eine prächtige Salami.
!lnd dann besorgte er sich noch ein paar Weißbrötchen und eine Flasche
Starkbier und hielt eine Mahlzeit, wie sie selbst die alten Götter nicht
gehabt haben. Wenigstens war Zademack dieser Meinung. Aber er
hatte auch ganz recht damit, denn Salami gegessen und Starkbier ge-
trunken haben die alten Götter nicht. —
Der unfreundliche Optiker hatte also doch recht gehabt, ungläubig
zu brummen. Der alte Zademack kam nicht wieder, sich eine Brille zu be-
stellen. Er wollte jetzt gar keine mehr haben und hatte gute und weise
Gründe dafür.
Das junge Ehepaar Meier zeigt mir seine neue Villa.
Wir betreten die Bibliothek. 18 Klubsessel, 4 Spieltische, 1 Bücher-
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und was das moderne Buchschmuckgewerbe in der letzten Zeit an schönen
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Der Tertianer
Ein Angestellter einer Lamburger Elfenbeinhandlung hatte seiner
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gestohlen. Er fand zunächst keinen Abnehmer, bis sich schließlich ein
Berliner Tertianer gegen eine Provision von 45 000 Mark erbot, die
Ware weiter zu schieben. Der Tertianer war aber so ungeschickt, die
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