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Der Wohltäter

— „Wollen Sie nicht auch
Ihr Scherflein zum Bau des
neuenWaisenhauses beitragen,
indem Sie ein Lotterielos
kaufcn?"

— „Ach wo, ich gewinn' ja
doch nichts!"

NotwendigeAnschaffung

— „Ich könnte Ihnen noch
viel mehr erzählen, Frau
Bleise, aber leider hab' ich's
Essen auf dem Feuer."

— „Sehen Sie, Frau Krause,
ich hab' Ihnen schon immer
gesagt, Sie solltcn sich 'ne
Kochkiste anschasfen."

Bescheidene Bitte

— „Sie haben mich in dem
Geschäftsbriefe ,LumP' und
.Betriiger' genannt, was wird
meinBuchhaltergedachthaben,

— wenn Sie mal wieder solche
Ausdrücke gebrauchen, schrei-
ben Sie doch bitte ,Persön-
lich' auf den Brief!"


— „Den Lerrn Pfarrer hab' ich schon zuerst grüßen müssen. Aber
dem Sepp sein Glück is', daß er nicht aufgeschaut hat. Wenn er mir
zugenickt hätt', — da hätt' ich ihn nachher hundsjämmerlich verdroschen,
weil er gemeint hätt', daß ich den §,ut vor ihm abgenommen hab'."

vie beiäeii Onkel

^iiäolin, ein junger Mann,
I)Lt rivei Onkel, äie ikn mögen
llnä, vvei! er er brauchen
kann,

lhn versehn mit lleläbelrägen.

kiner ist äer Onke! ?sul,
ver sl; pessimilt verkünäet,
vas, kuropr gänalich ksul
llnä ein kncle nächslenr linäet.

voch äer anäre, Onkel kranr,
lüebt 's, sl; Oplimist ru glühen
llnä erklärt, wie trüher
gsna

llieräe alle; balä erblllken.

Iriäolin ist sehr bemüht,
lleinen von äen Iserrn ru kränken,
Ie nachäem er einen sieht,
ptlegt er seinen Linn ru lenken.

lst er mal bei Onkel paul,
Lchvvört er aul äte nake ßülle,
llder Irok reiht er äa; Msul,
l>> äer Onkel ?ranr rur Ltelle.

Oinmsl hier unck einmal äort,
penckelt er mit seiner Meinung.
Lsngre 2eit geht äie; lo lort,
vr lritt llnheil in krlcheinung.

Onkel psul unä Onkel ?rsnr,
vie einanäer lonst nicht mögen,
Lehn stch! unvermutet gsnr
Ist auch Diäolin rugegen.

„vsher llrach äe; vbenälanä;!"
ssat äer Onkel paul gelprochen.
„ölöälinn!" lchreit äer Onkel
?ranr;

„Morgenrot ist angebrochen l"

Onkel paul lprichtl „Diäolin,
Lag'ihmäeine Meinunglllchtig!"

Onkel ?ranr rutt: „Lalle ihn
lllillen, vvs; äu hälst lllr richlig!"

Iriäolin, in groster pein,
lst nun gänrlich unentlchlossen,
Schvveigt unä reigt lich gleich
vvie ein

puäel, äessen?cll begosten.

öeläer Onkel veigung ist
va liir Diäolin erloschen,
llnä er kriegt, vvs; er vermiht.
stetzt von keinem einen örolchen.

vie; ist treilich ganr egal,
voch ein vvichtige; krgebni;
lst lür jeäen äie Moral,
vie msn rieht au; äem Legebni;.

ssätte Iriäolin äen Mut
kiner llnstcht autgetrieben,
lllär' ihm von äen Onkeln gut
kiner vvenigllen; gedlieben.

viemsl;, Menlch, lei vvle ein stohr
Line lchvvsnkenäe Orlcheinung,-
Nehe äie;, rieh' jene; vor,
Mcr habe eine Meinung l

Das Konzertschwein

Der Klaviervirtuos ist, das muß ihm der Neid lassen,
ein äußerst tüchtiger Geschäftsmann und seht immer Limmel
und Äölle in Bewegung, das Publikum heranzuviehen. So
hat er denn auch in der Kreisstadt A, ein Konzert ange-
sagt und dem dortigen Konzertagenten auf die Seele ge-
bunden, ja nicht mit der Reklame zu sparen. Aber die
Leute in der Stadt haben den Kopf viel zu voll von Ge-
treidepreisen, Devisenkursen und höchstens noch von Kino-
sensationen, als daß sie noch allzuviel Interesse für die
Klavierkunst aufbringen könnten. Spaltenlange Inserate
mit tönenden Lobpreisungen über den berühmten Meister
der Tasten helfen auch nichts; es werden keine Karten ver-
kauft, man ist verzweifelt. Da plötzlich kurz vor dem Konzevt-
tage stürzt er aufgeregt in das Büro des Konzertagenten.
„L>err Leffre!" schreit er, „Lerr Leffre, ich habe eine groß-

artige Idee-1" — „Das Konzert absagen?" meint

der trocken. „Llnsinn! Aber eine Idee habe ich! Wenn das
nicht zieht, zieht gar nichts mehr. Wir werden einfach an-
kiindigen, daß der tausendste Besucher ein lebendes Schwein
als Präsent erhält! Glänzend, nicht?" —

„Nun," sagt Leffre ironisch, „die Idee ist ja sicher
genial und besonders, wenn man das Schwein auf das
Konzertpodium hinsetzen würde, so wäre es zweifellos ein
großer Erfolg. Aber es geht nicht!" — „Warum den«
nicht?" braust er auf. „Das wird ja viel zu teuer! Dcnken
Sie mal, heute kostet ein Pfund Schweinernes Lebendgewicht

schon allein-!" — „Das ist doch ganz nebensächlich,

Lerr Leffre! Sie sind auch wirklich gar kein Geschäftsmann!
Wir brauchen doch auch kein wirkliches Schwein!" —

Leffre ist perplex: „Aber bester Lerr, soeben sagen Sie
doch selbst, wir sollten ankündigen, daß-?" —

„Ach ankündigen! Ankündigen können wir es ja, Sie
Schwachmatikus! Aber wir geben doch natürlich nur 999
Billetts aus! Verstanden?" Ntno

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