Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Der Herr Nat Von IosefVira

Ein lustiger Sommerwind war aus den Windeln ge-
krochen und ging in den Straßen der Stadt spazieren. Dazu
schien die Sonne ergiebig auf die Erde hernieder, — und
beide zusammen, der Wind und die Sonne, machten de»
Leuten die Köpfe heiß: der Wind durch seine Slreiche, die
Sonne durch ihre Strahlen.

Es war ein Wetter, so richtig dazu angetan, kleine
Buben auf dumme Gedanken zu bringen.

Der Toni und der Pepperl hatten den Briefkasten eines
Äauses bis zum Nande mit
Steinen angefüllt.

Nach Beendigung dieser
angestrengten Arbeit rückten
sie eiligst vom Schauplatz der
Betätigung ab und ergingen
sich in den Anlagen. Siedachten
aber immer noch an Steine und
Briefkästen.

Weißt du, saqte der Pep-
perlzumToni, der Radfahrweg,
von dem wir die Steine weg-
genommen haben, ist nun ganz
sauber. Ich glaube, wenn man
alle Briefkästen mit Steinen
von den Radfahrwegen anfüllen
täte, würden sich die Nadler
sehr srcuen.

Ia, sagte der Toni, aber
schau, da hängt ein Lut auf
dem Baum, den könnte man mit
Steinen schön herunterwerfen.

Richtigl es hing ein Äut
an einem Aste und Klein-Anne-
marie, welcher der Lut gehörte,

132

stand betrübt unter dem Baum
und schalt auf den Wind, der ihn
ihr entführt und auf den Baum
befördert hatte.

Paß mal auf, Pepperl, ich
werfe bloß einen Stein hinauf,
dann ist er herunter.

Der Toni nahm einen Stein
auf, machke einen schönen Schwung
und warf.

Klirrl sagte die Straßenlaterne
neben dem Baume und ließ
Scherben zu Boden rieseln.

Es ist bloß ein Sprung, tröstete
der Pepperl, und das kleine Loch,
das die Laterne nun hat, kann
man leicht mit einer Zeitung zu-
machen. Meine Mutter hat auch
eine Scheibe, die sich zerbrochen
hat, mit einer Zeitung zugemacht.

Man muß hinaufsteigen, er-
klärte der Toni, sonst fällt der
Lut nicht herunter. Pepperl, stell
dich hin. Ich fteige auf deinen
Kopf, dann erwische ich einen Ast
und komme schon hinauf.

Der Pepperl stellte sich an den
Stamm, und der Toni stieg erfi
auf Pepperls Knie, dann auf Pep-
perls Schultern, dann auf den
Kopf, dann streckte er stch, und
der Pepperl streckte sich auch, aber es reichte nicht.

Pepperl schieb! rief der Toni. Du mußt doch schieben,
es reicht ja nicht.

Ich kann doch nicht schieben, widersprach der Pepperl
Mit dem Kopf kann man doch nicht schieben!

Ich stell' mich auf die Zehen, sagte der Toni, dann
geht es ...

Au! sagte der Pepperl und nahm seinen Kopf weg,
und der Toni sauste wie ein Blitz zur Erde nieder.
lFortsetzung Seite lZL>

— „Ziehst denn schon wieder aus, Sepp?"

— „I wo, ich habe bloß einen Offenbarungseid zu leisten."
 
Annotationen